Bildung und Differenz in historischer Perspektive

Bildung und Differenz in historischer Perspektive

Veranstalter
Sektion Historische Bildungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Veranstaltungsort
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.09.2013 - 21.09.2013
Deadline
30.11.2012
Von
Prof. Dr. Carola Groppe

In der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Diskussion spielen die Aufklärung des Zusammenhangs von Bildung und Differenz und – praktisch gewendet – die Frage des pädagogischen Umgangs mit Differenz eine wichtige Rolle. Neben den ‚klassischen‘ Dimensionen von ‚class, race and gender‘ sind hier zuletzt auch Differenz markierende Kategorien wie ‚disability‘ verstärkt in den Blick genommen worden. Dabei wird Differenz in dieser Diskussion nicht essentialistisch als eine gegebene Tatsache verstanden, sondern als etwas, das in gesellschaftliche Strukturen eingelagert ist und durch gesellschaftliche Diskurse und Praktiken – nicht zuletzt der Erziehung, Bildung und Sozialisation – im Sinne eines ‚doing differences‘ hervorgebracht wird. Dem entsprechend haben neben sozialwissenschaftlichen Ansätzen, denen es vorrangig um die Erkenntnis ‚objektiver‘ Strukturen geht, die neueren kulturwissenschaftlichen Ansätze mit ihrer Orientierung auf Praktiken und Akteure zunehmend Beachtung und Anwendung gefunden. Historische Betrachtungsweisen, welche die gesellschaftliche Einbettung und Produktion von Differenz in ihrer Entwicklung und Veränderung zeigen würden, haben in dieser aktuellen Diskussion hingegen bislang keine prominente Rolle gespielt.

Dabei ist der bildungshistorischen Forschung das Thema „Bildung und Differenz“ keineswegs fremd. Seit den 1970er Jahren wird ‚soziale Ungleichheit‘ hinsichtlich der Beteiligung an institutionalisierter Bildung wie hinsichtlich von Erziehung und Sozialisation in ihrer historischen Entwicklung intensiv erforscht. Auch Geschlechterdifferenzen sind in ihrer bildungshistorischen Dimension bereits umfassend analysiert worden und ebenso hat sich die Historische Bildungsforschung eingehend mit der Frage befasst, wie bezüglich religiöser und ethnischer Minderheiten (z. B. jüdische bzw. polnische Bevölkerungsteile in den deutschen Staaten) Differenz konstruiert und wie mit ihr umgegangen worden ist. Doch nicht nur thematisch, auch was die theoretischen Ansätze und die methodischen Zugänge betrifft, zeigt sich die einschlägige bildungshistorische Forschung breit gefächert: Strukturgeschichtliche Untersuchungen stehen neben kulturgeschichtlichen, die Arbeit mit statistischem Material und die Konstruktion langer Zeitreihen neben hermeneutischer Textinterpretation und Bildanalyse.

Dieser Vielfalt an bildungshistorischer Forschung zum Thema „Bildung und Differenz“ ein Forum zu bieten, wechselseitige Bezugnahmen zu ermöglichen, neue Forschungen anzuregen und auf diese Weise den Beitrag der historischen Bildungsforschung zur erziehungswissenschaftlichen Bearbeitung des Themas zu verdeutlichen – dies ist Sinn und Zweck der geplanten Tagung. Widerspiegeln soll sich die Vielfalt insbesondere in folgenden Dimensionen, welche die Möglichkeiten der Zugänge sowie die inhaltliche und epochale Breite des Themas darstellen sollen:

- Erziehung und Bildung als Konstruktions- und Eliminationsebenen von Differenz
- Familie und öffentliche Bildungseinrichtungen als Antagonisten im Umgang mit Differenz
- Macht (in Staat und Gesellschaft) in ihrer Bedeutung für Bildung und Differenz
- Institutionalisierungsprozesse von Erziehung und Bildung und deren Bedeutung für Differenz
- Intersektionalität von Differenz, z. B. Ethnie und Geschlecht, Religion und sozialer Status in ihrer bildungshistorischen Bedeutung und Entwicklung
- Erziehungs- und Bildungsdiskurse um Differenz
- Differenz als Kategorie des Aufwachsens in vormodernen Gesellschaften: Feudalität, ständische Ordnung, religiöse Normierungen usw.
- Differenz als Kategorie des Aufwachsens in modernen Gesellschaften: Institutionalisierung, Säkularisierung, Individualisierung usw.
- Bildung und Differenz im Fokus politik-, sozial-, kultur-, theorie- und diskursgeschichtlicher Ansätze

Programm

Die Sektionstagung findet an der Helmut-Schmidt-Universität (UniBw Hamburg) vom 19.-21. September 2013 statt.

Bitte reichen Sie bis spätestens 30. November 2012 ein kurzes Exposé von ca. 1 Seite ein. Schicken Sie Ihren Vorschlag per mail an Prof. Dr. Carola Groppe, Professur für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg (groppe@hsu-hh.de, Tel: 040/6541-2854)

Kontakt

Prof. Dr. Carola Groppe
Professur für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung
Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität (UniBW Hamburg)
Postfach 70822
22008 Hamburg

mailto: groppe@hsu-hh.de

https://web.hsu-hh.de/fak/geiso/fach/pae-his