Im Sommersemester 2011 findet wieder das Altertumswissenschaftliche Kolloquium der Universität Augsburg statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Die Vorträge finden jeweils ab 18:15 Uhr im Hörsaal III, Universitätsstraße 10, statt.
Alle Vorträge sind auf das übergeordnete Rahmenthema "Götter und Kultorte in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches" bezogen:
Mit dem Begriff „Interpretatio Romana“ beschreibt der römische Historiker Tacitus in seinem berühmten Buch „Germania“ einen Vorgang, in dem die Römer die Gottheiten der von ihnen eroberten Völker und Gebiete an ihre mitgebrachten religiösen Vorstellungen anzugleichen pflegten. Obwohl das soweit geschilderte Phänomen grundsätzlich in allen Teilen des Imperium Romanum anzutreffen ist, gewinnt es speziell mit Blick auf die Provinzen nördlich der Alpen eine weitgehend eigenständige Qualität. Dies hängt damit zusammen, dass die hier von den Einheimischen verehrten Götter mit denen der Römer nicht nur gleichgesetzt wurden, sondern dass es darüber hinaus zu einer Reihe von Neuschöpfungen kam, mit denen die bis dahin bildlosen Gottheiten der Kelten und Germanen erstmals eine konkrete Gestalt erhielten. Ähnliches gilt für die Kultorte, die gemäß den einheimisch geprägten naturreligiösen Glaubensformen hauptsächlich aus heiligen Hainen, Quellaustritten oder einfachen Bezirken in Holz-Erde-Technik bestanden. Insofern hätte der Kontrast zu den aus Italien importierten steinernen Tempelbauten kaum größer ausfallen können. Daneben gab es aber auch jetzt eine Vielzahl an architektonischen Sonderentwicklungen, in denen sich die lokal bedingten und als solche beibehaltenen Riten im römischen Gewand widerspiegeln.
In der modernen Forschung spielt die umrissene Thematik eine zunehmend wichtige Rolle. Dabei richtet sich das Interesse nicht allein auf den religionshistorischen Aspekt, sondern dieser wird gleichzeitig zum Anlass genommen, um den sich parallel vollziehenden kulturellen Transfer hinsichtlich der Schaffung regionaler Identitäten genauer zu untersuchen. Die Problematik eignet sich in jeder Weise für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, wie sie dem ursächlichen Anliegen des Augsburger Altertumswissenschaftlichen Kolloquium entspricht. Mit dem für das Wintersemester 2011/2012 gewählten Titel wird zudem ein unmittelbarer Bezug zu den Verhältnissen in unseren Breiten hergestellt.