Völkische Netzwerke und Ideologietransfer. Die sudetendeutsche neokonservativ-völkische Bewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik

Völkische Netzwerke und Ideologietransfer. Die sudetendeutsche neokonservativ-völkische Bewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik

Veranstalter
Institut für Slavistik der Universität Leipzig; in Kooperation mit dem Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ) und dem Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Wissenschaftliche; Leitung: Wilfried Jilge / Prof. Dr. Stefan Troebst, Leipzig; Prof. Reinhard Müller, Graz
Veranstaltungsort
Karl-Franzens-Universität, Resowi-Zentrum, Universitätsstraße 15, Bauteil C, Erdgeschoß Lehrsaal 15.01
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
14.11.2013 - 16.11.2013
Website
Von
Jilge, Wilfried

Die Tagung ist Teil des im Rahmen des universitären Förderprogramms „Erinnerung und Identität: Die Deutschen und ihre Nachbarn in Mittel- und Osteuropa“ geförderten und seit März 2012 laufenden Forschungsprojektes „Heroischer Nationalismus: Der sudetendeutsche ‚Kameradschaftsbund‘ in der Ersten Tschechoslowakischen Republik und die Konstruktion sudetendeutscher Identität“, das am Institut für Slavistik/Lehrstuhl Kulturstudien angesiedelt ist (Leiter: Prof. Dr. Stefan Troebst; Koordinator und Bearbeiter: Wilfried Jilge). Der aus der Jugendbewegung hervorgegangene Kameradschaftsbund war Initiator und Motor in dem von ihm federführend angeregten und angetriebenen, sich seit den 1920er-Jahren auf Basis der Volkstumsverbände vollziehenden Einigungs- und Radikalisierungsprozess der deutschen Minderheit, der schließlich in die Ausrufung der Sudetendeutschen Heimatfront 1933 (SHF/ab 1935: Sudetendeutsche Partei, kurz: SdP) mündete. Nicht zuletzt deswegen gehören die Frage nach Ideologie und Politik des Kameradschaftsbundes (KB) immer noch zu den besonders kontrovers diskutierten Aspekten der Geschichte der deutsch-tschechischen Beziehungen im Vorfeld des Münchner Abkommens.

Im Rahmen der Analyse der neokonservativ-völkischen Bewegung in den böhmischen Ländern der 1920er- und 1930er-Jahre rückt die Tagung den sogenannten ‚Spannkreis‘ um den Wiener Soziologen Othmar Spann, den mit ihm eng verbundenen, manchmal auch als ‚sudetendeutsche Gruppe‘ titulierten sudetendeutschen Kameradschaftsbund sowie benachbarte oder mit Othmar Spann bzw. dem KB politisch wie ideologisch mal rivalisierende, mal kooperierende (den sudetendeutschen und reichsdeutschen Nationalsozialismus einschließende) Strömungen und Personen in den Mittelpunkt. Die einzelnen Vorträge untersuchen Ideologie und Politik dieser Gruppen im Lichte der von ihnen nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch in Österreich und im Deutschen Reich betriebenen völkischen Netzwerkbildung. Dabei wird unter anderem gefragt, ob und wie diese Netzwerke und informellen Strukturen gemeinsame politische Verhaltensmuster und politische Gemeinsamkeiten im Grundsätzlichen förderten, um ideologische Differenzen und politische Rivalitäten genauer beurteilen zu können. Auf diese Weise soll die Tagung die Analyse bedeutender Gruppen der neokonservativ-völkischen Bewegung in Böhmen für übergreifende, über den Rahmen des „Volkstumskampfes“ hinausführende Forschungsperspektiven öffnen, um die Verortung dieser Gruppen und Kreise im Spektrum der radikalen Rechten in Deutschland und Österreich differenzierter bestimmen, die politischen Bedeutungen der von ihnen popularisierten „sudetendeutschen“ Identität genauer ausloten und die Frage nach den Kontinuitäten und Diskontinuitäten ihrer Ideologie und Politik zum Nationalsozialismus präziser beantworten zu können.

Der Workshop wird vom Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des universitären Förderprogramms „Erinnerung und Identität: Die Deutschen und ihre Nachbarn in Mittel- und Osteuropa“ sowie vom Vizedirektor für Forschung und Nachwuchsförderung der Karl-Franzens-Universität Graz gefördert.

Programm

Programm

Donnerstag, 14. November 2013

17.00 Uhr Begrüßung

Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer, Vizerektor für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Graz
ao. Univ.-Prof. Dr. Katharina Scherke, Vizedekanin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz
Prof. Reinhard Müller, AGSÖ, Universität Graz
Wilfried Jilge, Universität Leipzig

17.15 Uhr Eröffnungsvortrag

Univ.-Prof. Dr. Dieter A. Binder (Graz): Antidemokratische Traditionen in der österreichischen Politik der Zwischenkriegszeit
Moderation: Prof. Dr. Stefan Troebst (Leipzig)

19.00 Uhr Empfang des Bürgermeisters der Stadt Graz, Mag. Siegfried Nagl, im Gemeinderatssitzungssaal des Grazer Rathauses, Hauptplatz 1

Freitag, 15. November 2013

9.00 Uhr Registrierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

9.15 Uhr Begrüßung

Univ.-Prof. Dr. Stephan Moebius (Graz)
Prof. Dr. Stefan Troebst (Leipzig)
Thematische Einführung: Wilfried Jilge und Reinhard Müller

10.00 bis 11.30 Uhr
Sektion 1: Der österreichische Kontext
Moderation: Oliver Rathkolb (Wien)

10.00 Uhr Reinhard Müller (Graz): „Ich lebe inmitten eines merkwürdigen Maskenspieles und tue mit“. Mythos „Spannkreis“?

10.30 Uhr Florian Wenninger (Wien): Völkisch versus katholisch? Ideologie und Differenz in der österreichischen Heimwehrbewegung

11.15 Uhr Kaffeepause

11.30 bis 15.30 Uhr
Sektion 2: Der tschechoslowakische Kontext
Moderation: Christoph Boyer (Salzburg)

11.30 Uhr Wilfried Jilge (Leipzig): ‚Mitteleuropäischer Männerbund‘. Reichsvisionen und Mitteleuropa-Konzepte des sudetendeutschen Kameradschaftsbundes

12.00 Uhr Tobias Weger (Oldenburg): Von der Böhmerlandbewegung zur bündischen Jugend. Der Kreis der „Bereitschaft“

12.45 bis 14.00 Uhr Mittagspause mit kleinem Buffet der Universität Graz

14.00 Uhr Jitka Balcarová (Náchod): „Einer für alle und alle für einen!“ Die Rolle des Bundes der Deutschen und seiner Vorgänger im öffentlichen Raum der ČSR 1918–1938

14.30 Uhr Kristina Kaiserová (Ústí nad Labem): Erziehung zum sudetendeutschen Menschen? Zur Bedeutung des Volksbildungswesens in der „sudetendeutschen Bewegung“

15.15 Uhr Kaffeepause

15.30 bis 18.00 Uhr
Sektion 3: Der reichsdeutsche Kontext
Moderation: René Küpper (München)

15.30 Uhr Harald Lönnecker (Koblenz): Schüler, Studenten, Professoren – Multiplikatoren in der Singbewegung

16.00 Uhr Ulrich Prehn (Berlin): Kleo Pleyer. Sudetendeutscher „Grenzland“- Aktivist und „bündischer“ Nationalsozialist

16.45 Uhr Kaffeepause

17.00 Uhr Stefan Dölling (Berlin): Von der Vision zur Tat. Zur Genese des sudetendeutschen Freikorps

17.30 Uhr Tamara Ehs (Salzburg): Die gesellschaftspolitische Tätigkeit Othmar Spanns und seines akademischen Kreises an der Universität Wien

19.30 Uhr Einladung des Archivs für die Geschichte der Soziologie in Österreich und des Instituts für Soziologie der Universität Graz zu einem gemeinsamen Abendessen im Gasthof Gehringer, Keplerstraße 33

Samstag, 16. November 2013

Abreise der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Kontakt

Wilfried Jilge
Universität Leipzig / Institut für Slavistik
GWZ, Beethovenstr. 15, H5 4.08
04107 Leipzig
Telefon: +49 341 97 37 454; Telefax: +49 341 97 37 499
E-Mail: <jilge@rz.uni-leipzig.de>


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