„Silberpolitik“ als dynastische Strategie: Die Huldigungspräsente aus der Celler Residenz und der Aufstieg des jüngeren Hauses Braunschweig-Lüneburg

„Silberpolitik“ als dynastische Strategie: Die Huldigungspräsente aus der Celler Residenz und der Aufstieg des jüngeren Hauses Braunschweig-Lüneburg

Veranstalter
Residenzmuseum im Celler Schloss
Veranstaltungsort
Celler Schloss, Rittersaal, Schlossplatz 1, 29221 Celle
Ort
Celle
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.02.2014 - 28.02.2014
Deadline
20.02.2014
Von
Juliane Schmieglitz-Otten

Die zweitägige Tagung ist als „Startschuss“ für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt des Residenzmuseums im Celler Schloss gedacht und richtet sich in diesem Sinne an Wissenschaftler der Frühen Neuzeit, z.B. mit Schwerpunkten in den Bereichen Residenzen- und Zeremonialforschung oder Kunstgeschichte. Zugleich wird auch Studierenden und interessierten Laien eine Einführung in dieses Thema, das niedersächsische Landesgeschichte und allgemeine Residenzgeschichte miteinander verbindet, geboten.

Mit dem Rittersaal in der einstigen welfischen Barockresidenz Celle ist als Veranstaltungsort eine ebenso passende wie bedeutende räumliche Einbindung gegeben. Celle mit seiner erhaltenen Topografie einer Residenzstadt der Frühen Neuzeit weist dazu ein einmaliges Stadtbild mit authentischen Orten der Residenzgeschichte auf.

Die Tagung wird vom Bomann-Museum Celle (Abteilung Residenzmuseum im Celler Schloss) in Zusammenarbeit mit ausgewiesenen wissenschaftlichen Spezialisten sowie mit jungen Nachwuchswissenschaftlern durchgeführt.

Thema:
Das anlässlich der Versteigerung der Kunstsammlung Yves Saint-Laurent / Pierre Bergé 2009 im Pariser Grand Palais erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Konvolut von 14 silbervergoldeten frühbarocken Huldigungspokalen aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg ist einzigartig. Die Pokale, Trinkspiele und Tischbrunnen welfischer Provenienz sind ein Beleg für den einst hohen Rang und die repräsentative Ausstattung der Barockresidenz Celle.

Zwar ist die Übergabe von silbernen Huldigungsgeschenken durch Untertanen an ihren neuen Landesherrn zum Regierungsantritt ein europäisches Phänomen der Frühen Neuzeit, derart zeremoniell bedeutende Silberobjekte haben sich aber kaum bis in unsere Gegenwart erhalten.

Die heute ca. 70.000 Einwohner zählende niedersächsische Kreisstadt Celle war von 1433 bis 1705 ständiger Regierungssitz des einst reichsten und bedeutendsten der drei Teilfürstentümer der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Das Land Niedersachsen hat seit den 1970er Jahren mit großem Aufwand umfangreiche Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Celler Schloss durchgeführt. Ein wesentliches Ziel war es, die Paradegemächer Herzog Georg Wilhelms (reg. 1665 – 1705) zu rekonstruieren und diese kunst- und kulturgeschichtlich wichtigen Raumfolgen dem Zustand der Erbauungszeit wieder anzunähern.

Die Wiederentdeckung dieses Kerns des Celler Silberinventars und seine inhaltliche Erschließung und Einordnung fügt sich damit in das über Jahre verfolgte Konzept, das Celler Schloss über Niedersachsen hinaus als bedeutendste Welfenresidenz und in seiner Bedeutung für die europäische Schlösserkultur darzustellen. Für insgesamt 13, den Celler Herzögen Friedrich (reg. 1636 – 1648), Christian Ludwig (reg. 1648 – 1665) und Georg Wilhelm zuzuordnende Huldigungspokale eröffnet sich dank einer reichhaltigen archivalischen Überlieferung die Möglichkeit, diesen herrschafts- und dynastiegeschichtlich besonders exklusiven Teil des legendären „Silberschatzes der Welfen“ in seiner Entstehung, Übergabe, zeremoniellen Nutzung und Tradierung als „Prunksilber“ exemplarisch zu untersuchen.

Das Residenzmuseum im Celler Schloss mit seiner 2007 eingeweihten Dauerausstellung zur europäischen Residenzkultur hat sich zum Ziel gesetzt, „die Bedeutung von Hof und Residenz als Zentrum politischer und kultureller Macht im alten Europa darzustellen“. Silberkammern als Verwahrungsorte des Staatsschatzes in Form von Prunk- und Tafelsilber waren Bestandteil jeder frühneuzeitlichen Residenz. Der Erforschung der Celler Silberkammer und ihres exklusivsten Bestandteiles, des frühbarocken Huldigungssilbers – seines Gebrauches, seiner Präsentation und dynastischen Tradierung – kommt daher besondere Bedeutung zu.

Im Rahmen der Tagung besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Präsentation „GLANZLICHTER - Fünf Meisterwerke aus der Silberkammer der Celler Residenz“. Neben drei Huldigungspokalen werden zwei Leihgaben europäischer Sammlungen ausgestellt, die nach über 300 Jahren ins Celler Schloss für kurze Zeit zurückgekehrt sind.

Folgende übergeordnete Fragestellungen stehen im Blickpunkt:
- Die Bedeutung von Silber an den europäischen Höfen der Frühen Neuzeit
- Silber als Teil des Zeichensystems im Kontext des barocken Zeremoniells
- Der Rechtsakt der Huldigung und die Bedeutung von Huldigungspräsenten: symbolischer und materieller Wert
- „Silberpolitik“ im Dienste dynastischer Strategien

Sowie folgende Einzelaspekte:
- Funktions-, Nutzungs- und Präsentationsgeschichte des Celler Huldigungssilbers
- Zur Provenienzgeschichte welfischen Silbers – die Celler und die hannoversche Silberkammer
- Einzeluntersuchungen zu den bisher bekannten Huldigungspokalen

Anmeldung:
Bis 20.02.2014 an juliane.schmieglitz-otten@celle.de

Kosten:
25,00 € für beide Tage (einschl. Tagungsgetränke) – 15,00 € für Studierende

Programm

Tagungsprogramm

Donnerstag, 27.02.2014

ab 9.00 Uhr
Öffnung des Tagungsbüros, Anmeldung und Information, Ausgabe der Tagungsmappen

11.00 Uhr
Eröffnung, Begrüßung durch die Stadt Celle

11.15 – 12.00 Uhr
Juliane Schmieglitz-Otten
Leiterin des Residenzmuseums im Celler Schloss
„Die Huldigungspräsente der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg am Beispiel der Celler Huldigungspokale und ihre Präsentation im Celler Residenzmuseum“

12.00 – 14.00 Uhr
M i t t a g s p a u s e
Individuelle Besichtigung der Sonderausstellung „GLANZLICHTER – Fünf Meisterwerke aus der herzoglichen Silberkammer der Celler Residenz“ und des Residenzmuseums

14.00 – 14.30 Uhr
Dr. Michaela Völkel
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Abteilung Schlösser und Sammlungen, Kustodin der Keramischen Sammlung
"Die Silberkammer: Sparbüchse und Geschirrschrank der europäischen Höfe"?
D i s k u s s i o n

14.45 – 15.15 Uhr
Dr. Lorenz Seelig
Direktor des bayerischen Nationalmuseums Nürnberg a.D
„Das Silberservice König Georgs III. von Robert-Joseph Auguste und Franz Peter Bundsen (1776-1790). Zur Goldschmiedekunst des frühen Klassizismus in Paris, London und Hannover.“ Bemerkungen zur Überlieferungsgeschichte welfischen Silbers.
D i s k u s s i o n

15.30 – 16.00 Uhr
K a f f e e p a u s e

16.00 – 16.30 Uhr
Deborah Lambert
Kuratorin der Schroder Collection London
„The Schroder Silver Collection – one of the most important private collections of Renaissance silver in the world”

16.30 – 17.00 Uhr
Dr. Timothy Schroder
Kunsthistoriker, London
„Schätze der Celler Residenz in der Sammlung Schroder in London“
D i s k u s s i o n

Freitag, 28.02.2014

9.00 – 9.30 Uhr
Prof. Dr. Hildegard Wiewelhove
Leiterin des Museums Huelsmann, Bielefeld, Honorarprofessorin der FH Bielefeld / FB Gestaltung
„Der Tischbrunnen aus der fürstlichen Silberkammer des Celler Hofes (Huldigungsgeschenk des Amtes Bodenteich) – eine Rarität barocker Goldschmiedekunst“

9.30 – 10.00 Uhr
Frauke Schulte-Terboven M. A.
Historikerin, Osnabrück
„Das Silberinventar Ernst Augusts II., Fürstbischof von Osnabrück - Ausdruck des dynastischen Aufstiegs des Hauses Braunschweig - Lüneburg?"
10.00 – 10.30 Uhr
D i s k u s s i o n u n d K a f f e e p a u s e

10.30 – 11.00 Uhr
Dr. Christine van den Heuvel
Leiterin des Niedersächsischen Landesarchivs in Hannover
„Die Quellenlage im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover zur Geschichte der Celler Huldigungspokale“
D i s k u s s i o n

11.15-11.45 Uhr
Dr. Ines Elsner
Frühneuzeit- (Kunst-) Historikerin und Residenzforscherin, derzeit am Celler Forschungsprojekt zu den Huldigungspokalen der Celler Herzöge tätig
„Die Celler Silberkammer und das Huldigungssilber der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg“. Werkstattbericht zum bisherigen Arbeitsstand des Forschungsprojektes
D i s k u s s i o n

12.00-12.30 Uhr
Ute Kümmel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Projektvorstellung : „Die Schatz- und Silberkammern der deutschen Reichsfürsten als ein Beispiel für Kulturtransfer im späten Mittelalter“

12.30 – 13.00 Uhr
Abschlussdiskussion/Resümee (Schmieglitz-Otten)

ENDE DES ÖFFENTLICHEN TEILS
________________________________________________________

14.30 Uhr – max. 17.00 Uhr

Nichtöffentlicher Teil:

Erörterung neuer Impulse und Fragestellungen für ein Forschungsprojekt

Hidden or Exposed: Kontextualität - Der Wandel in Wahrnehmung, Wirkung und Funktion auratisch aufgeladener Werke am Beispiel der Huldigungspräsente der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (Celle) (Arbeitstitel)

Kontakt

Juliane Schmieglitz-Otten

Bomann-Museum Celle, Abtl. Residenzmuseum, Schlossplatz 7, 29221 Celle

05141-12 621
05141 - 12 535
juliane.schmieglitz-otten@celle.de

http://www.residenzmuseum.de
Redaktion
Veröffentlicht am