Embleme sind, so lehrt es jedes Handbuch, in ihrer Grundform bimediale Einheiten aus Text(en) und einem Bild: Ein in sich selbst nicht vollständig verständliches Motto wird von einem ebenfalls rätselhaften Bild begleitet und aus der Begegnung beider Codes sollte dem frühneuzeitlichen Publikum eine moralische, naturphilosophische oder theologische Wahrheit evident gemacht werden. Oft erläutert noch ein Gedicht den intendierten Sinngehalt. Für Musik scheint da kein Platz, sieht man davon ab, dass sie – wie alles andere auch – zum Pool der Themen und Metaphern von Emblemen gehört.
Doch schaut man genauer hin – und das wollen wir mit dieser Tagung tun, werden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert vielfältige Formen und Momente der Annäherungen von Musik und Emblematik erkennbar: Embleme werden paratextueller Bestandteil von Musikdrucken, als Einblattdruck hergestellte Rätselkanons verwirklichen eine trimediale Struktur von Notenzeichen, Text und Bild, Michael Majer machte am Hofe Kaiser Rudolfs II. aus diesem Prinzip ein ganzes alchemistisches Buch und vielleicht lässt sich sogar das eine oder andere komponierte Werk als klingende Umsetzung emblematischer Semiose deuten.
Forscher aus der Literaturwissenschaft, aus Kunstgeschichte, Philosophie und Musikwissenschaft werden hier erstmals versuchen, mögliche Systemstellen von Musik bzw. musikalischen Zeichensystemen in der frühneuzeitlichen Emblematik zu identifizieren. Dabei verspricht einerseits der große Bereich der angewandten Emblematik auf Frotispizen, am Bau oder im Bühnenbild reiche Ernte. Andererseits gilt es, im engeren Sinne danach zu fragen, ob und wie Musik als ein drittes Medium in den Dialog von Text und Bild eingetreten ist.