Erinnern und erinnert werden. Das Türkengedächtnis und seine Funktion in Zentral- und Osteuropa

Erinnern und erinnert werden. Das Türkengedächtnis und seine Funktion in Zentral- und Osteuropa

Veranstalter
Österreichische Akademie der Wissenschaften; Institut für Sozialanthropologie und Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte; In Kooperation mit Institut für Geschichte der Pädagogischen Universität Krakau; Tadeusz Manteuffel Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau; Polnische Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien
Veranstaltungsort
Uniwersytet Pedagogiczny w Krakowie ul. Podchorążych 2 30-084 Kraków
Ort
Krakau
Land
Poland
Vom - Bis
27.09.2011 - 29.09.2011
Von
Johannes Feichtinger

An die Zeit osmanischer Bedrohung kann sich niemand mehr erinnern. An solch weit zurückliegende Erfahrungen muss man erinnert werden (Christian Meier). Politische, religiöse und andere Aktivisten rufen Erinnerungen ständig wach und verformen die Vergangenheit mit ihrer Rekonstruktion immer wieder neu. Am lange bewährten so genannten Türkengedächtnis in Zentral- und Osteuropa zeigt sich die Zweckgerichtetheit der Übersetzung von Vergangenheit in eine jeweilige Gegenwart besonders deutlich. Das über Jahrhunderte gebrauchte Feindbild ‚Türke’ kann bei Bedarf bis heute für politische Zwecke mobilisiert werden.

Gegenstand der Tagung ist die Analyse
- der macht- und herrschaftsstabilisierenden und (de-)legitimierenden Funktion des Türkengedächtnisses,
- seine Funktion bei der Schaffung und Erhaltung von kollektiver (und im Besonderen nationaler) Identität und, im Zusammenhang damit,
- der Abgrenzungs- und Wertungsmöglichkeiten, die durch das Erinnern und Erinnert-Werden an die Türken geschaffen werden

Programm

Dienstag 27. September

16:45–18:45
Begrüßung im Hotel Krakowiak und Stadtrundgang mit Bogusław Krasnowolski

Mittwoch 28. September 2011

8:30–8:45
Zdzisław Noga (Kraków) und Bogusław Dybaś (Wien/Toruń)
Begrüßungen

8:45–9:00
Johannes Feichtinger (Wien), Johann Heiss (Wien)
Einleitende Bemerkungen

9:00–10:30 SESSION 1
(Chair: Johannes Feichtinger)

Anna Ziemlewska (Toruń)
Jan III Sobieski - Legende und Kult des Siegerkönigs

Bogusław Dybaś (Wien/Toruń)
„Der Retter Wiens“ und „Mit Habsburg gegen die Türken“. Jan III. Sobieski in den Werken von Gerda Hagenau und Otto Forst de Battaglia

Andrea Sommer-Mathis (Wien)
König Jan III. Sobieski als Bühnenheld. Türkengedächtnis, mediale Inszenierung und politische Propaganda

10:30–11:00 Kaffeepause

11:00–12:30 SESSION 2
(Chair: Bogusław Dybaś)

Hans-Jürgen Bömelburg (Giessen)
Das Antemurale Christianitatis-Konzept im 19. Jahrhundert sowie in der Zwischenkriegszeit in Polen und in Tschechien: ein Vergleich

Simon Hadler (Wien)
Politik und Erinnerung. Polnisch-Österreichische Beziehungen vor dem Hintergrund der Gedenkfeiern 1883 und 1983

Maciej Górny (Jena/Kraków)
"Asiatisches Barbarentum" in der Ethnopsychologie und Rassenanthropologie im Ersten Weltkrieg

12:30–14:00 Mittagspause

14:00–15:30 SESSION 3
(Chair: Johann Heiss)

Martina Baleva (Berlin)
„Sehen ist wissen, ohne sich zu erinnern“. Die folgenreiche Entstehungsgeschichte eines Türkenbildes zwischen Krakau und Plovdiv

Werner Telesko (Wien)
Formen der österreichischen Erinnerung an die Zweite Türkenbelagerung rund um das Jahr 1883 zwischen Historiographie, Legendarisierung und Verklärung

Heinke Fabritius (Berlin)
Das Wissen der Künstler. Türkenbilder bei Bertalan Székely, Gyula Benczúr und Ferenc Eisenhut

15:30–16:00 Kaffeepause

16:00–17:30 SESSION 4
(Chair: Moritz Csáky)

Pal S. Varga (Debrecen)
Der Strukturwandel im kollektiven Gedächtnis am
Beispiel von Mohács

László Levente Balogh (Debrecen)
Gebrauchtes Gedächtnis – Ungarische Erinnerungsmuster und ihre Wendepunkte

Tünde Lengyelová (Bratislava)
Grausamer Mörder oder lieber Schwager? Das Bild der Osmanen in der ungarischen Literatur und Korrespondenz (16.–17. Jhdt.)

17:30–18:00 Kaffeepause

18:00–20:00 ABENDVERANSTALTUNG

Moritz Csáky
Das Gedächtnis der Städte
Kulturelle Verflechtungen – Wien und die urbanen Milieus in Zentraleuropa

Moderation: Bogusław Dybaś und Zdzisław Noga
Kommentar: Isabel Röskau-Rydel

Donnerstag 29. September 2011

9:00–10:00 SESSION 5
(Chair: Werner Telesko)

Michael Rössner (Wien/München)
Erinnerung und Translation. Einführende Bemerkungen

Johannes Feichtinger, Johann Heiss (Wien)
Inszenierte Feinde und die Dynamik der Erinnerung. Neue Perspektiven

10:00–10:30 Kaffeepause

10:30–12:00 SESSION 6
(Chair: Christoph Augustynowicz)

Jens Oliver Schmitt (Wien)
Skanderbeg zwischen nationalkommunistischen Patrioten und Neosmanen? Heldenkult und Identitätsdebatte in den albanischen Transitionsgesellschaften

Dragan Prole (Novi Sad)
Erinnerung als Bedrohung. Zum Türkengedächtnis in Serbien

Robert Born (Berlin/Leipzig)
Vom Eroberer und Unterdrücker zum Exoten und retour. Der Wandel des Türkenbildes in Rumänien im 19. und 20. Jahrhundert

12:00–12:30
ABSCHLUSSKOMMENTAR UND SCHLUSSDISKUSSION
Gabriele Dolff-Bonekämper (Berlin)

12:30–13:45 Mittagspause

14:00–17:00
BESICHTIGUNG DES WAWEL

17:00 Konferenzende

Kontakt

Johannes Feichtinger

Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Postgasse 7, 1010 Wien
0043 1 51581 3315

johannes.feichtinger@oeaw.ac.at

http://www.oeaw.ac.at/home/thema/thema_201109_3.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung