Naturmuseen wozu? Zur gesellschaftlichen Funktion einer Institution

Naturmuseen wozu? Zur gesellschaftlichen Funktion einer Institution

Veranstalter
Museumsakademie Joanneum; in Kooperation mit dem Naturkundemuseum am Universalmuseum Joanneum
Veranstaltungsort
Joanneumsviertel
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
27.03.2014 - 28.03.2014
Website
Von
Museumsakademie Joanneum

Naturmuseen sind in den museologischen Debatten nach wie vor unterrepräsentiert. Dabei sind ein Gutteil der weltweiten Museumsobjekte Objekte der Natur und die traditionell gleichermaßen wissenschaftliche wie gesellschaftliche Bedeutung dieses Museumstyps ist enorm. Wir wollen uns auf zweiteres konzentrieren und – unter Berücksichtigung der Vielfalt naturmusealer Einrichtungen – die Übertragbarkeit mit Museen insgesamt assoziierter gesellschaftlicher Funktionen auf Häuser der Natur prüfen: Welche Rolle spielt das Naturmuseum als Sacharchiv und Ort des Vergleichs? Welche Wichtigkeit kommt ihm als Stätte der Wissenschaft und der Bildung aktuell zu? Spielen Naturmuseen eine Rolle als nationale/regionale Gedächtnisspeicher und im Ausverhandeln von Identitäten? Ein Gutteil der relevanten Fragen der Gegenwart tangieren Umwelt- und Naturwissenschaften: Taugt das Naturmuseum als Ort kritischer Öffentlichkeit und Umschlagplatz für neue Ideen? Wir versuchen eine Bestandsaufnahme vor dem Hintergrund der Geschichte der Institution.

mit
Margit Berner, Kuratorin der Abguß-Sammlung und wiss. Mitarbeiterin Anthropologie, Naturhistorisches Museum Wien (A)
Margit Delefant, Stellvertretende Leiterin des Regionalen Fachdidaktikzentrums für Biologie und Umweltkunde Steiermark, Universität Graz (A)
Hannes Geisser, Direktor Naturmuseum Thurgau, Frauenfeld (CH)
Reinhard Golebiowski, Abteilungsleiter Ausstellung & Bildung, Naturhistorisches Museum Wien (A)
Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin Museumsakademie Joanneum, Graz (A)
Peter Jann, Direktor Naturama Aargau, Aarau (CH)
Christian Köberl, Generaldirektor und wissenschaftlicher Geschäftsführer Naturhistorisches Museum Wien (A)
Susanne Köstering, Geschäftsführerin Museumsverband des Landes Brandenburg e.V., Potsdam (D)
Christian Kropf, Bereichsleiter Wirbellose Tiere, Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern (CH)
Bernd Moser, Leiter der Abteilung Geowissenschaften, Universalmuseum Joanneum, Graz (A)
Wolfgang Paill, Leiter der Abteilung Biowissenschaften, Universalmuseum Joanneum, Graz (A)
Peter Pakesch, Intendant Universalmuseum Joanneum, Graz (A)
Anne Marie Rahn, Projektleiterin „ Gemeinsam Natur erleben - interkultureller Austausch im Senckenberg" Senckenberg Naturmuseum, Frankfurt am Main (D)
Rita Schlamberger, Biologin und wirtschaftliche Leiterin ScienceVision Filmproduktions GmbH, Graz (A)
Ulrike Strottrop, Leiterin der Abteilung Geologie/Naturkunde, Ruhr Museum, Essen (D)
Gerhard Tarmann, Kustos Naturwissenschaftliche Sammlungen, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck (A)
Klaus Taschwer, Wissenschaftsredakteur, Tageszeitung Der Standard, Wien (A)

Datum: 27.-28. März 2014

Ort: Joanneumsviertel, Eingang Kalchberggasse, 8010 Graz (A)

Kosten: 100 €, ermäßigt 70 €

Anmeldung erforderlich unter
Museumsakademie Joanneum, Mariahilferstrasse 2-4,
8020 Graz T +43(0)316/8017-9805, F -9808,
E: museumsakademie@museum-joanneum.at

Programm

PROGRAMM:

Donnerstag, 27. März 2014

10.00 - 12.00
Führungen (optional): Naturkundemuseum neu

2013 wurde im Joanneumsviertel das Naturkundemuseum wiedereröffnet, in dem sich alle naturwissenschaftlichen Abteilungen des Universalmuseum Joanneum in einer neu konzipierten und gestalteten Dauerausstellung gemeinsam präsentieren.

12.00 – 13.30
Mittagspause

13.30 – 15.00
Begrüßung: Bernd Moser & Wolfgang Paill

Einführung

Museen und ihre gesellschaftliche Funktion Warum wir Museen brauchen.Zur gesellschaftlichen Bedeutung einer Institution
Bettina Habsburg-Lothringen

Heimat - Familie – Nation. Gesellschaft im Spiegel naturkundlicher Museen im 19./20. Jahrhundert
Susanne Köstering

Was sich ein Erzherzog einst wünschte….
Die Naturwissenschaftlichen Sammlungen am frühen Joanneum
Bernd Moser

15.00 – 15.30
Pause

15.30 - 17.00
1. Gesprächsrunde
Das Museum als Sacharchiv und Ort der Wissenschaft
Christian Köberl - Christian Kropf - Wolfgang Paill - Gerhard Tarmann

Die Anfänge des Museums sind mit den Anfängen der neuzeitlichen Wissenschaft eng verknüpft und wissenschaftliche Forschungsarbeit wird bis heute als wesentlich für die institutionelle Identität von Museen behauptet. Welche Rolle spielt Forschung an welchen Naturmuseen heute? Was zeichnet Forschung an Museen aus? Wie steht es um die Forschung an Landesmuseen? Wie
steht es um jene Einrichtungen, die aufgrund mangelnder Ressourcen keine eigene bzw. kaum Forschungsarbeit leisten können? Welche Perspektiven hat das Museum als Sacharchiv? Wie ausgeprägt ist bei den Museumsverantwortlichen das Bewusstsein für die Bedeutung ihrer Häuser als Speicher der Wissenschaftsgeschichte? Welche Zukunft hat die Forschung am Museum?

Freitag, 28. März 2014

9.00 – 10.30
2. Gesprächsrunde
Das Museum als Ort der Wissensvermittlung
Margit Delefant - Reinhard Golebiowski - Anne Marie Rahn - Rita Schlamberger

Wissenschaft an Museen geschieht seit jeher auch im Hinblick auf die Vermittlung gewonnener Erkenntnisse an die Öffentlichkeit. Das Museum war also immer schon Ort der Bildung, wobei der Begriff heute an Museen weit gefasst wird: neben der Vermittlung von Faktenwissen geht es um Bewusstseinsbildung, darum, in der Auseinandersetzung mit musealen Objekten das differenzierte Wahrnehmen zu schulen, die Kritikfähigkeit zu erhöhen oder eigene Einschätzungen zu entwickeln und zu artikulieren. Welchen Wandel haben die Begriffe von Bildung und Öffentlichkeit an den Naturmuseen genommen? Was zeichnet das Museum heute im Vergleich zu anderen Bildungseinrichtungen aus? Welche Aufmerksamkeit wird dieser Museumsaufgabe heute zuteil? Welche Erwartungshaltungen gibt es von außen?

10.30 – 11.00
Pause

11.00 - 12.30
3. Analyse und Gespräch
Das Museum als Ort von Identitätswissen
Hannes Geisser - Ulrike Stottrop - Bettina Habsburg-Lothringen

Das Museum des 19. Jahrhunderts sagte und zeigte den Menschen, wer und wie sie sind und war ein wichtiger Faktor beim Denken, Ausverhandeln und Kommunizieren von Identität. Heute ist der Anspruch nationalstaatlicher oder regionaler Identitätsstiftung in Museen überholt. Dennoch ist das Museum ein Ort geblieben, an dem direkt und indirekt eine Auseinandersetzung mit Fragen wie: wer sind wir, wer bin ich, worauf gründet sich das eigene Selbstverständnis etc. verhandelt werden. Vor dem Hintergrund einer historisch nachweißbaren Bedeutung der Naturmuseen als Identitätsagenturen: Was bedeutet es heute, Ort des Ausverhandelns von Identität zu sein? Wo bewegt sich Naturmuseum bewusst, wo unbewusst in dieser Rolle? Wo wird – am Beispiel des Naturkundemuseums am Joanneum – regionale Identität manifest? Welche Rolle spielen dabei die Objekte, Texte und spezifische Formen der Präsentation?

12.30 – 14.00
Mittagspause

14.00 - 15.30
4. Gesprächsrunde
Das Museum als Ort kritischer Öffentlichkeit
Margit Berner - Peter Jann - Peter Pakesch - Klaus Taschwer

Das Museum ist traditionell ein Ort von Orientierungswissen. Es unterstützt/e Menschen dabei, sich zu historischen Sachverhalten wie gesellschaftlich relevanten Fragen der Gegenwart eine Meinung zu bilden: Erfahrungen einzuordnen, Ereignisse in ein Ordnungssystem einzubetten und sich in einem pluralen Kontext angesichts vieler Möglichkeiten zu verorten und zu positionieren. Inwiefern versteht sich das Naturmuseum heute als Ort der Orientierung und kritischer Öffentlichkeit? Und welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, um diese Funktion in qualitätvoller Weise zu erfüllen?

15.30 – 16.00
Zusammenfassung und Schlussbetrachtung

Kontakt

Museumsakademie Joanneum

Mariahilferstrasse 2-4, 8020 Graz

museumsakademie@museum-joanneum.at


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