Vatikan und "Rassendebatte" in der Zwischenkriegszeit. Stand und Perspektiven der Forschung

Vatikan und "Rassendebatte" in der Zwischenkriegszeit. Stand und Perspektiven der Forschung

Veranstalter
Historisches Institut der Universität Potsdam (Neuere Geschichte II) in Zusammenarbeit mit dem Römischen Institut der Görres-Gesellschaft, unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Brechenmacher (Potsdam) und Dr. Peter Rohrbacher (Wien)
Veranstaltungsort
Römisches Institut der Görres-Gesellschaft, Campo Santo Teutonico
Ort
Vatikan
Land
Vatican City State (Holy See)
Vom - Bis
20.02.2014 - 21.02.2014
Von
Brechenmacher, Thomas

Die Beteiligung der römischen Kurie an der „zeitgeistigen“ Rassendebatte der 1920er und 30er Jahre hat die besondere Aufmerksamkeit der Forschung seit der Öffnung der Archive zum Pontifikat Pius’ XI. (1922-1939) geweckt. Zu Recht, denn in der Zwischenkriegszeit wurden rassentheoretische Konzepte zunehmend auch in die gesellschaftliche Praxis umgesetzt. In den Vordergrund trat dabei die „Eugenik“, die in dieser Zeit zu den innovativsten Wissenschaften gezählt und fast überall auch staatlich unterstützt wurde. Deren Propagandisten waren davon überzeugt, dass soziale Probleme, gesellschaftliche Ungleichheit, Armut und Reichtum, genetisch determiniert seien. Hingegen geht das Christentum grundlegend von einem einheitlichen Menschengeschlecht aus.

Die Eheenzyklika Pius’ XI. von 1930, „Casti connubii“, gab den Katholiken eine klar ablehnende Richtlinie gegenüber allen Versuchen an die Hand, menschliches Leben biologistischen Eingriffen zu überantworten. Freilich existierten auch „Brückenbauer“ geistlichen Standes, die versuchten, katholische und eugenische Lehre miteinander in Einklang zu bringen, indem sie selbst „katholische Rassentheorien“ entwickelten, sich für eine spezifisch „katholische Eugenik“ einsetzten oder sogar Zwangssterilisation für „minderwertiges Leben“ einforderten.

Die Tagung zielt darauf ab, die Ergebnisse der internationalen Forschung des vergangenen Jahrzehnts über die Auseinandersetzung der römischen Kurie und wichtiger Institutionen bzw. Personen im Umkreis der Kurie mit den Rassentheorien und der Rassengesetzgebung der 1920er und 1930er Jahre zusammenfassend zu diskutieren sowie schließlich Leitfragen und Perspektiven zur weiteren Erforschung dieser Thematik zu formulieren.

Programm

Programm:

Donnerstag, 20. Februar 2014, Beginn: 9.00 Uhr

Begrüßung und Einführung
Thomas Brechenmacher und Peter Rohrbacher

I) Hinführung zur Thematik – Moderation: Peter Rohrbacher

John Connelly (Berkeley)
Catholic Racism in the interwar period

Veronika Lipphardt (Berlin)
Rassenforschung in der Zwischenkriegszeit

Diskussion

II) Kirche und Eugenik-Debatte in den 1920er und 1930er Jahren – Moderation: Karl-Joseph Hummel

Monika Löscher (Wien)
Katholische Eugenik im Kontext der Enzyklika Casti connubii

Oliver Arnhold (Paderborn)
Haltungen im deutschen Protestantismus zur NS-Rassenlehre

Diskussion

Hans Walter Schmuhl (Bielefeld)
Hermann Muckermann. Ein Akteur im Spannungsfeld von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik

Uwe Kaminsky (Bochum)
Joseph Mayer – Eugenik, Notstand, Euthanasie

Diskussion

III) Die Auseinandersetzung an der Kurie und im Umkreis der Kurie mit der NS-Ideologie – Moderation: Thomas Brechenmacher

Philippe Chenaux (Rom)
La Compagnia di Gesù e il dibattito razziale negli anni 20 e 30

Aaron Gillette (Houston)
Agostino Gemelli, the Nazi Challenge and the Latin Eugenics Movement

Dominik Burkard (Würzburg)
Die „Rassenproblematik“ als Thema im Sanctum Offizium

Diskussion

Freitag, 21. Februar 2014, Beginn: 9.00 Uhr

IV) Reaktionen an der Kurie und im Umkreis der Kurie auf die politische Umsetzung der Rassentheorien in Deutschland und Italien – Moderation Emilia Hrabovec / Andreas Gottsmann

Karl-Joseph Hummel (Bonn/Erfurt)
Eugenio Pacelli und Alois Hudal: ein schwieriges Verhältnis

Thomas Marschler (Augsburg)
Karl Eschweiler, die Kurie und das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses

Diskussion

Valerio De Cesaris (Perugia)
Pio XI e la Curia di fronte alla svolta antisemita del fascismo

Gabriele Rigano (Perugia)
„Spiritualmente semiti“. Pio XI e l'antisemitismo in un discorso del 6 settembre 1938

Diskussion

Peter Rohrbacher (Wien)
Die Enzyklika Mit brennender Sorge, Pacelli und die Steyler Missionare

Thomas Brechenmacher (Potsdam)
Die „unterschlagene Enzyklika“ Societatis unio und Pius XII.

Diskussion

V) Schlussrunde (Tavola rotonda)

Forschungsdesiderata und Perspektiven – Statements von Massimiliano Valente (Rom), Paolo Valvo (Milano), Peter Rohrbacher, Thomas Brechenmacher

Ende der Tagung gegen 17.30 Uhr

Kontakt

Thomas Brechenmacher

Universität Potsdam, Historisches Institut, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam
0331-977-1036

thomas.brechenmacher@uni-potsdam.de

http://www.goerres-gesellschaft-rom.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch, Italienisch
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