Die Deutschen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina. Neue Forschungen und Perspketiven

Die Deutschen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina. Neue Forschungen und Perspketiven

Veranstalter
Dr. Carl Bethke, Zentrum zur Erforschung deutscher Geschichte und Kultur in Südosteuropa an der Universität Tübingen; Dr. sc. Vladimir Geiger, Hrvatski institut za povijest, Zagreb; Mr. sc. Amila Kasumović, Filozofski fakultet, Sarajevo
Veranstaltungsort
Philosophische Fakultät
Ort
Sarajevo
Land
Bosnia-Herzegowina
Vom - Bis
04.10.2013 - 05.10.2013
Website
Von
Frank Bauer

In der deutschen und österreichischen Südosteuropa-Forschung waren die deutschen Minderheiten vor 1945 ein bevorzugter Untersuchungsgenstand. Bekannt ist allerdings, dass dieses Interesse vielfach auch von romantischen Projektionen, politischen Ideologien und populärwissenschaftlichen Vorannahmen beeinflusst oder sogar geprägt war. So unter-schätzten Autoren und Darstellungen das Ausmaß der Adaptionen aus der interethnischen Lebenswelt oder würdigten diese gar herab, deuteten Assimilation und „Vermischung“ entsprechend normativ und ignorierten Mehrfachidentitäten bzw. -loyalitäten. Oft lagen diesen Vorstellungen Modelle über „Volksdeutsche“ zu Grunde. Zu dieser ideologisch- wissenschaftlichen Problematik kommt die „Belastung“ als Täterwissenschaft der NS-Zeit noch hinzu.

Auf die „Entdeckung“ gerade auch der Kroatiendeutschen nach 1933 folgte dann nach 1945 die schrittweise Marginalisierung. Die Südosteuropaforschung ging spätestens seit den 1960er Jahren neue Wege, und da ein territorialer Konflikt nicht vorlag, und auch keine grö-ßeren Gruppen zurückgeblieben waren oder später in die Bundesrepublik einwanderten, verloren Öffentlichkeit und Wissenschaft gerade in diesem Fall das Thema aus den Augen. Ein neuerlicher Umbruch trat nach 1991 ein, ausgehend von der Initiative jüngerer Forscher aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien selbst, welche nun das zuvor tabubehaftete Thema der „Volksdeutschen“ neu entdeckten. Erst jetzt konnten viele Quellenbestände vor Ort berücksichtigt werden. Recht bald setze eine thematische Diversifizierung ein: Neben der Erforschung der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden gerade in Kroatien die Beiträge von Deutschstämmigen und „Altösterreichern“ zur Entwicklung der eigenen Gesellschaft fokussiert, zumal der städtisch-bürgerlichen Kultur und Lebensweise. In den letzten Jahren wandten sich auch in Bosnien Wissenschaftler der deutschen Minderheit zu. Zugleich erschienen in Deutschland neue Arbeiten, die mit Stichwörtern wie Identitätskonstruktion, Migration und Interkulturalität eine sozialwissenschaftliche Kontextualisierung anstrebten.

Das Ziel der Tagung besteht daher in der Zusammenführung neuer Forschungsperspektiven mit einem großen regionalen Blickfeld auf Kroatien und Bosnien. Vorgestellt werden sollen insbesondere Projekte, die zusätzliche Themenbereiche oder Quellen erschließen, und/oder neuere theoretische Zugänge und analytische Konzepte einbringen.

Programm

Tagungsprogramm

4.10.

08.15– 09:00: Begrüßung
-Prof. Dr. Husnija KAMBEROVIĆ
-Deutsche Botschaft in Sarajevo
-Carl BETHKE, Vlado GEIGER, Amila KASUMOVIĆ
-Deutsche Botschaft in Bosnien-Herzegowina
-Österreichische Botschaft in Bosnien-Herzegowina

09.00 – 09.15: Josef WOLF, M.A.
Kroatische Geschichte als Einwanderungsgeschichte: Slawonien vom 18.-20. Jahrhundert

09.15 – 09.30: Dr. Karl-Peter KRAUSS
Grundherren, Herrschaftsbeamte, Untertanen: Konfliktkonstellationen, Herrschaftspraxis und Modernisierungsprozesse in Grundherrschaften Slawoniens und Südungarns im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert

09.30 – 09.45: Dr. sc. Vlasta ŠVOGER
Zagreber Bürgermeister deutscher Herkunft im 19. Jahrhundert

Diskussion und Kaffepause

10.30- 10.45: Dr. Tamara SCHEER
Alle nur Švabas? Die Wahrnehmung der k.u.k. Offiziere in Bosnien-Herzegowina (1878-1914)

10.45-11.00: Dr. Philippe GELEZ
Durch das Prisma der Statistik: Die habsburgische Verwaltung und ihr Personal

11.15-11.30: Mr. sc. Amila KASUMOVIĆ
Deutsche Kolonisten in Bosnien und Herzegowina 1878-1918

Diskussion und Mittagspause

14.00-14.15: Dr. Christian MARCHETTI
Carl Patsch – Beyond the Landesmuseum

14.15-14.30: Dr. Nedad MEMIĆ
Mehrsprachigkeit in bosnisch-herzegowinischen politischen Blättern zur Zeit Österreich-Ungarns mit besonderer Berücksichtgung des Deutschen

14.30-14.45 :Dr. Carl BETHKE
“Bosnische Post” und “Sarajevoer Tagblatt” - Politische Entwicklung in Bosnien und Hercegovina im Spiegel der deutschsprachigen Presse

14.45-15.00: Dr. Rolf WESTHEIDER
Vom Emsland ins Vrbastal. Spuren norddeutscher Auswanderer nördlich von Banja Luka

15.15-15.30: Prof. dr. Azem KOŽAR
Einwanderung deutscher Kolonisten auf das Gebiet des Bezirks Tešanj zur Zeit der österreichisch-ungarischen Herrschaft in Bosnien und Herzegowina

Diskussion und Kaffepause

16.45-17.00: Mr. sc. Enes S. OMEROVIĆ
Schulwesen auf deutscher Unterrichtssprache in Bosnien und Herzegowina (1918-1941)

17.00-17.15: Dr. sc. Zoran JANJETOVIĆ
Die Deutschen in Kroatien 1918-1941

17:15-17:30: Bernd ROBIONEK, M.A.
Im Gravitationsfeld des „Mutterlandes“: Deutsche Genossenschaften in Nordbosnien zwischen den Weltkriegen

17.30-17.45: Dr. sc. Suzana LEČEK
Kroatische (republikanische) Bauernpartei und Deutsche aus Jugoslawien

Diskussion und Kaffeepause

19:00-19:15: Dr. sc. Mario JAREB
Deutsche Medien und Propaganda im Unabhängigen Staate Kroatien

19.15-19.30: Danijela STJEPIĆ M.A
Von Mission, Gegenmission und Vision: Die Deutschen im Unabhängigen Staat Kroatien und die religiösen Zwangsübertritte
1941-1945

19.30-19.45: Doc. dr. sc. Mario KEVO
Beitrag zur Kenntnis der humanitären Arbeit von Diana Budisavljević, geb. Obexner während des Zweiten Weltkrieges

19.45-20:00: Dr. sc. Nikica BARIĆ
Über die von den Mitgliedern der 7. SS-Division „Prinz Eugen“ begangenen Verbrechen in Mitteldalmatien im März 1944

Diskussion

5.10.

09.00-09.15: Dr. sc. Marica KARAKAŠ OBRADOV
Die gezwungenen und freiwilligen Migrationen deutscher Bevölkerung auf dem kroatischen und bosnisch-herzegowinischen Gebiet im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit

09.15-09.30: Dr. sc. Vera KATZ
Enteignung der Deutschen in Bosnien und Herzegowina zu Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg

09.30-09.45: Dr. sc. Vladimir GEIGER
Die menschlichen Verluste der Deutschen in Bosnien und Herzegowina im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit - Zahlenangaben (Schätzungen, Ausrechnungen, Volkszählungen)

Diskussion und Kaffeepause

10.45-11.00: Dr. Jannis PANAGIOTIDIS
Deutsche aus Kroatien in westdeutschen Aufnahmeverfahren der 1950er und 1960er Jahre

11.00-11.15: Leni PERENČEVIĆ, M.A.
Volkskundliche Sammlungen zu deutschen Siedlungsgebieten in Kroatien und Bosnien-Herzegowina

Diskussion

Schlussworte
Carl Bethke, Vladimir Geiger, Amila Kasumović

Kontakt

Carl Bethke

Mohlstraße 18
72074 Tübingen
07071/9992-512
07071/9992-501

carl.bethke@uni-tuebingen.de


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Deutsch
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