100 Jahre „Krankheit und soziale Lage“: Mosse / Tugendreich revisited – alles anders und doch alles gleich?

100 Jahre „Krankheit und soziale Lage“: Mosse / Tugendreich revisited – alles anders und doch alles gleich?

Veranstalter
AG Geschichte von Sozialmedizin, Sozialhygiene und Public Health in der DGSMP
Veranstaltungsort
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.09.2013 - 20.09.2013
Deadline
30.04.2013
Website
Von
Gabriele Moser

Call for Papers
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention

Workshop der AG Geschichte von Sozialmedizin, Sozialhygiene und Public Health
100 Jahre „Krankheit und soziale Lage“: Mosse / Tugendreich revisited – alles anders und doch alles gleich?

Wer arm ist, stirbt früher. Arme leiden an fast allen Krankheiten häufiger, sie haben schlechter bezahlte und gesundheitsschädlichere Jobs, sie rauchen mehr und ernähren sich schlechter, aber auch die Wohnlage an verkehrs- und feinstaubreichen Straßen wirkt sich aus, indem sie z.B. zu verlängerter Rekonvaleszenz nach schweren Herz-Kreislauf- Erkrankungen führt, wie gerade festgestellt wurde. Es summiert sich: Menschen des unteren Einkommensfünftels der Bundesrepublik Deutschland sterben durchschnittlich zehn Jahre früher als diejenigen, die einkommensstatistisch zum oberen Einkommensfünftel gerechnet werden.

Vor 100 Jahren haben die beiden Sozialhygieniker Max Mosse und Gustav Tugendreich in dem gleichnamigen Buch auf den engen Zusammenhang von „Krankheit und sozialer Lage“ aufmerksam gemacht. Die „Soziale Ätiologie der Krankheiten“ untersuchten sie und ihre Mit- Autoren in den verschiedenen Lebensbereichen, vom Wohnen über den Beruf und die Ernährung bis zur Beeinflussung einzelner Krankheitsbilder durch die soziale Lage der Erkrankten. Die soziale Ungleichheit und ihre gesundheitlichen Folgen gehören zu den „wicked problems“, den hartnäckig fortbestehenden Problemen. Während Mosse / Tugendreich vor 100 Jahren beobachteten, wie sich die soziale Lage in einer insgesamt wenig wohlhabenden Gesellschaft auf die Gesundheit von Bevölkerungsgruppen auswirkt, beobachten wir heute diesen Zusammenhang in einer der reichsten Gesellschaften der Welt. In kaum einem anderen europäischen Land hat die soziale Ungleichheit in den letzten 10 Jahren so deutlich zugenommen wie in Deutschland.

Wie hat sich der Zusammenhang von Krankheit und sozialer Lage seit dem Erscheinen des Buches 1913 verändert? Wer fühlte sich damals angesprochen, sich für eine „Soziale Therapie der Krankheiten“, unter die Mosse/Tugendreich übrigens auch die Eugenik rechneten, zu engagieren? Wie hat die Sozialmedizin damals reagiert, wie reagiert sie heute auf soziale und gesundheitliche Ungleichheiten? Wie hat die Gesellschaft dieses Problem damals wahrgenommen, wie sehen wir es heute? Müssen wir aus der Persistenz des Problems folgern, dass es auch in weiteren 100 Jahren noch virulent sein wird, oder gibt es gesundheits- und sozialpolitische Ansätze zur Verbesserung der Lage? Diese und andere Fragen wollen wir im diesjährigen Workshop der AG Geschichte der Sozialmedizin auf der Jahrestagung der DGSMP diskutieren und würden uns über Impulsvorträge dazu freuen. Abstracts bitte bis 30.4.2013 an Dr. Sigrid Stöckel, E-Mail: stoeckel.sigrid@mh-hannover.de.

Alle anderen Interessierten laden wir ganz herzlich ein, mit uns zu diskutieren - ob aus medizinhistorischer Sicht oder aus aktueller gesundheitsökonomischer und sozialmedizinischer Sicht.
AG „Geschichte von Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health“ der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention
Dr. Sigrid Stöckel MPH (Medizinische Hochschule Hannover), Dr. Joseph Kuhn (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit), Dr. Gabriele Moser, Universität Heidelberg

Programm

Kontakt

Dr. Sigrid Stöckel, MHH


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Deutsch
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