Zeit – Planung – Emotionen. Zur Anwendung temporaler Analysekategorien in der Planungs- und Emotionsgeschichte

Zeit – Planung – Emotionen. Zur Anwendung temporaler Analysekategorien in der Planungs- und Emotionsgeschichte

Veranstalter
Carla Aßmann, Matthias Kuhnert, Sebastian Rojek, Konrad Sziedat und Anna Ullrich der Leibniz Graduate School „Enttäuschung im 20. Jahrhundert. Utopieverlust – Verweigerung – Neuverhandlung“ getragen vom Institut für Zeitgeschichte u. der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München in Zusammenarbeit mit dem Promotionsprogramms Modern History der LMU München (ProMoHist)
Veranstaltungsort
Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b, 80636 München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2013 - 22.11.2013
Deadline
18.11.2013
Von
Sebastian Rojek

Der Leibniz Graduate School „Enttäuschung im 20. Jahrhundert“ liegt ein Verständnis von Enttäuschung zugrunde, das diese als die Kollision einer positiven Erwartung mit einer negativen Erfahrung definiert. Enttäuschungserfahrungen entfalten sich stets im Spannungsfeld von „Erfahrungsraum und Erwartungshorizont“ (R. Koselleck). Dieses einflussreiche Begriffspaar verweist auf die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit Zeitkonzepten und Zeittheorien. Ausgehend von diesen Überlegungen zu Enttäuschung, möchten die VeranstalterInnen den Blick weiten und sich der Frage zuwenden, inwiefern die Untersuchung der temporalen Dimension historischer Phänomene generell – nicht nur für die Analyse von Enttäuschungssituationen – fruchtbar gemacht werden kann. Die Feststellung, dass sich historisches Geschehen in Zeit und Raum abspiele, ist trivial. Doch wie lassen sich temporale Analysen historischer Prozesse praktisch und konkret umsetzen? Für welche Forschungsfelder erscheint die zeitliche Dimension jenseits reiner Chronologie besonders anschlussfähig? Welche Potentiale vermag die Einbeziehung des Faktors Zeit zu eröffnen? Angeregt durch projektgebundene Überlegungen sowie laufenden zeithistorischen Diskussionen sollen die Geschichte von Planungsprozessen sowie die Emotionsgeschichte hierbei den Ausgangspunkt bilden. Welche Rolle spielt „Zeit“ in diesen Forschungsfeldern?

Diesen Problemen widmet sich am 22.11.2013 das Symposium „Zeit – Planung – Emotionen. Zur Anwendung temporaler Analysekategorien in der Planungs- und Emotionsgeschichte“. Ziel der Veranstaltung ist es, sich den drei im Titel genannten Forschungsbereichen anzunähern und den analytischen Potentialen und Verbindungen zwischen diesen Ansätzen nachzuspüren. Im Fokus steht dabei stets die Frage der praktischen Umsetzung in der zeithistorischen Forschung.

Das Symposium ist anders strukturiert als übliche Tagungsformate. Um das gemeinsame Gespräch zu fördern, sind keine ausführlichen Vorträge vorgesehen. Stattdessen werden die VeranstalterInnen kurz anhand von Leitfragen und Ausgangsthesen in die jeweiligen – thematisch miteinander verknüpften – Panels einführen. Das Format sieht vor, dass jede/r Expert/in zu bestimmten Leitfragen knapp Stellung bezieht, um dann gemeinsam weiter zu diskutieren. Die Themenfelder gliedern das Symposium in drei Panels von jeweils 90 Minuten Dauer. Nach den kurzen Expertenstatements zu Beginn eines jeden Panels soll eine moderierte Podiumsdiskussion stattfinden.

Die jeweiligen Panels widmen sich dabei zusammenhängenden Fragebereichen, die jedoch aus analytischen Gründen differenziert behandelt werden. Selbstverständlich ließe sich über jeden der zu debattierenden Bereiche jeweils eine eigene Tagung veranstalten. Dem Symposium geht es aber gerade um die Verbindungslinien zwischen ihnen, weswegen die jeweiligen Panels auf bestimmte Gegenstandsbereiche eingegrenzt werden.

Im ersten Panel sollen die verschiedenen Theorien und Konzepte fokussiert werden, die es HistorikerInnen ermöglichen, historische Zeit zu untersuchen. Hierbei geht es hauptsächlich um die praktische Anwendbarkeit in der konkreten Forschung. Dabei erscheinen vor allem zwei Konzepte anschlussfähig: Zum einen die Überlegungen Reinhart Kosellecks, zum anderen die Theorie der Beschleunigung des Sozialwissenschaftlers Hartmut Rosa. Hieran interessiert insbesondere die Rekonstruktion von Erfahrungsräumen und Erwartungshorizonten verschiedener historischer Akteure oder Gruppen. Zudem steht die Frage im Raum, ob gesellschaftliche Konflikte über ihre temporale Dimension, etwa im Hinblick auf Synchronisationsprobleme zwischen verschiedenen sozialen Feldern entschlüsselt und erklärt werden können? Mit welchen Quellen und welcher Art der Analyse lassen sich solche Studien durchführen?

Im zweiten Panel steht dann mit der Planungsgeschichte die Dimension der Zukunft im Zentrum. Hierbei spielen Erwartungen auf mindestens zwei Ebenen eine entscheidende Rolle: Zum einen diejenigen Erwartungen, die sich auf prognostizierte Entwicklungen in der Zukunft richten. Zum anderen werden aber ebenso Erwartungen an bestimmte Akteure (Planer) herangetragen. Letztere müssen dabei bereits in der Gegenwart die Ressourcen für ihre Planungsprojekte sichern. Wie gelingt es ihnen, Erwartungen zu stabilisieren und Menschen für ihre Projekte zu gewinnen?

Die mit Planungen verbundenen Erwartungen sind dabei stets emotional aufgeladen. Dies führt zu der generellen Frage nach dem Verhältnis von Zeit und Emotionen, das im dritten Panel in den Blick genommen wird.

Teile unseres emotionalen Vokabulars, wie zum Beispiel Langeweile oder Hoffnung, weisen eine temporale Dimension auf. Zudem steht die Frage nach der Dauer von Emotionen im Raum. Müsste also die Emotionsgeschichte die untersuchten Gefühle — oder Gefühlsäußerungen — nicht auch stärker temporal verorten?

Von der Diskussion der genannten Fragenkomplexe erhoffen sich die OrganisatorInnen neue Perspektiven auf die temporale Dimension historischer Prozesse.

Eingeladene ExpertInnen
Dr. Benno Gammerl (Berlin), Prof. Dr. Lucian Hölscher (Bochum), Prof. Dr. Martina Kessel (Bielefeld), Prof. Dr. Till Kössler (Bochum), Prof. Dr. Dirk van Laak (Gießen), Dr. Oliver Zimmer (Oxford).

Programm

Grußworte, Vorstellung und Einführung
(ca. 45 Minuten) (Sebastian Rojek/Konrad Sziedat)

Panel I: Zeitkonzepte und ihre praktische Anwendung
(ca. 90 Minuten) (Mod.: Matthias Kuhnert)

Mittagspause (ca. 90 Minuten)

Panel II: Zukunft und Planung
(ca. 90 Minuten) (Mod.: Carla Aßmann)

Kaffeepause (ca. 15 Minuten)

Panel III: Zeit und Gefühle
(ca. 90 Minuten) (Mod.: Anna Ullrich)

Kaffeepause (ca. 15 Minuten)

Abschlussdiskussion
(ca. 30 Minuten) (Mod.: Sebastian Rojek/Konrad Sziedat)

Kontakt

Sebastian Rojek

Historisches Seminar
der Ludwig-Maximilians-Universität München
Neueste u. Zeitgeschichte
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
+49 (0) 89 / 2180 - 5556

Sebastian.Rojek@lmu.de

http://www.ifz-muenchen.de/aktuelles/veranstaltungen/termin/datum/2013/11/22/zeit-in-planung-und-emotionen/
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung