Der Umgang mit nationalsozialistischer Täterschaft in den Familien von TäterInnen und NS-Verfolgten sowie in der Gesellschaft von 1945 bis heute

Der Umgang mit nationalsozialistischer Täterschaft in den Familien von TäterInnen und NS-Verfolgten sowie in der Gesellschaft von 1945 bis heute

Veranstalter
KZ-Gedenkstätte Neuengamme; mit Unterstützung der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Veranstaltungsort
KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Do.), Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (Fr. und Sa.)
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.12.2013 - 07.12.2013
Deadline
20.11.2013
Von
Oliver von Wrochem

Ausgangspunkt der internationalen Tagung bilden die Veränderungen in den letzten 20 Jahren in Bezug auf die Deutung von Taten und TäterInnen in der Forschung, in der Gesellschaft sowie im familiären Kontext. Der Fokus liegt auf der Arbeit zu und von Nachkommen von TäterInnen sowie dem Austausch zwischen Täternachkommen und Nachkommen von NS-Verfolgten. Die interdisziplinäre Tagung bringt WissenschaftlerInnen aus Europa und den USA sowie Angehörige von TäterInnen und NS-Verfolgten zusammen. Sie möchte eine Bestandsaufnahme der Auseinandersetzung mit den familiären und gesellschaftlichen Folgen nationalsozialistischer Täterschaft leisten und Perspektiven skizzieren, wie eine zukünftige Arbeit zu diesen Themenbereichen aussehen kann.

Im ERÖFFNUNGSVORTRAG (KEYNOTE) sollen die Motivation von NS-TäterInnen sowie Entstehungsbedingungen und Mechanismen der ausgeübten Gewalt, die Folgen dieser Gewalt sowie der gesellschaftliche Umgang mit den Gewaltakteuren nach Kriegsende vorgestellt werden. Außerdem soll thematisiert werden, wie sich seit 1945, insbesondere aber seit den 1980er/1990er Jahren, die Wahrnehmung und Interpretation von Täterschaft im familiären und gesellschaftlichen Kontext gewandelt haben.

Im Panel GESELLSCHAFT berichten WissenschaftlerInnen aus Deutschland und den USA über die Entwicklung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den Folgen von Täterschaft. Auch werden Forschungsansätze zur Arbeit mit und über Täterkinder vorgestellt. Vertiefend sollen familiäre wie gesellschaftliche Umgangsweisen mit Täterschaft in Literatur, Fotografie, Ausstellungen, Theater und Film angesprochen werden, wobei Täterkinder und -enkel selbst zu Wort kommen (Panel MEDIEN / BILDER und Panel TÄTERNACHKOMMEN). Folgende Themen werden diskutiert: Formen der Überlieferung/des Schweigens in der Familie; Bedeutung von Primärquellen für die Auseinandersetzung mit Täterschaft im familiären Kontext; Auseinandersetzung mit den psychosozialen Folgen und Fragen der transgenerationellen Überlieferung in der Familie; Motivation, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, ob sich der Blick auf die eigene Familie, die Gesellschaft und die NS-Verfolgten verändert (hat).

Im Panel DIALOGGRUPPEN wollen wir über die Geschichte der Begegnungsseminare mit Kindern und Enkeln von TäterInnen und Angehörigen von NS-Verfolgten sprechen, und zwar unter folgenden Fragestellungen: Wie hat sich die Arbeit der Dialoggruppen in den vergangenen 25 Jahren gewandelt? Was motiviert zur Teilnahme und welche Bedeutung messen die Nachkommen der TäterInnen und die Nachkommen von NS-Verfolgten den Dialoggruppen für ihr eigenes Leben bei? Wie setzen sich beide Seiten jeweils mit TäterInnen und Taten, aber auch mit den Opfern der Verbrechen auseinander? Welchen Einfluss hatten bisherige Begegnungsangebote auf die jeweilige Gesellschaft?

Im Panel BILDUNG soll diskutiert werden, welche Perspektiven sich aus dem Tagungsthema für Bildungsangebote ergeben. In Workshops wird exemplarisch vorgestellt, wie das Thema Täterschaft und die Folgen von Täterschaft mit Berufsgruppen, MultiplikatorInnen und SchülerInnen an Lernorten sowie allgemeiner im Bildungsbereich behandelt werden, mit Bezug zu Ausstellungen und pädagogischen Ansätzen.

In der ABSCHLUSSDISKUSSSION sollen die Ergebnisse der Tagung reflektiert und Perspektiven für die Zukunft diskutiert werden, beispielsweise, wie sich die Auseinandersetzung mit den familiären Folgen nationalsozialistischer Täterschaft weiterentwickeln wird, welche Bezüge zu nationalsozialistischer Täterschaft es für heutige Jugendliche sowie Personen ohne familiären Bezug gibt und welche Relevanz die behandelten Themen für die zukünftige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Gesellschaft haben können.

Programm

Donnerstag, 5. Dezember 2013, 11.00-19.15 Uhr
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Raum 108

11.00-11.45 Uhr BEGRÜSSUNG

Detlef Garbe (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) und Bernd Wegner (Helmut-Schmidt-Universität): Begrüßung

Hanna Huhtasaari (Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn/Berlin): Grußwort

Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme): Einführung in die Tagung

11.45-12.45 Uhr ERÖFFNUNGSVORTRAG / Keynote
Moderation: Bernd Wegner (Hamburg)

Thomas Kühne (Worcester, USA):
Tatmotivationen von Tätern, die Gewaltdynamik im Nationalsozialismus und der Umgang mit nationalsozialistischer Massengewalt nach 1945 in Familien und Gesellschaft

Zeit zum Kennenlernen von Ausstellungen und Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Führungen werden angeboten)

14.30-19.15 Uhr Panel GESELLSCHAFT
Moderation: Hanno Billerbeck (Hamburg)

Christian Schneider (Frankfurt) und Ulrike Jureit (Hamburg): Filmgespräch zu „Herrenkinder“ (2009) - Das Erbe nationalsozialistischer Indoktrination

Sabine Werner und Inga Dietrich (Berlin):
Die Frau an seiner Seite (szenische Lesung)

Zur Auseinandersetzung mit Nachkommen von TäterInnen
Moderation: Karin Heddinga (Hamburg)

Samson Munn (Boston, USA):
Die Intentionen Dan Bar-Ons zur Etablierung von
Gesprächsgruppen mit Kindern von TäterInnen

Sebastian Winter (Hannover):
Konflikte von „Täterkindern“ in sozialpsychologischer Perspektive

Freitag, 6. Dezember 2013, 9.15 -18.50 Uhr
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Thomas-Ellwein-Saal, Mensa, Raum 0008

9.15-12.45 Uhr Panel MEDIEN / BILDER
Auseinandersetzung mit Nachkommen von TäterInnen in Literatur, Fotografien/Bildern, Architektur, Filmen, Ausstellungen und Gesprächskreisen
Moderation: Thomas Käpernick (Hamburg)

Gerhard Paul (Flensburg):
Täterbilder in Publizistik, Film und Fernsehen in Deutschland-West und -Ost im Wandel der Generationen

Dietrich Kuhlbrodt (Hamburg):
Was fasziniert uns an TäterInnen?

Podiumsgespräch:
Niklas Frank (Hamburg), Alexandra Senfft (Hagenheim) und Malte Ludin (Berlin) im Gespräch mit Horst Ohde (Hamburg) über Literatur und Filme, die sich mit Eltern/Großeltern als TäterInnen auseinander setzen

13.30-16.00 Uhr Panel TÄTERNACHKOMMEN
Nachkommen von TäterInnen in Ausstellungen von Gedenkstätten

Workshop 1:
Alyn Bessmann (Hamburg), Jeanette Toussaint (Fürstenberg/Havel)

Workshop 2:
Karin Heddinga (Hamburg)

Zur Arbeit mit Nachkommen von TäterInnen in Seminaren und Gesprächsgruppen

Workshop 3:
Tanja Hetzer, Simone Erpel, Achim Goeres (Berlin)

Workshop 4:
Thomas Käpernick, Oliver von Wrochem (Hamburg)

16.30-18.20 Uhr Panel DIALOGGRUPPEN
Moderation: Lu Seegers (Berlin)

Dialoggruppen mit Nachkommen von TäterInnen und von NS-Verfolgten

Samson Munn (Boston, USA) / Dirk Kuhl (Nürnberg):
TRT-[To Reflect and Trust]-Gruppe

Martina Emme (Berlin): One-by-One

Andrea Cohen (Seattle, USA)/Martin Dronsfield (Nienwohld): The Compassionate Listening Project

20.00-22.00 Uhr Abendveranstaltung, Abaton-Kino
Moderation: Ulrich Gantz (Hamburg)

Filme: „Eine unmögliche Freundschaft“ und „Im Schatten des Holocaust“ (in Ausschnitten).
Anschließend:
Dirk Kuhl (Braunschweig), Heike Mundzeck (Hamburg) und Samson Munn (Boston, USA) im Gespräch

Samstag, 7. Dezember, 9.15-14.00 Uhr
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Thomas-Ellwein-Saal

9.15-12.15 Uhr Panel BILDUNG
Moderation: Simone Erpel (Berlin)

Astrid Messerschmidt (Karlsruhe):
Selbstbilder zwischen Unschuld und Verantwortung – Beziehungen zu Täterschaft in Bildungskontexten

Workshops zu pädagogischen Fragestellungen

Workshop 5:
Ulrike Pastoor (Hamburg), Thomas Köhler (Münster): Bildungsarbeit zu Täterschaft mit Gruppen von Justiz, Polizei und Verwaltung

Workshop 6:
Gottfried Kößler (Frankfurt):
Bildungsarbeit zu Täterschaft mit MultiplikatorInnen

Workshop 7:
Georg Erdelbrock (Hamburg):
Bildungsarbeit zu Täterschaft an Gedenkstätten mit Schülerinnen und Schülern

Workshop 8:
Elke Gryglewski (Berlin):
Bildungsarbeit zu Täterschaft in der Migrationsgesellschaft

12.15-13.30 Uhr ABSCHLUSSDISKUSSION
Moderation: Oliver von Wrochem (Hamburg)

Monique Eckmann (Genf), Verena Haug (Berlin), Astrid Messerschmidt (Karlsruhe), Jan Philipp Reemtsma (Hamburg) im Gespräch über Ergebnisse der Tagung und Perspektiven für die Zukunft

14.00 Uhr Ende der Tagung

Nähere Angaben zu Kosten, Unterbringung und Verpflegung erfragen Sie bitte per E-Mail unter ulrike.jensen@kb.hamburg.de

Kontakt

Ulrike Jensen

KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Studienzentrum
040 428 131 519
040 428 131 525
ulrike.jensen@kb.hamburg.de

www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung