Die vielen Gesichter des Konsums 1850-2000

Die vielen Gesichter des Konsums 1850-2000

Veranstalter
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Veranstaltungsort
Landeshaus
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.11.2013 - 30.11.2013
Von
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

Kaum etwas bestimmt unseren Alltag so nachhaltig wie die Ausbreitung der Konsumgesellschaft. Sie prägt unsere Gewohnheiten, die gebaute Umwelt, motiviert zum Mitmachen, reizt zu Widerspruch und Kritik. Selbst an den politischen Umbrüchen der 1990er Jahre hatte sie großen Anteil. Längst sind auch die Historiker dem Konsum auf der Spur. Die für die Geschichtswissenschaft typische lange Perspektive leistete einen Beitrag, aktuellen Diskussionen größere Tiefenschärfe zu verleihen. Erst im historischen Spiegel verflüssigen sich vermeintliche Zwänge zu zurechenbaren Entscheidungen und bewussten Prioritätensetzungen.

Die thematische Konjunktur des Konsums als Gegenstand der Geschichtswissenschaft hat darüber hinaus Impulse gegeben, Eckpfeiler des überlieferten Geschichtsbildes auf ihre weitere Tragfähigkeit hin zu überprüfen. Um solche Korrekturvorschläge und ihre Plausibilität soll es bei der geplanten Veranstaltung gehen.

1. Neue Untersuchungen legen es nahe, den Durchbruch der Konsumgesellschaft nicht erst in den 1950er Jahren, sondern sehr viel früher, in der Zeit um die Jahrhundertwende zu verorten. Was spricht dafür, was dagegen?

2. Eine große Distanz zu allen Erscheinungen der Kommerzialisierung galt als Kennzeichen der Wilhelminischen Gesellschaft und als ein lange nachwirkendes Erbteil dieser Epoche. Diese Annahme wird inzwischen in Frage gestellt.

3. Ähnliches gilt für die gesamte Zwischenkriegszeit. Auch hier macht die neuere Forschung hinter die Einstufung der Zwischenkriegszeit als Epoche annähernder Stagnation bei der Ausbreitung des modernen Konsums große Fragezeichen. Zu diskutieren wäre in diesem Zusammenhang auch, wieweit es überhaupt zulässig erscheint, diese Zeit an aktuellen Maßstäben zu messen.

4. Die neue Forschung rückt mittlerweile von einer populären, lange Zeit beherrschenden Leitvorstellung ab, nämlich der Annahme, dass es in erster Linie die USA waren, welche den Deutschen den Weg zu einer Massenkonsumgesellschaft gewiesen hätten, und dass dieser Weg nahezu alternativlos sei. Worin liegen die Grenzen, worin vielleicht auch ein weiterbestehender Nutzen der sog. „Amerikanisierungsthese“?

5. In neueren wissenschaftlichen Debatten innerhalb der Sozialwissenschaften wie auch der Raum- und Städteplanung begegnet man inzwischen häufiger Stimmen, die in der europäischen und darunter auch der deutschen Entwicklung zur Konsumgesellschaft eine eigenständige, in mancher Hinsicht vorbildfähige Variante sehen. Wie tragfähig erscheint dieses Urteil vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen?

Programm

Freitag, den 29.11.2013

Einführung:
10:00-10:15 Begrüßung BERND WALTER

10:15-10:30 Einführung MICHAEL PRINZ

Sektion I Die Entfesselung des Konsums

Moderation HANNES SIEGRIST

10:30-11:00 HEIDRUN HOMBURG, Großbritannien als frühes Vorbild der Konsumgesellschaft

11:00-11:30 Diskussion

11:30-12:00 IRA SPIEKER, Waren - Werte. Konsumgewohnheiten und Kreditverflechtungen im ländlichen Milieu um 1900

12:30-13:00 Diskussion

13:00-14:30 Mittagspause

14:30-15:00 BRITTA STÜCKER, „Was braucht der Mensch?“ Kreditierter Konsum, diskreditierende Debatten und Verbraucherschutz in der Bundesrepublik

15:00-15:30 Diskussion

15:30-16:00 Kaffeepause

Sektion II: Der historische Ort der Zwischenkriegszeit

Moderation HEINZ-GERHARD HAUPT

16:00-16:30 CLAUDIUS TORP, Konsum, Krise, Konsens. Die Weimarer Republik als politisierte Konsumgesellschaft

16:30-17:00 Diskussion

17:00-17:30 MICHAEL PRINZ, Weimars doppelte Zukunft. Konsum und wirtschaftlicher Erwartungshorizont 1914-1945

17:30-18:00 Diskussion

18:00-18:30 KARL DITT, Gas und Elektrizität als Konsumgüter. Vom Luxus zur Notwendigkeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Deutschland und England

18:30-19:00 Diskussion

19:30 Abendessen

SAMSTAG, den 30.11.2013

Sektion III. Stadt und Kommerzialisierung – 1945 bis zur Gegenwart

Moderation PAUL NOLTE

09:00-09:30 SABINE KIENITZ, Der Hamburger Fischmarkt. Traditionen im Kommerzialisierungsprozess

09.30-10:00 JAN LOGEMANN, Down and Out of Downtown? Transatlantische Unterschiede in der Entwicklung urbaner Einkaufsräume, 1945-2010

10:00-10.45 Kaffeepause und Diskussion

10:45-11.15 BERND NEUHOFF, Die Fußgängerzone in Lippstadt – eine kritische Betrachtung

11:15-11.45 ANNE-KATRIN EBERT, Befreiende Regulierung oder regulierende Befreier? Die Rückkehr des Fahrrads in der Stadt am Ende des „langen“ 20. Jahrhunderts.

11.45-12:15 Diskussion

12:15-12.45 MARCUS TERMEER, Konsum als Sinn des Urbanen(?) – am Beispiel Münsters seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert

12:45-13.15 Diskussion

13.15-13.30 Schlusswort des Veranstalters

13.30 Imbiss im Foyer

Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Wir bitten daher um Ihre Anmeldung bis zum 15. November per eMail an monika.kestermann@lwl.org

Kontakt

Monika Kestermann

LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

0251-591-5684

monika.kestermann@lwl.org

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WIR/Tagungen/Aktuelle_Tagungen/
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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