After Postcolonialism. Similarities in an Entangled World

After Postcolonialism. Similarities in an Entangled World

Veranstalter
Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration", Universität Konstanz; Universität Tübingen; Fritz-Thyssen-Stiftung
Veranstaltungsort
Wolkeinsteinsaal, Kulturzentrum Wessenberg
Ort
Konstanz
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.10.2012 - 06.10.2012
Von
Nicole Falkenhayner

Warum “After Postcolonialism”? Warum Ähnlichkeit / Similarity?

Der Diskurs der Kulturwissenschaften in den vergangenen Jahrzehnten ist auf vielfältige Weise eine Reaktion auf fundamentale geopolitische Verwerfungen. Die Dekolonialisierung nach dem zweiten Weltkrieg wurde von einem verspäteten Bedeutungsverlust der ideologischen und kulturellen Zentren begleitet – dies galt zunächst für Europa, doch mit fortschreitender Zeit für den Westen als Ganzes.
Die Kulturwissenschaften – vor allem die Cultural Studies – versuchten die althergebrachten Hierarchien zwischen Mitgliedern verschiedener Kulturen zu durchbrechen, indem sie die Erfahrung der interkulturellen Begegnung unter das Banner von Differenz und Alterität stellten. Jedoch findet auch die postkoloniale Betonung von Alterität ihren Einstiegspunkt in kolonialen Idiomen des Denkens. Um eine Person in ihrer Andersartigkeit zu respektieren, darauf laufen viele postkoloniale Theorieangebote hinaus, muß diese Person zuallererst alterisiert, das heißt zu einer anderen gemacht werden. In diesem Schema basieren Akzeptanz und Kommunikation auf der impliziten Vorannahme von Differenz. Differenz ist jedoch logisch an sein Antonym gebunden: Identität. Die Idee einer radikalen Differenz zwischen Kulturen ruft so stets die Idee einer homogenen Identität auf – selbst dann, wenn das Ziel des Manövers in der Überwindung einer solchen besteht.

Diese Kippbewegung zwischen Differenz und Identität ist nicht mehr brauchbar, um eine plurikulturelle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einer globalisierten Welt angemessen zu verstehen.
Basieren unsere Handlungen notwendigerweise auf einer Logik des „Entweder – Oder“? Sind sie nicht in den meisten Fällen auf einem viel breiterem Spektrum von Handlungsoptionen und deren Überkreuzungen gegründet? Gibt es Bereiche, in denen wir im Modus eines „Sowohl-als-Auch“ denken können, eine performative Haltung einnehmen können, in der wir uns einander ähnlich machen, ähnlich werden und ähnlich sind – ohne identisch zu werden?
Wo in der Geschichte, in der Gegenwart und der Theorie finden wir solche Bewegungen der Ähnlichkeit?

Die eingeladenen Referentinnen und Diskutantinnen aus Afrika, Südamerika, den USA, Asien und Europa werden sowohl historische als auch zeitgenössische Orte und Szenarien aufsuchen, in denen sich Zwischenlagen zwischen Gleichheit und Differenz auf prägnante Weise ausformen. Die Möglichkeiten der Ähnlichkeit erscheinen hier sowohl als analytischer Ansatz, der zuvor Unsichtbares der Untersuchung zugänglich macht, aber gleichzeitig auch als Konkurrenzangebot zu Differenz und Gleichheit als handlungsleitende Vorstellungen in verschiedenen geopolitischen, nationalen und transnationalen Feldern. In der Fortführung der Ziele des Konstanzer Workshops von 2011, „Ähnlichkeiten. Valenzen eines Begriffs“, werden die Vortragenden auch die Implikationen von Ähnlichkeit / Similarity für Theorien der Kultur und der Kulturwissenschaft ansprechen.

Programm

Donnerstag, 4. Oktober 2012
Wolkensteinsaal

15.30 Uhr
Willkommen
Rudolf Schlögl (Konstanz)

15.45 Uhr
Einleitung
Anil Bhatti (New Delhi), Dorothee Kimmich (Tübingen)

16.15 Uhr
Key Note: Tracing Scenes of Voting – A Place for Similarities?
Andreas Langenohl (Gießen)
Moderation: Shalini Randeria (Zürich)

17.30 Uhr
Imbiss

ABENDPROGRAMM
Astoriasaal
20.00 Uhr
Lesung von José F. A. Oliver
Moderation: Jürgen Wertheimer (Tübingen)

Freitag, 5. Oktober 2012
Wolkensteinsaal

PANEL I ÄHNLICHKEIT ALS VERGLEICH UND ÜBERSETZUNG
Moderation: Michael Rössner (Wien/München)

9.00 Uhr
Statement
Albrecht Koschorke (Konstanz)

9.15 Uhr
The Locale of Comparison and Transnationality: Towards Comparative Humanities
Naoki Sakai (Cornell)

10.15 Uhr
Kaffee

10.30 Uhr
Das Differente im Ähnlichen. Zu einem Modus ästhetischen Vergleichens
Rüdiger Görner (London)

11.30 Uhr
Work of Similarities – Work on Similarities
Ulrike Kistner (Pretoria)

12.30 Uhr
Mittag

PANEL II SCHAUPLÄTZE VON ÄHNLICHKEITEN, GLEICHHEIT UND DIFFERENZ
Moderation: Daniel Müller-Nielaba (Zürich), Nicole Falkenhayner (Freiburg)

14.00 Uhr
Statement
John N. Kim (Riverside)

14.15 Uhr
Das Ähnliche und das Differente. Zentraleuropa und seine Identitätswissenschaften als Paradigma
Johannes Feichtinger (Wien)

15.15 Uhr
Progressives and ‘Perverts’: Partition Stories and Pakistan's Future
Kamran Ali (Houston)

16.30 Uhr
Kaffee

17.00 Uhr
The Similar Yields Divergence: Global Notions of ‘Social Welfare’ and the Making of ‘Informality’ in Twentieth-Century India
Ravi Ahuja (Göttingen)

18.00 Uhr
Offene Diskussion
Moderation: Aleida Assmann (Konstanz)

19.30 Uhr
Abendessen

PANEL II SCHAUPLÄTZE VON ÄHNLICHKEITEN, GLEICHHEIT UND DIFFERENZ

10.00 Uhr
The Urban Blight of the Ghetto and the Plight of the Resident: Difference, Multiculturalism and Similarities
Amir Ali (New Delhi)

11.00 Uhr
Kaffee

PANEL III ÄHNLICHKEIT ALS FIGUR IN PLURIKULTURELLEN SZENEN UND DEBATTEN
Moderation: Gurpreet Mahajan (New Delhi)

11.30 Uhr
Statement
Bernhard Kleeberg (Konstanz)

10.45 Uhr
De la Folie Européenne à l´Antropophagie Amérindienne: Déplacements dans l´Image de la Pensée
Peter Pál Pelbart (São Paulo)

12.45 Uhr
Mittag

14.15 Uhr
“Similarity” as Critical Concept in the Comparative Study of Religions
Johan Strijdom (Pretoria)

15.15 Uhr
Ähnlichkeit und Welterfahrung – anders als die „Einheit in Verschiedenheit“
Levent Tezcan (Tilburg)

16.15 Uhr
Kaffee

16.45 Uhr
Abschlussdiskussion
Moderation: N.N.

Die Konferenz findet auf Deutsch, Englisch und Französisch statt.

Kontakt

Nicole Falkenhayner

Kulturelle Grundlagen von Integration, Univeristät Konstanz, Fach 211, 78457 Konstanz

nicole.falkenhayner@uni-konstanz.de

http://www.exc16.de/cms/aehnlichkeit.html