Historische Zäsur und biografische Erfahrung: Das östliche Europa nach dem Zerfall der Imperien (1917-1921)

Historische Zäsur und biografische Erfahrung: Das östliche Europa nach dem Zerfall der Imperien (1917-1921)

Veranstalter
Nordost-Institut (Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e.V.) an der Universität Hamburg
Veranstaltungsort
Ort
Lüneburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.09.2013 - 22.09.2013
Deadline
28.02.2013
Von
Anja Wilhelmi

Die Zeit des Ersten Weltkrieges und die Folgejahre bedeuteten für die Länder im östlichen Europa eine historische Zäsur, von der fast alle Menschen betroffen waren. Aus den zerfallenen oder zerfallenden Imperien gingen neue Nationalstaaten und das sozialistische Russland hervor, gleichzeitig aber existierten Strukturen und Ideen der alten Kaiserreiche fort.

Die Tagung des Nordost-Institutes (IKGN e.V.) in Lüneburg will exemplarisch Biografien von Betroffenen und Akteuren der Übergangszeit vom Imperium zum Nationalstaat in den Mittelpunkt stellen und fragen, inwieweit sich die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Umbrüche in Einzel- oder Kollektivbiografien widerspiegeln. Dabei soll es in erster Linie um die konkreten Auswirkungen der Zeit von etwa 1917 bis 1921, aber auch um die imperialen Nachwirkungen bis etwa zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf das Leben ausgewählter Protagonisten gehen. Ebenso sollen spätere Reflexionen über die Zeit des Umbruchs aus biografischen oder autobiografischen Darstellungen einbezogen werden.

Mit Konzentration auf die biografischen Erfahrungen soll die Zäsur am Ende des Ersten Weltkrieges einer kritischen Überprüfung unterzogen werden, lassen sich doch über Biografien neben Brüchen auch immer Kontinuitäten feststellen. Eine die Zäsur überschreitende biografische Perspektive ist somit besonders geeignet, einerseits die Chancen und andererseits die Zwänge aufzuzeigen, die der zeitliche Übergangsraum vom Imperialen zum Nationalen für die Menschen bereithielt.

Mögliche Themenkomplexe sind:
- Methodologische Reflexionen zur Frage nach dem Zusammenhang zwischen historischer Zäsur und biografischer Erfahrung;
- die Auswirkungen von Krieg und Revolution auf postimperiale Lebensläufe (Erfahrung von Befreiung oder Unterdrückung und Diskriminierung);
- die Auswirkungen spezifischer Raumerfahrungen auf generationelle Gruppen;
- Wissens- und Erfahrungstransfer; das Fortleben der Imperien in Politik, Militär, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur;
- Ideologie- und Systemwechsel; politische Mobilisierung und Disziplinierung;
- das „Multinationale“ der Imperien im Vergleich zum „Nationalen“ der neuen Staaten; transnationale Lebenserfahrungen;
- staatliche Integrations- und Segregationspolitik und ihre Folgen;
- kulturelle Fremdheitserfahrungen im Übergang von Imperium zum Nationalstaat;
- genderspezifische Erfahrungen der Umbruchszeit.

Wir erbitten Vorschläge zu den genannten Themenkomplexen. Weitere Themenvorschläge sind willkommen. Für die Einzelvorträge ist eine Dauer von 20 Minuten vorgesehen. Sie werden thematisch in Panels zusammengefasst und kommentiert. Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch.

Die Themenvorschläge sind in einem Umfang von bis zu 300 Wörtern in einer der Konferenzsprachen zusammen mit kurzen biografischen Angabe zu Person und Forschungsinteressen bis zum 28. Februar 2013 an untenstehenden Kontakt zu richten:

Reise- und Übernachtungskosten für die Referenten werden vom Nordost-Institut übernommen.

Historical Turning Points and Biographical Experience: Eastern Europe After the Collapse of Empires (1917-1921)

The period encompassing the First World War and the years immediately following represented an historical caesura for the countries of Eastern Europe, a turning point which affected the lives of almost everyone. New nation states and socialist Russia arose out of collapsed or crumbling empires, while at the same time structures and ideas from the preceding imperial period survived.

The conference of the Nordost-Institut (IKGN e.V.) in Lüneburg focuses on the lives of historical actors during the period of transition from empire to nation state and investigates the extent to which the political, economic and legal upheavals were reflected in individual and collective biographies. The primary interest will be the tangible effects of the period from about 1917 to 1921, but the imperial aftereffects up until the outbreak of the Second World War on the lives of selected protagonists can also figure in the conference. We will also look at later reflections on the time of transition in biographical and autobiographical representations.

The focus on biographical experience is intended to subject the caesura at the end of the First World War to a critical reassessment, since biographies not only show changes, but also continuities. A perspective on biography which extends across historical turning points is particularly well suited to show both the opportunities and the restrictions offered by a transition from empire to nation.

Possible themes include:
- methodological reflections on the connection between historical change and biographical experience
- the effects of war and revolution on post-imperial biographies (experiencing liberation or oppression and discrimination)
- the effects of experiences within particular historical spaces on generational groups
- the transfer of knowledge and experience, the survival of empires in political, military, economic, scientific and cultural life
- changes in ideology and political system; political mobilization and discipline
- the "multinational" aspect of empires in comparison with the "national" aspect of the new states, transnational experiences
- government integration and segregation policies and their consequences
- experiences of cultural alienation during the transition from empire to nation state
- gender-specific experiences during times of transition

We are calling for proposals on these themes. Topics which fall outside this framework are also welcome. Individual papers will be given 20 minutes at the conference. They will be combined into panels with a discussant. The conference languages will be German and English. Proposals of 300 words or less in one of the conference languages with a short biography of the presenter and his or her areas of research should be submitted by 28 February 2013 to the address below.

The travel and overnight expenses of all presenters will be paid for by the Nordost-Institut.

Programm

Kontakt

Anja Wilhelmi

Nordost-Institut (IKGN), Conventstr. 1, 21335 Lüneburg
Tel. +49-4131-40059-32

E-mail: a.wilhelmi@ikgn.de

http://www.ikgn.de