Im 1941 gegründeten Nazi-Satellitenstaat Kroatien wurden während des Zweiten Weltkriegs mehrere Hunderttausend Serben, Juden, Roma und Regimegegner durch das kroatische Ustaša-Regime ermordet. Die deutschen und italienischen Besatzer zeigten sich zwar zuweilen erschüttert durch die Mordmethoden, unternahmen ansonsten aber wenig, um die Gewalt zu unterbinden.
Im Vortrag geht der Historiker Alexander Korb zum einem der Frage nach, wie die Verbündeten die Gewalt wahrnahmen und auf diese reagierten. So versuchten beispielsweise die Deutschen, die antijüdische Gewalt der Sutaschen zu steuern, während sie die Gewalt gegen Serben exotisierten und als Ausbruch balkanischer Gräuel abtaten. In einem zweiten Schritt diskutiert Korb, wie die anfangs einseitige Gewalt der Ustaša zusehends in einen Bürgerkrieg abglitt, und wie die jugoslawischen Kriegsparteien untereinander mittels und über Gewalt kommunizierten. Dabei kommt ein extrem hohes Gewaltniveau zum Vorschein, dass mit dem von den ausländischen Beobachtern identifizierten „balkanischen Gräueln“ nur wenig gemein hat.
Dr. Alexander Korb ist Lecturer in Modern European History an der University of Leicester. Er ist stellvertretender Direktor des dortigen Stanley Burton Centre for Holocaust and Genocide Studies.