In die Interaktion von Menschen schreibt sich unwillkürlich ihr Geschlecht ein, ebenso wie auch ihr Status. Selbstverständlich interagieren wir mit unserem Gegenüber auf nonverbaler Ebene, oft ohne uns bewusst zu sein, was wir durch Tonfall, Mimik oder Gestik über uns verraten. Unsere eigenen Körper sind, um mit Geschlechterforschenden wie Pierre Bourdieu, Harald Garfinkel, Sarah Fenstermaker oder Candace West zu sprechen, gleichsam Agenten gesellschaftlicher Machtverhältnisse und damit auch der Geschlechterordnung.
Wenden wir unseren Blick von Diskurspraktiken weg hin auf unsere Körper, dann rücken diese selber als Agens oder Akteure des Interaktionsprozesses mit eigener Wirkungsmacht in den Fokus. Die Materialität der Körper wird damit bedeutsam, die alle Sinne umfassende Kommunikation zwischen den Geschlechtern wird relevant. Welches Regime der Blicke und Berührungen entfaltet sich im Spannungsfeld von sex und gender? Wessen Geruch verfalle ich, wessen Kuss gestatte ich wo? Wie viel Raum nehme ich mir und welche Räumlichkeiten werden für welche Intimitäten aufgesucht? Welche kulturellen und historischen Unterschiede territorialen Geschlechterverhaltens und sexueller Praktiken lassen sich finden?
Den Körpern kommt ein eigenes – historisch und kulturell gestaltetes – Gewicht bei der Herstellung von Geschlechterordnung zu. Es gibt Körper, die verletzen die soziale Ordnung und fordern dadurch zu Veränderungen dieser heraus. Welche Bedeutung messen wir diesen Körperlichkeiten bei, wie beschreiben wir ihre Materialität? Nach Maßgabe einer Norm? Welcher und warum?
Der Philosophin Judith Butler folgend materialisieren sich Körper im Prozess von Wiederholungen. Danach fällt sex, das biologische, mit gender, dem sozialen Geschlecht, in eins, da sie beide jeweils diskursiv und durch performative Akte entstünden. Dem gegenüber betonen die Biologin Donna Haraway sowie die Physikerin und Queertheoretikerin Karen Barad die Rolle der Körper und damit auch von sex als aktiv partizipierendes Element in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen.
Wie kann der Widerständigkeit von Körpern Raum gegeben sowie Körpersprachen und Sprachkörper entwickelt werden, die der Diversität der Geschlechter Ausdruck verleihen? Welche Rolle spielen dabei Medien wie Internet, Fernsehen oder Handy?
Macht strukturiert die Körpersprache der Geschlechter; gleichzeitig möchten wir fragen, wie machtvoll Körper die Sprache der Geschlechter modellieren, möglicherweise auch verändern?