Les langues spécialisées dans l’Europe du XVIe siècle / Fachsprachen im Europa des 16. Jahrhunderts

Les langues spécialisées dans l’Europe du XVIe siècle / Fachsprachen im Europa des 16. Jahrhunderts

Veranstalter
DFG/ANR-Projekt 'Eurolab - Dynamik der Volkssprachigkeit im Europa der Renaissance. Akteure und Orte.'; LMU München; Universität Lille; Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltungsort
Paris, Centre Univ. Chicago / ENS rue d'Ulm
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
09.09.2011 - 10.09.2011
Von
Cornel Zwierlein

Die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte der letzten Zeit hat eine Fülle von neuen Forschungen zu verschiedenen Disziplinen der frühneuzeitlichen Wissenschaften hervorgebracht. In dieser Tagung sollen diese Themen und Gegenstände aus einem spezielleren Blickwinkel neu angegangen werden, dem der Fachsprachlichkeit: Interdisziplinär sollen sowohl Geographie, Botanik, Zoologie, Philosophie, Recht und Politik als Gegenstände spezifischer Fachsprachen untersucht werden. Dieselben können dabei als 'Marker' ganz genereller, auch für den Allgemeinhistoriker höchst bedeutsamer Empirisierungsprozesse verstanden werden.

Latein war über Jahrhunderte hinweg die einzige autoritative Sprache in den Wissenschaften, Künsten und Techniken. Mit der Renaissance treten komplementär zum Latein, teilweise auch in Konkurrenz zu demselben im Bereich von Wirtschaft, Naturgeschichte, Recht, Musik und Politik neue Sprachregime auf. In diesen Bereichen kann man nämlich eine Autorisierung der vernakularen Fachsprachen feststellen. Die Arbeitshypothese für diesen workshop ist, dass diese Autorisierung des Vernakularen einhergeht mit einem größeren Prozess der Methodisierung der Empirie oder dessen Frucht ist, der in den Wissenschaften und Künsten der Renaissance beginnt. Das gelehrte Recht beginnt die Kaufmannssprache der italienischen Hafenstädte aufzunehmen (assicuranza, polizza, cambio...) sowie die Sprache des regionalen Gewohnheitsrechts; in der vor-Linné’schen Naturgeschichte nimmt man die indigenen Namen und das indigene Wissen über die Pflanzen und Tiere auf, in der Musik beginnt man langsam die Sprache der praktischen Musiker zu rezipieren und so die arithmetische Konzeption von Musik zu ersetzen; in der Politik rezipiert man die Worte und Schlüsselkonzepte der italienischen politischen Kultur bis hin zu Prozessen der Relatinisierung der vernakularen Begriffe (contrapeso/contrepoids/equilibrium/ratio status...). Am Ende der Frühen Neuzeit scheint es zwei unterschiedliche ‚Lösungen‘ dieser Mischungsprozesse zwischen Latein und Vernakularsprachen gegeben zu haben, Hybridisierung oder Positivismus. Eine Hybridisierung der Sprachen und Wissensordnungen kann man beispielsweise im Bereich der Wirtschaft feststelen, wo die neuen Vertragstypen, die in den Hafenstädten und Börsen des Spätmittelalters und der Renaissance erfunden werden, nie komplett in die Strukturen des herkömmlichen gelehrten römischen Rechts integriert werden; statt einer solchen Integration entstehen außerhalb der Kern-Bereiche der Systematisierung gelehrten Rechts spezielle Handelsrechtsbücher bis zum 19. Jh., die aus einer semantischen und sprachlichen Mischung von antikem Recht und dem Recht der Praxis zusammengesetzt ist. Der Weg des ‚Positivismus‘ wird hingegen beispielsweise in der Naturgeschichte beschritten, wo das meist neologtistisch verfahrende Linné’sche System der binominalen Klassifikation ab der zweiten Hälfte des 18. Jhs. die vorherige Pluralität und Misch-Vielfalt der Namen und Vernakularsprachen verdrängt, die in den wissenschaftlichen Traktaten seit dem 16. Jh. akkumuliert worden war, womit der epistemische Rahmen der Renaissance endgültig zerbrochen wurde. Unabhängig davon, welcher der beiden Wege am Ende der Frühen Neuzeit gegangen wird – Hybridisierung oder Positivismus – ist es für die Zeit der Renaissance selbst entscheidend, die modi des Austauschs zwischen Vernakularsprachen und gelehrter Sprache und die Mischungsformen zwischen beiden als Effekt und Motor zugleich eines Prozesses der Empirisierung des Wissens und der Wissenschaften zu untersuchen.

Programm

9.00
Elsa Kammerer (Univ. Lille 3) et Jan-Dirk Müller (Univ. Munich) : accueil des participants
Cornel Zwierlein (Univ. Bochum) : introduction

Session I : Langue des « sciences naturelles » (géographie, histoire naturelle)

9.30 - 11.10
Présidente : Elsa Kammerer (Univ. Lille 3)

Axelle Chassagnette (IHMC, École normale supérieure / CNRS) : Le langage géographique à la Renaissance : concepts anciens et usages modernes
Annette Gerstenberg (Univ. Bochum) : Tradition et transformation de la topographie italienne : enjeux lexicaux

Pause
11.30 - 13.10
Président : Roland Béhar (Univ. Lille 3)

Sylvia Brockstieger (Univ. Tübingen) : Botanische Fachliteratur aus dem Straßburg des 16. Jahrhunderts (Carrichter, Emmel, Kyber u.a.)
Henrike Schaffert, (Univ. München) : Naturwissenschaften im deutsch-französischen Kontaktraum. Zu den Mömpelgarder Schriften des Württembergischen Leibarzts Johann Bauhin
(Buffet au Centre de l’Université de Chicago)

Reprise de la session I

14.30 - 16.10
Président : Jan-Dirk Müller (Univ. Munich)

Paul Smith (Univ. Leiden) : Vers une terminologie ornithologique dans les années 1550-1560 (Gesner, Belon et quelques autres)
Brian Ogilvie (Univ. of Massachusetts Amherst) : Vernacular names and descriptions of insects in Renaissance natural history
Pause

Session II : Langue philosophique

16.30 - 18.10

Présidente : Anne-Pascale Pouey-Mounou (Univ. Lille 3)

Franz Lebsanft (Univ. Bonn) : Le lexique philosophique dans le « Liure de boece de consolation de phylosophye » (Colard Mansion, Bruges, 1477)
Joseph Freedman (Univ. Alabama) : The role of new academic terminology in the emergence of new philosophical disciplines in 17th century Central Europe

10 septembre 2011
ENS Paris - rue d’Ulm

Session III : Langue politique

9.00 - 11.20
Présidente : Mercedes Blanco (Univ. Paris 4)

Jean Balsamo (Univ. Reims) : Les Essais de Montaigne, ou comment parler des guerres de religion
Lucia Bianchin (Univ. Trento) : Latino e lingue volgari nella letteratura giuridico-politica del Cinque e Seicento in Germania
Merio Scattola (Univ. Padova) : Die Herausbildung der deutschen politischen Sprachen in den Disziplinen und literarischen Gattungen der Frühen Neuzeit

Pause
11.40 - 12.30
Synthèse et discussion finale
Les langues spécialisées dans l’Europe du XVIe siècle
Fachsprachen im Europa des 16. Jahrhunderts
Eurolab -

Kontakt

Prof. Dr. Cornel Zwierlein

Juniorprofessur für Umweltgeschichte
Ruhr-Universität Bochum
Historisches Institut
Universitätsstr. 150
Raum GA 4/145
44801 Bochum
Tel.: 0049 (0) 234 / 32-24684
Fax: 0049 (0) 234 / 32-14240

Email: Cornel.Zwierlein@rub.de

http://www.rub.de/umweltgeschichte
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Sprach(en) der Veranstaltung
Französisch
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