Fliehkräfte der Integration? Transmigration als Regierungslogik

Fliehkräfte der Integration? Transmigration als Regierungslogik

Veranstalter
Behemoth. A Journal on Civilsation
Veranstaltungsort
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.04.2011 -
Deadline
15.05.2011
Website
Von
Kathrin Franke

-CALL FOR PAPERS-
Deadline für Abstracts: 15. Mai 2011

FLIEHKRÄFTE DER INTEGRATION?
TRANSMIGRATION ALS REGIERUNGSLOGIK

Seit einiger Zeit werden mehr oder weniger dauerhafte Praktiken transnationaler Mobilität beschrieben, die Migration als Transmigration ohne (zwangsläufigen) Endpunkt, ohne die Dichotomie von Weg und Ankommen, von Einreise und Integration transnational denk- und lebbar machen. Daraus folgt auch, dass die Subjekte der Migration sich nicht länger als Signifikant (bspw. „Gastarbeiter“ oder „Flüchtling“) für eine planvolle und kalkulierende Form der Mobilität mit festgelegtem Ausgangs- und Ankunftsort konzeptionalisieren lassen. Transmigration in diesem Sinne lässt sich im Anschluss an Deleuze/Guattaris Konzept der Nomadologie als eine Bewegungsform denken und beschreiben, die nicht zwischen zwei festgelegten Punkten verläuft, sondern als Aneignung und Reinszenierung von Raum zu denken ist. Bislang wurden migratorische Praktiken aus staatlicher Perspektive vor allem als Störungen betrachtet, die in einer absoluten Dichotomie von Herkunft und Ankunft einseitig abzuwehren oder zu integrieren waren, also vom Staatsvolk ausgeschlossen oder als Teil dessen dauerhaft gemacht werden mussten. Demgegenüber lassen sich gegenwärtig auf allen möglichen Ebenen staatlicher Steuerung (von der EU bis zur Kommune) und auch in Bereichen der Regierung jenseits des Staates Anzeichen für einen Paradigmenwechsel hin zur Regierung von Migration als Transmigration im oben genannten Sinn beobachten, dessen migrations-, gesellschafts- und staatstheoretischer Gehalt noch völlig ungeklärt ist. Wir laden zur Einsendung von Abstracts für Beiträge des Behemoth-Heftes ein, die solche Entwicklungen in den Blick nehmen.

Wir bitten also um Abstracts für Beiträge für das Heft (max. 2800 Zeichen) die folgende und weitere Fragen aufgreifen:

Praktiken und Organisationsformen von Transmigration
Die paradoxen Effekte staatlicher Regulationen sind bislang insbesondere im Hinblick auf die europäische Grenzsicherungspolitik beschrieben worden. Inwiefern (und wenn ja, wie) durchbrechen transmigratorische Praktiken die (staatlichen) Dichotomien bei Fragen der Identität und Zugehörigkeit? Wie lassen sich transmigratorische Räume und Praktiken (unter nationalstaatlichen Bedingungen notwendigerweise illegalisiert oder zumindest informell) organisieren?

Inszenierungen des Transmigrantischen
Welche Kämpfe werden um die Transmigration geführt? Lassen sich Problematisierungen von Nationalstaatlichkeit im Bereich von politischen, kulturellen, künstlerischen Interventionen identifizieren? Welche Ansätze der wissenschaftlichen Inszenierung der Transmigration gibt es? Welche Einhegungen werden durch kulturalisierende und ethnisierende Inszenierungen der Transmigration produziert?

Regierung durch das Transmigrantische
Lassen sich Regulationen identifizieren, die die „Konjunktur des Integrationsparadigmas“ unterlaufen? Und wenn ja: Lassen sich Formen postnationaler Bürgerschaft oder staatliche Repräsentationen der Transmigration identifizieren? Welche Elemente einer nicht-integrationistischen Migrationspolitik lassen sich im Hinblick auf andere Grenzziehungsprozesse herausarbeiten? Sind die mit Zugehörigkeit einhergehenden räumlichen Rechte jenseits von Sesshaftigkeit denkbar? Resultiert die Kosmopolitisierung des europäischen Grenzregimes in Formen eines formell regierten Nomadismus? Und welche Formen von Staatlichkeit würden solche regulativen Praktiken implizieren? Inwiefern lassen sich europäische Entwicklungen „abgestufter Souveränität“ als Effekte nomadischer Migrationsbewegungen beschreiben?

Erscheinungstermin: Frühjahr 2012
Deadline für Abstracts (auf Englisch oder Deutsch): 15. Mai 2011

Abstracts senden Sie bitte an:
behemoth@rz.uni-leipzig.de

Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung:
Elena Buck: buck@uni-leipzig.de

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-CALL FOR PAPERS-
Deadline for Abstracts: May 15, 2011

CENTRIFUGAL FORCES OF INTEGRATION?
TRANSMIGRATION AS A LOGIC OF GOVERNMENT

For some time now, scholars have described more or less permanent practices of transnational mobility that make migration thinkable and livable as transmigration without an (inevitable) end, without the dichotomy of departure and arrival, of entry and integration. Consequently the subjects of migration can no longer be conceptualised as signifiers (e. g. „guest worker“ or „refugee“) for a planned and calculating form of mobility with fixed points of departure and arrival. Following Deleuze's and Guattari's concept of nomadology, transmigration in this sense can be conceptualised and described not as a form of movement proceeding between two fixed points but as appropriation and reproduction of space. So far, states have regarded migratory practices mainly as disturbances to be repelled or integrated, to be excluded from the body politic or to be made permanent as part of it, in an absolute dichotomy of departure and arrival. Currently, however, signs of a paradigm shift towards governing migration as transmigration in the abovementioned sense are noticeable at all levels of state governance (from the EU to local authorities) and in areas of governance beyond the state. This emerging paradigm's content and meaning for migration, social and state theory remains to be determined.

We invite abstracts for articles investigating such developments. Abstracts should be no longer than 2800 characters and can address the following or further questions:

Practices of transmigration
The paradoxical effects of state regulation have been described mainly in terms of European border protection policy. Do transmigratory practices subvert dichotomies of identity and belonging? If yes, how? How are spaces and practices of transmigration (necessarily illegalised or informal under nation-state conditions) organised?

Staging transmigration
Which struggles take place around transmigration? Is it possible to identify political, cultural or artistic interventions that problematise nation-stateness? Which approaches to scientific stagings of transmigration exist? Which effects do culturalising and ethnicising stagings of transmigration produce?

Governing through transmigration
Is it possible to identify regulations that subvert the boom of the integration paradigm? If so: is it possible to identify forms of post-national citizenship or state-sponsored representations of transmigration? Do elements of a non-integrationist migration policy exist in view of other boundary-making processes? Is it possible to conceptualise spatial rights beyond sedentariness? Does the cosmopolitisation of the European border regime lead to formally governed forms of nomadism? Which forms of stateness would such regulative practices imply? Can European developments of „graduated sovereignty“ be described as effects of nomadic migration?

Date of publication: Spring 2012
Length of abstracts (in English or German): max. 2800 characters

Please send abstracts to:
behemoth@rz.uni-leipzig.de

Contact:
Elena Buck: buck@uni-leipzig.de

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