“Eine Brücke bauen … von der Wissenschaft zu deren praktischer Verwerthung im Dienste des Reiches Gottes”: Lehrbücher der allgemeinen Kirchengeschichte in Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert

“Eine Brücke bauen … von der Wissenschaft zu deren praktischer Verwerthung im Dienste des Reiches Gottes”: Lehrbücher der allgemeinen Kirchengeschichte in Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert

Veranstalter
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Wissenschaftliche Dienste
Veranstaltungsort
Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.06.2012 -
Von
Dr. Christian Oesterheld

Werkstattgespräch:

“Eine Brücke bauen … von der Wissenschaft zu deren praktischer Verwerthung im Dienste des Reiches Gottes”: Lehrbücher der allgemeinen Kirchengeschichte in Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert

Hannah Schneider (Deutsches Historisches Institut Paris / Université de Montpellier III, Centre de Recherches Interdisciplinaires en Sciences humaines et Sociales)

In erster Linie als Lehrbuch für Universitäten, Priesterseminare und Schulen, aber auch zur Lektüre für Volk und Familie gedacht, wurden allgemeine Kirchengeschichten häufig von Geistlichen für christliche Leser, darüberhinaus aber auch in polemischer oder missionierender Absicht für ein größeres Publikum geschrieben. Katholische und protestantische Autoren proklamieren in ihren programmatischen Einleitungen gern ein gemeinsames Ideal – die unparteiliche Darstellung auch dunklerer Seiten ihrer Geschichte, die nicht verschwiegen werden sollen. Dazu gesellt sich oftmals der Wunsch, gewisse ‚Geschichtslügen’ zu entlarven.

Hierbei spielen besonders die Jahrhunderte zwischen einem idealisierten Urchristentum und einem kontrovers begriffenen Mittelalter eine Rolle. Unterschiede in der Darstellung – etwa der Päpste, der Heiligenverehrung, des Umgangs mit Häretikern oder des Endes des Römischen Reichs und der Völkerwanderung – lassen sich nicht nur durch den Anspruch auf Konformität mit traditionellen konfessionellen Positionen, sondern auch durch ein nationales Geschichtsverständ¬nis erklären, indem z.B. die Rolle Frankreichs als besondere Beschützerin der Kirche und „älteste Tochter Roms“ betont wird oder den Germanen eine besondere Affinität zum Christentum unterstellt wird.

Anhand von ausgewählten Beispielen lutherischer und reformierter Kirchengeschichten – das Zitat im Titel stammt vom reformierten Erlanger Theologen Johann Ebrard (1818-1888) – und ihrer katholischen Gegenstücke aus den Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin und der französischen Nationalbibliothek werden diese Tendenzen und Positionen im Werkstattgespräch einander gegenübergestellt.

Zur Referentin: Hannah Schneider ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Paris in einem Erschließungsprojekt zur Korrespondenz der französischen Schriftstellerin Constance de Salm (1767-1845). Im Zentrum des Projekts steht ihre umfangreiche Korrespondenz mit Literaten, Wissenschaftlern, Politikern, Musikern und bildenden Künstlern ihrer Zeit. Hannah Schneider hat Geschichte und Archäologie in Paris und Montpellier studiert und hat ihre Arbeitsschwerpunkte in der Historiographie-, Rezeptions- und Kirchengeschichte. Im Jahr 2011 hat sie zum Thema des Werkstattgesprächs, Gegenstand ihrer Dissertation an der Universität Montpellier, die in der Sammlung Deutsche Drucke 1871-1912 der Staatsbibliothek umfassend vorhandenen zeitgenössischen Kirchengeschichten erforscht.

Programm

Ort: Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, Konferenzraum
Zeit: 18.00 – 19.30 Uhr
Anmeldung: bibl.ausk.h2@sbb.spk-berlin.de, Tel.: +49/(0)30/266-433888
Treffpunkt: Eingangshalle (Bonhoeffer-Büste)
Die Teilnahme ist kostenlos; ein Benutzerausweis der Staatsbibliothek ist nicht erforderlich.

Kontakt

Christian Oesterheld

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
10772 Berlin

christian.oesterheld@sbb.spk-berlin.de

http://staatsbibliothek-berlin.de/nc/recherche/fachgebiete/detail/article/2012-05-30-6029/