Alltagsgeschichte des kommunistischen Regimes: Deutsch-Russische Perspektiven auf den späten Sozialismus

Alltagsgeschichte des kommunistischen Regimes: Deutsch-Russische Perspektiven auf den späten Sozialismus

Veranstalter
Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI), Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF Potsdam), Friedrich-Ebert-Stiftung Moskau (FES Moskau), Deutsches Historisches Institut Moskau (DHI Moskau)
Veranstaltungsort
Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI)
Ort
Moskau
Land
Russian Federation
Vom - Bis
24.10.2013 - 25.10.2013
Website
Von
Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam

Die Alltagsgeschichte bietet einen privilegierten Zugang zur Lebenswelt in der kommunistischen Diktatur. Seit dem Ende der DDR und der kommunistischen Regime in Ostmitteleuropa haben alltagshistorische Studien unser Verständnis kommunistischer Herrschaft stark bereichert. Ihr historisch-anthropologischer Blick erlaubt es uns, das Verhältnis zwischen Akteuren, Milieus und der Staatsmacht auf lokaler Ebene zu untersuchen und so die Grenzen parteistaatlicher Gestaltungsmacht ebenso zu vermessen wie die Handlungsspielräume einzelner Akteure oder sozialer Gruppen. Die Zumutungen der Herrschaft stehen somit ebenso wie der Eigen-Sinn der Bevölkerung im Zentrum der Forschung.

Für die Geschichte der DDR und Ostmitteleuropas hat sich die Übernahme und methodische Erweiterung der alltagsgeschichtlichen Konzepte von Alf Lüdtke als produktiv erwiesen. Seit den 1990er Jahren hat sich vor allem in Deutschland eine eigene Forschungsrichtung etabliert, die entscheidende Anstöße und zentrale Beiträge zur historischen Diktaturforschung geliefert hat. Ihre Bedeutung für die gesellschaftliche Aufarbeitung der Diktatur ist mittlerweile unbestritten. Die methodischen Prämissen und der empirische Ertrag einer Alltagsgeschichte der kommunistischen Diktatur, wie er sich in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft in Deutschland und Russland zeigt, soll bei dem Workshop in Moskau präsentiert und diskutiert werden.
Ziel des Workshops soll es sein, Methoden und Ergebnisse einer Alltagsgeschichte der Diktatur auf breiter Basis darzustellen und bestehende Ansätze sowie entsprechende Desiderate für die sowjetische Geschichte zu besprechen. Dazu werden Wissenschaftler angefragt, die – jeweils auf unterschiedliche Weise – sich dem alltagshistorischen Paradigma verpflichtet fühlen und es für eigene Untersuchungen gewählt haben. Dabei wurden von ihnen so unterschiedliche Felder wie Arbeit, Überwachung und Repression, Migration und Alterität, physische Gewalt, Heimat oder Geschlecht untersucht.
Anliegen des Workshops ist es, einen Austausch von exponierten Vertretern der alltagshistorischen Forschung mit russischen Kolleginnen und Kollegen zu erreichen und eine entsprechende Vernetzung zu fördern. Im Nachgang zur Tagung ist eine russischsprachige Veröffentlichung der Tagungsbeiträge vorgesehen.

Programm

Donnerstag, den 24. Oktober 2013

Begrüßung und Einleitung

Dr. Andrej Sorokin, Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte
Dr. Rudolf Traub-Merz, FES-Russland
Dr. Jan Claas Behrends, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Prof. Dr. Nikolaus Katzer, Deutsches Historisches Institut Moskau

IMPUlSREFERATE

Moderator: Prof. Dr. Nikolaus Katzer, Deutsches Historisches Institut Moskau

Prof. Dr. Thomas Lindenberger, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (Vorgelesen von Dr. Jan Behrends)
Herrschaft, Eigen-Sinn und soziale Praxis: Überlegungen zur Alltagsgeschichte moderner Diktaturen am Beispiel der DDR

Dr. Irina Scherbakowa, International Memorial, Moskau
Transformation und Bruch des „Sowjetischen“. Alltag 1955 – 1985: Probleme und Ansätze

Kommentare
Prof. Dr. Igor Jakowenko, Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften, Moskau
Prof. Dr. Elena Subkowa, Institut für Russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften, Moskau

Diskussion

PANEL I: Gewalt

Moderator: Prof. Dr. Oleg Lejbowitsch, Stattliche Universität für Kunst und Kultur, Perm

Dr. Jan Claas Behrends, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Physische Gewalt nach Stalin: zum Wandel der Gewaltkultur kommunistischer Herrschaft

Dr. Nikita Petrow, „International Memorial“, Moskau
Struktureinheiten des KGB der UdSSR für Gesinnungsterror 1967 – 1991

Kommentare
Prof. Dr. Igor Jakowenko, Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften, Moskau
Prof. Dr. Wladimir Chaustow, Akademie des Föderalen Sicherheitsdienstes, Moskau
Gennadij Kusowkin, „International Memorial“, Moskau

Diskussion

PANEL II: Polizei und Staatssicherheit

Moderator: Prof. Dr. Igor Jakowenko, Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften, Moskau

Dr. Jens Gieseke, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Repression und Überwachung: zur Alltagsgeschichte der Staatssicherheit

Prof. Dr. Oleg Lejbowitsch, Stattliche Universität für Kunst und Kultur, Perm
Lebenswelt eines Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes 1930-1950

Kommentare
Prof. Dr. Wiktor Issajew, Soziologieinstitut der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaft, Nowosibirsk
Dr.Alexander Demidow, Akademie des Föderalen Sicherheitsdienstes, Moskau

Diskussion

PANEL III: Arbeit

Moderator: Dr. Sergej Zhurawlew, Institut für Russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften, Moskau

Dr. Emmanuel Droit, Universität Rennes 2, Haute Bretagne:
Der Betrieb als Erziehungsort- und Akteur? Zwischen Patenschaften und produktiver Arbeit (1949-1989)

Prof. Dr. Leonid Borodkin, Staatliche Lomonossow-Universität, Moskau
Informelle Praktiken von sowjetischen Industriearbeitern

Kommentare
Dr. Anna Iwanowa, Institut für Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaft, Moskau
Dr.Galina Iwanowa, Institut für Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaft, Moskau
Prof. Dr. Andrej Sokolow, Institut für Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaft, Moskau
Dr. Sergej Zhurawlew, Institut für Russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften

Diskussion

ENDE DES 1. KONFERENZTAGES

Freitag, den 25. Oktober 2013

PANEL IV: Generation. Geschlecht.

Moderator: Dr. Katja Bruisch, Deutsches Historisches Institut Moskau

VORTRÄGE: GENERATION

Dr. Agnes Arp, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erinnerungen an die DDR 20 Jahre nach dem Mauerfall. Oral History vs. Geschichtspolitik in Thüringen.

Prof. Dr. Lew Gudkow, Lewada-Zentrum, Moskau
Drei Generationen der Sowjetmenschen

Kommentar
Boris Dubin, Lewada-Zentrum, Moskau
Dr. Olga Saslawskaja, Zentraleuropäische Universität, Budapest
Diskussion

VORTRÄGE: GESCHLECHT

Prof. Dr. Natalja Puschkarewa, Institut für Ethnologie und Anthropologie der RAdW
Gendersystem von Sowjetrussland und Alltag von Russinen

Dr.Anna Belowa, Staatliche Universität Twer
Brieffreundschaft als Schulphänomen in den sozialistischen Gesellschaften in den 1980 er Jahren (auf Beispiel der DDR und der UdSSR)

Kommentar:
Dr. Renate Hürtgen, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Dr. Olga Sdrawomyslowa, Gorbatschow-Stiftung Moskau

Diskussion

PANEL VI: Alterität

Moderator: Prof. Dr. Sergej Jarow, Institut für Geschichte der RAdW, Sankt-Petersburg

Prof. Dr. Jan Palmowski, The University of Warwick
Macht, Eigen-Sinn und Lavieren im Sozialismus

Alexander Daniel, „International Memorial“, Moskau
Typologie der sowjetischen Alterität 1950-1960

Dr. Patrice G. Poutrus, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, Wien
Einreise in die Ausreise-Gesellschaft DDR: Zum politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Immigration im SED-Staat

Dr. Renate Hürtgen, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Antragsteller auf Ausreise im Kreis Halberstadt. Eine Studie über Herrschaft und Alltag in der DDR-Provinz

Kommentare
Prof. Dr. Sergej Jarow, Institut für Geschichte der RAdW, Sankt-Petersburg
Dr. Irina Nowitschenko, Institut für Allgemeine Geschichte der RAdW, Moskau
Dr. Irina Gordejewa, Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften
Dr. Olga Saslawskaja, Zentraleuropäische Universität, Budapest

Diskussion

Diskussion. Fazit

Kontakt

Stephanie Karmann

Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam

karmann@zzf-pdm.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Epoche(n)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch, Russisch
Sprache der Ankündigung