Zwischen Inklusion und Exklusion. 'Deutsche' Musik in Europa und Nordamerika, 1848-1945

Zwischen Inklusion und Exklusion. 'Deutsche' Musik in Europa und Nordamerika, 1848-1945

Veranstalter
Institut für Geschichtswissenschaften VI der Heinrich-Heine-Universität und Musikwissenschaftliches Institut der Robert Schumann Hochschule
Veranstaltungsort
Schloß Mickeln
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.12.2012 - 15.12.2012
Deadline
30.09.2012
Website
Von
Mecking, Sabine / Wasserloos, Yvonne

Im Zuge der Ausbildung der europäischen Nationalstaaten im 19. Jahrhundert spielte Musik eine zentrale Rolle bei der Stiftung von nationaler Identität. Im deutschen Staatenbund und nachfolgend im Deutschen Reich erfolgte die Ausbildung der ‚Nation‘ über ein Konstrukt durch die Rückbesinnung auf kulturelle Gemeinsamkeiten und Traditionen. Hintergrund war die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts einsetzende Herausbildung eines Wertesystems und Werkkanons, der sich u.a. aus vermeintlich deutschen Errungenschaften der Musikgeschichte sowie einer nicht national gebundenen, sondern universellen Musikästhetik speiste. Der vorrangig durch die deutsche Publizistik selbsterschaffene Mythos nicht nur von der Existenz, sondern auch von der historisch und kulturell begründeten Dominanz einer ‚deutschen‘ Musikkultur gilt seit 1850 als voll ausgeprägt. Durch massive staatliche Partizipation nahm ihre Propagierung um die Jahrhundertwende immer stärker politische Dimensionen an und ging bisweilen mit einer Abwertung der europäischen Nachbarländer einher. Insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trat die zunehmend nationalistische Musikauffassung offen zu Tage, die in einer aggressiven Kulturpolitik und Propaganda mündete. Die Musikkultur avancierte zum Träger und Ausdruck kultureller oder auch politischer Machtansprüche.

Auf der Tagung soll diskutiert werden, was im Betrachtungszeitraum unter ‚deutscher Musik‘ verstanden wurde und inwieweit die musik-politischen Entwicklungen mit Aneignungs- und Abgrenzungsprozessen in Europa und Nordamerika einhergingen. Von Interesse ist, in welchem Umfang Entwürfe einer ,Machtkultur‘ gesellschaftliche und politische Inklusions- und Exklusionsprozesse nach sich zogen bzw. unter welchen Bedingungen sich die Kategorien von Ein- und Ausschluss wandelten und neu definiert wurden. Exemplarisch sollen das Chorwesen, die Sinfonik, Lieder sowie der musikalische Salon oder Vereine auf ihre Funktionen als Träger und Diskussionsorte von musikalisch zu stiftender nationaler oder politischer Identität befragt und in den Kontext von sozial wie politisch sich wandelnden Konstellationen und (Staats-)Formen eingeordnet werden. In den Fokus rücken die Mittel, Dimensionen sowie Motivationen für die insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angestrebten kulturellen ,Eroberungs‘prozesse. Es ist zu fragen, ob und wie sich die Verbreitung und Konsolidierung von ‚deutscher‘ Musik auf den inner- und außereuropäischen Kulturtransfer auswirkten und Assimilation, Modifikation und Rejektion im Sinne der Behauptung der jeweils nativen Kultur und Identität vor dem Übergriff des ‚Fremden‘ bedingten. Ziel der Veranstaltung ist es, die verschiedenen Wirkmechanismen von Musik bei der Stiftung von Identität(en) kritisch zu hinterfragen, inwieweit sie als rezeptive Leistung verstanden oder immanent über den musikästhetischen Diskurs erschlossen werden können.

Die Tagung richtet sich an Musikwissenschaftler/innen und Historiker/innen. Die Beiträge sollen den zeitlichen Rahmen von 25-30 Minuten nicht überschreiten. Vorschläge für Vortragsthemen können noch bis zum 30. September 2012 berücksichtigt werden. Interessenten bitten wir ein Abstract im Umfang von max. 500 Wörtern sowie eine Kurzvita an folgende Adressen zu senden: mecking@phil.uni-duesseldorf.de und yvonne.wasserloos@rsh-duesseldorf.de.

Programm

Kontakt

PD Dr. Sabine Mecking

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Geschichtswissenschaften VI
Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
0211/81-12939

mecking@phil.uni-duesseldorf.de