25 Jahre Erinnerung an das geteilte Europa. Musealisierung, Medialisierung, Kommerzialisierung

25 Jahre Erinnerung an das geteilte Europa. Musealisierung, Medialisierung, Kommerzialisierung

Veranstalter
Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde; in Kooperation mit dem Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft, Fach Kulturanthropologie/Volkskunde, Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz e. V.
Veranstaltungsort
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.11.2014 - 08.11.2014
Deadline
15.03.2014
Website
Von
Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde

Gut vierzig Jahre lang teilten im 20. Jahrhundert Grenzen Europa in West und Ost. Nicht nur die Deutschen, die diesseits und jenseits der innerdeutschen Grenze lebten, waren davon auf einschneidende Art und Weise betroffen. Auch jene Deutschen, die im östlichen Europa als Minderheiten verblieben waren, wurden durch die Teilung Europas von der westlichen Seite „abgetrennt“, auch sie konnten ihre biografischen Entwürfe nicht frei leben, nicht reisen etc. Heute, bald 25 Jahre nach den Ereignissen, die diese Isolierung beendeten, scheint es, als sei die europäische Teilung nur mehr „Geschichte“, von der lediglich an wenigen Orten noch materielle Überreste zeugen.
Doch der geografisch gelenkte Blick, die Konzentration auf manifeste Gedenkorte trügt. Wendet man sich nämlich anderen Ebenen von Erinnerung zu, so zeigt sich, dass vor allem biografische Erfahrungen der europäischen Teilung verhandelt werden. Von Zeitzeugenprojekten über Erinnerungsforen im Internet bis hin zu einer breiten Palette an filmischer und literarischer Auseinandersetzung lassen sich im medialen Bereich zahlreiche aktuelle Tendenzen beobachten, die einzelne Biografien als Ausgangspunkt nehmen, sich dem Thema zu widmen.

Die Tagung möchte daher aus volkskundlicher Perspektive diese stetig zunehmende Medialisierung biografischer Erfahrungen in den Blick nehmen und nach den entstehenden „Erinnerungsräumen“ rund um das kulturelle Phänomen Grenze fragen. Berücksichtigt werden sollen dabei freilich nicht nur die Biographien und Erinnerungen der nach 1945 im östlichen Europa verbliebenen Deutschen, sondern ausdrücklich auch ihre interethnischen Kontakte sowie Vergleichsmöglichkeiten zur Erinnerungskultur weiterer Ethnien und Bevölkerungsgruppen. Im Fokus stehen dabei unter anderem Museen, Gedenkstätten, virtuelle Erinnerungsräume, Zeitzeugenprojekte und mobile Applikationen, in denen geographische Bezüge mit biographischen Bedeutungszuschreibungen verknüpft werden, genauso wie (Dokumentar-)Filme, Belletristik, graphic novels, Bild- und weitere Medien.

Mögliche Fragestellungen betreffen insbesondere folgende Felder:

- Wie wird die biographische Erfahrung des geteilten Europas medial, etwa im Film, im Internet, durch Museen und Gedenkstätten in Zusammenhang mit der Grenze vermittelt?
- Wie unterscheiden sich die erinnerungskulturellen Aktivitäten auf den unterschiedlichen Seiten der Grenze(n)? Wie wird in den einzelnen Ländern im musealen Bereich mit dieser Erfahrung umgegangen und welche Rolle spielen dabei die deutschen Minderheiten? Besitzen diese Initiativen das Potenzial, multiperspektivische Blicke auf scheinbar kollektive Erfahrungen zu ermöglichen, vor allem in Bezug auf ethnische Minderheiten?
- Welche Quellen und (Ego-)Dokumente unterstützen die individuellen und kollektiven Erinnerungen an den ehemaligen „Eisernen Vorhang“?
Wie hat sich der journalistische Blick auf unterschiedliche Formen von Mobilität der deutschen Minderheiten (Aussiedeln, Reisen etc.) nach 1989 gewandelt?
- Wie wird an Jahrestage erinnert?
- Wie wird die Erinnerung an das geteilte Europa nach der Öffnung der Grenzen etwa durch die Tourismusbranche oder durch „ethnisches Unternehmertum“ kommerziell nutz- und fruchtbar gemacht? Inwiefern dienen hierbei die biografischen Erfahrungen Einzelner oder auch ganzer ethnischer Minderheitengruppen dazu, einen Markt zu eröffnen?

Die Mitglieder der Kommission und alle weiteren Interessierten sind herzlich eingeladen, die Tagung aktiv mitzugestalten und Vorschläge für Referate einzureichen.

Bitte lassen Sie uns Ihr Abstract (max. 1.000 Zeichen) für einen 30-minütigen Vortrag bis zum 15. 03. 2014 zukommen.

Programm

Kontakt

Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde
c/o Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa Goethestr. 63
79100 Freiburg
tilman.kasten@ivde.bwl.de