Die Wandlungsprozesse, die in der Druckindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattfanden, haben trotz ihrer gewaltigen Auswirkungen auf die gesamte Branche sowie auf Medienproduktion und -konsum bisher nur verhaltenes Interesse in der historischen Forschung hervorgerufen. Dieser Befund überrascht umso mehr, als sich eine Untersuchung der Druckindustrie aufgrund der ausgezeichneten Quellenlage besonders gut dazu eignet, wichtige Forschungslücken in Bezug auf den technologisch-industriellen Wandel nach 1945 und den (vermeintlichen) Strukturbruch in den frühen 1970er Jahren zu schließen.
Zum einen dominieren bisher Beispiele aus Konzernen der Schwer- und Automobilindustrie die Diskussion; Studien zu der von mittelständischen und kleinen Betrieben geprägten Druckbranche könnten hier zu wichtigen Modifizierungen beitragen. Zum anderen bietet sich die Druckindustrie als ein zugespitztes Beispiel an: Die Wandlungsprozesse im Zusammenhang mit Automatisierung und Digitalisierung waren hier besonders stark ausgeprägt, veränderten die Branche drastisch und lassen die damit in Verbindung stehenden gesellschaftlichen und politischen Konflikte besonders deutlich werden.
Die Tagung möchte die Druckindustrie u.a. technologisch, ökonomisch und arbeitsorganisatorisch sowie aus der Perspektive betrieblicher Interessenvertretung in ihren verschiedenen Produktionsstufen (Redaktion/Gestaltung, Druckvorstufe, Druckverfahren, Weiterverarbeitung), Produktionsverfahren (Hochdruck, Flachdruck, Tiefdruck, Siebdruck) und Produkten (Akzidenzen, Zeitungen, Bücher, Verpackungen, etc.) in den Blick nehmen. Sozial-, technik-, kultur-, unternehmens- und alltagshistorische Perspektiven sind ebenso erwünscht wie die interdisziplinäre Erweiterung der Diskussion durch kultur- und medienwissenschaftliche Beiträge.
Themenfelder:
- Der technologische Wandel in seinen arbeitspraktischen und -organisatorischen, ökonomischen, sozialen, mitbestimmungspolitischen und kulturellen Dimensionen
- Die Veränderungen von Berufsbildern und Qualifikationsprofilen im Arbeitsalltag und damit verbunden ihr strukturell-inhaltlicher Wandel und die Entstehung neuer Berufe
- Geschlechtergeschichtliche Perspektiven auf den technologischen und organisatorischen Wandlungsprozess in Unternehmen
- Automatisierungs- und Computerisierungsdiskurse
- Interessenverbände, industrielle Arbeitsbeziehungen und Arbeitskonflikte
- Produktinnovationen und veränderte Konsummuster
- Vergleich der Veränderungsprozesse in der Druck- und Medienbranche anhand von Fallbeispielen einerseits zwischen der BRD und DDR, andererseits zwischen der BRD und der Entwicklung anderer westeuropäischer Staaten.
Die Tagung soll aus Referaten von je 20 Minuten Länge und anschließender Diskussion von 30 Minuten bestehen. Die Tagung besitzt Werkstattcharakter, das heißt die Vorstellung von aktuellen Forschungsvorhaben bzw. frisch abgeschlossener Projekte und die Diskussion offener Fragen Art stehen im Vordergrund. Eine Veröffentlichung der Beiträge ist geplant.
Wir bitten alle Interessierten, bis zum 30.4.2014 ein einseitiges Abstract sowie eine Kurzbiographie an folgende E-Mail-Adresse zu senden:
Dr. Harry Neß, Internationaler Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte (harry-ness@web.de)
Dr. Kim Christian Priemel, Humboldt-Universität zu Berlin (priemelk@hu-berlin.de)
PD Dr. Karsten Uhl, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (uhlk@hsu-hh.de)