Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945

Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945

Veranstalter
Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth; Stadt Bayreuth
Veranstaltungsort
Kammermusiksaal im Steingraeber Haus, Steingraeberpassage 1, Bayreuth
Ort
Bayreuth
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.07.2012 - 14.07.2012
Deadline
01.07.2012
Von
Jens Geiger (Projekt Verstummte Stimmen)

Unter dem Titel „Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945“ wird am 22. Juli 2012 auf Einladung der Richard-Wagner-Stiftung und der Stadt Bayreuth eine außergewöhnliche Ausstellung im Rathaus der Stadt und auf dem Festspielhügel eröffnet. Sie behandelt drei bisher nie untersuchte Themen: den Missbrauch der Festspiele als Mittel der politischen Mobilisierung, die lange vor 1933 praktizierte Ausgrenzung jüdischer Künstler und die Schicksale derjenigen, die in Bayreuth auftraten und dann zu Opfern des NS-Regime geworden sind. Dieser Teil wird auf dem Festspielhügel als Freiluftinstallation zu sehen sein. Ein anderer Teil der Ausstellung wird im Rathaus präsentiert und erinnert anhand von 44 Biographien und ausgewählten Tonbeispiele an das Schicksal der damaligen Stars der deutschen Opernszene, die wegen ihrer jüdischen Herkunft 1933 vertrieben oder ermordet wurden.

Die Ausstellung wurde von dem Historiker Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem aus Bayreuth stammenden Gestalter Peter Schmidt 2006 in Hamburg erstmals präsentiert und danach mit jeweils lokalem Bezug an den Staatsopern in Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden gezeigt. Sie ist von mehr als 100 000 Menschen besucht worden. In Bayreuth wird die Ausstellung bis zum 14. Oktober 2012 zu sehen sein.

Vom 12. bis 14. Juli wird sich eine wissenschaftliche Konferenz dem Thema des Umgangs der Festspiele mit ihren jüdischen Künstlern widmen.

Konzeption und Konferenzleitung: Hannes Heer
Tagungsorganisation: Jens Hommel

Formlose Anmeldung wird erbeten bis 1.7.2012 unter: konferenz@verstummtestimmen.de

Die Konferenz wird unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung

Programm

Konferenzplan:

Donnerstag 12. Juli

19.30 Eröffnung

20.00 Udo Bermbach
„Die rechte Entwicklung des wahrhaften deutschen Lebens“. Der Mythos von der Rettung Deutschlands durch „arteigene“ Kunst

Freitag 13. Juli
I. Das Bild vom Juden und dessen Transformationen. Neues zum Antisemitismus Richard und Cosima Wagners

09:00 Werner Bergmann
Der Schatten der Aufklärung. Antisemitische Ausgrenzungs- und Vertreibungsphantasien in Klassik, Romantik und Vormärz 1784 bis 1848

10:00 Jens Malte Fischer
Richard Wagners Antisemitismus. Genese – Formulierung – Radikalisierung

11:00 Kaffeepause

11:30 Micha Brumlik
Erklärte und organisierte Antisemiten. Der Einfluss von Stoecker, Marr, Dühring, De Lagarde und Treitschke auf Richard Wagner

12:30 Oliver Hilmes
Cosima Wagners Judenhass und seine Quellen

13:30 Mittagspause

II. Die konstruierte Nation: Die Bayreuther Festspiele und ihr Beitrag zur völkisch-rassistischen Sammlung 1876 bis 1914

14:30 Uwe Puschner
„Daß aus dem deutschen Blute das Heil der Welt komme...“ Die völkische Bewegung in Deutschland

15:30 Kaffeepause

16:00 Bernhard Giesen
Kollektive Identität nach der Reichsgründung: Sakralisierung der Vergangenheit, Mythologien einer neuen Religion, Antisemitismus als asketische Utopie und politische Abwehr

17:00 Wolfgang Hardtwig
Die inszenierte Nation. Reichsdenkmäler, nationale Feiern und der Wagnerkult in Bayreuth

Samstag 14. Juli
III. Der unterschlagene Schwiegersohn. Houston Stewart Chamberlain und die Wandlung des Bayreuther Antisemitismus zur „Rassentheorie“

09:00 Anja Lobenstein-Reichmann
Kulturchauvinismus. Germanisches Christentum. Austilgungsrassismus. Houston Stewart Chamberlain als Leitfigur des deutschnationalen Bürgertums und Stichwortgeber Adolf Hitlers

10:00 Sven Fritz
Chamberlain und der Eintritt Wahnfrieds in die Tagespolitik: Kriegsschriften, Alldeutscher Verband und Vaterlandspartei

11:00 Kaffeepause

IV. Ausgrenzung und Verfolgung. Die Behandlung von jüdischen Künstlern 1876 - 1945

11:30 Stephan Mösch
"Liebevolles Wegweisen". Der Dirigent Hermann Levi bei den Bayreuther Festspielen

12:30 Mittagspause

13:30 Hannes Heer
„Wir wollen doch die Juden aussen lassen“. Antisemitische Besetzungspolitik in der Ägide Cosima und Siegfried Wagner 1883 bis 1930

14:30 Boris von Haken
Von der „Entjudung“ zur Nazifizierung der Bayreuther Festspiele

Kontakt

Jens Hommel
konferenz@verstummtestimmen.de

http://www.verstummtestimmen.de
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