Polemik als eine Form des öffentlichen und privaten Widerlegens und Streitens prägte im Spätmittelalter und besonders der Frühen Neuzeit die Kommunikation unter Gruppen und Gemeinschaften. Zahlreiche polemisch ausgetragene Kontroversen und Konflikte in sozialen, religiösen und politischen Auseinandersetzungen wie auch akademischen Debatten zeugen von einer regen Streitkultur. Gutenbergs neues Druckverfahren wirkte hierbei wie ein Katalysator.
Ziel des interdisziplinären Workshops ist es zu untersuchen, wie sich die zuspitzende Schärfe der Auseinandersetzungen in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen dynamisierend auf deren Differenzierung und Spezialisierung auswirkte. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse (z.B. infolge der Reformation) und einer sich differenzierenden Welt stellte sich dringlicher als zuvor die Frage nach sozialen, konfessionellen und politischen Zugehörigkeiten und entsprechenden (Gruppen-)Identitätskonzepten. Allein schon das Vorhandensein möglicher Alternativen, die Eröffnung eines Wahl- und Möglichkeitsraumes zwang dazu Eigenes und Fremdes zu scheiden. Die Konstruktion dieser Differenz und Festlegung der Grenzen jeweils eigener Ordnung geschah im Rahmen von Aushandlungsprozessen, die der Polemik bei der Inszenierung von Alterität sowie deren materiellen und medialen Umsetzung eine bedeutende Rolle zumaßen. In drei Sektionen soll daher der „Dynamik des Polemischen“ nachgegangen werden.
Folgende thematische Schwerpunkte sollen in den Sektionen behandelt werden:
- Begriff der Polemik
- Ambivalenz der Polemik zwischen Statik und Dynamik, Entgrenzung und Differenzierung, Alterität und Identität
- Medien der Polemik, Medienverbund – Intermedialität, Öffentlichkeit und Privatheit
- Religiöse und konfessionelle Polemik
- Polemik in Alltagsthemen
- Gelehrte Polemik
Der interdisziplinäre Workshop richtet sich im Sinne „von Doktoranden für Doktoranden“ bewusst an die benannte Zielgruppe. Gleichwohl sind neben den angesprochenen NachwuchswissenschaftlernInnen auch WissenschaftlerInnen gerne zu einem Beitrag aufgerufen und willkommen.
Potentielle ReferentenInnen mögen bitte einen Abstract von max. 400 Wörtern, Informationen zu ihrem Forschungsvorhaben und eine kurze biographische Skizze bis zum 31. Januar 2013 an die unten stehende Mailadresse einreichen. Für Nachfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Reise- und Übernachtungskosten für Referenten können vorbehaltlich einer definitiven Mittelzusage von den Veranstaltern übernommen werden.