Kultur und Praxis der Wahlen. Eine Geschichte der modernen Demokratie / Culture and practice of elections. A history of modern democracy

Kultur und Praxis der Wahlen. Eine Geschichte der modernen Demokratie / Culture and practice of elections. A history of modern democracy

Veranstalter
Hedwig Richter / Hubertus Buchstein, Friedrich Ebert Stiftung
Veranstaltungsort
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg
Ort
Greifswald
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.05.2014 - 16.05.2014
Deadline
07.05.2014
Von
Hedwig Richter, Hubertus Buchstein

Eine neue Welle der Demokratie scheint den Globus zu erfassen. Nicht nur in arabischen Regionen gehen Menschen auf die Straße und riskieren ihr Leben für mehr Partizipation. Militäreinsätze in Afghanistan oder dem Irak sollen dazu beitragen, Demokratien zu installieren. Politische Wahlen gelten als ein zentrales Ziel dieser Bemühungen. Doch was genau ist der Sinn und Zweck des Wählens? Was macht Wahlen so attraktiv und lässt sie zum prominenten Exportschlager des Westens werden? Zur Beantwortung dieser Frage reicht die klassische Definition der Wahlfunktion allein nicht aus: „Elections are institutionalized procedures for the choosing of office holders“ (Stein Rokkan). Um die Erfolgsgeschichte und die variierenden, oft schillernden Bedeutungen von Wahlen zu verstehen, gilt es, die historische Dimension zu berücksichtigen und mit einem kulturalistischen Blick neue Fragen zu stellen. Ein solcher Zugang lässt den scheinbar so selbstverständlichen Gegenstand „Wahlen“ fremd und erklärungsbedürftig erscheinen und fragt nach Praktiken, Materialität, Symbolen und Diskursen. Der ethnologisch verfremdende Blick kann Antworten darauf finden, welche Funktionen politische Wahlen in verschiedenen historischen Kontexten innehatten. Denn – so unsere These – nur weil Wahlen im sich herausbildenden Nationalstaat vielfältige Funktionen erfüllten und zahlreiche nützliche Effekte zeitigten, konnten sie in der modernen Welt eine so herausragende Bedeutung erringen. Da das Interesse dabei dem Massenwahlrecht als Grundlage moderner Demokratien gilt, soll sich der Fokus auf das 19. und 20. Jahrhundert richten.

Auf der Tagung, die von der Friedrich Ebert Stiftung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert wird, erörtern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Frage nach Kultur und Praxis der Wahlen in einem internationalen und interdisziplinären Austausch.

Programm

Donnerstag, 15. Mai 2014
15.00 Uhr
Begrüßung durch den Prorektor der Universität Greifswald, die Wissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs und die Tagungsleiter

15.30 Uhr - 16.00 Uhr Key Note: Hans Vorländer (Technische Universität Dresden) Die kulturelle und symbolische Dimension der Demokratie

16.30 Uhr - 18.30 Uhr
Panel 1: Emotions, Violence, Rationality
Moderation und thematische Einführung: Hubertus Buchstein (Universität Greifswald)
- Manfred Berg (Universität Heidelberg)
Voting and Violence in American History
- Richard F. Bensel (Cornell University)
The Material Construction of Courage: Political Economy of Violence in the American South, 1865-1900
- Ulrich Mücke (Universität Hamburg)
Elections and Violence in Peru’s History, 19th - 20th Century
- - - Kommentar: Michael Lidauer (Universität Frankfurt)

19.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster):
Symbolik und Technik des Wählens in der Vormoderne

Freitag, 16. Mai 2014
9.00 Uhr - 9.30 Uhr Key Note: John Keane (University of Sidney):
The Changing Significance of Elections: Perspectives from the 1940s until today

10.00 - 12.00 Uhr
Panel 2: Bedeutung der Wahlpraxis für Demokratie und Diktatur
Moderation und thematische Einführung: Hedwig Richter (Universität Greifswald)
- Marcus Llanque (Universität Augsburg)
Tammany Hall - Die Wahlpraktiken in New York City um 1900 aus demokratietheoretischer Sicht
- Daniel Siemens (University College London)
Gegen den ‚gesinnungsschwachen Stimmzettelträger’: Zur Emotionalisierung des Wahlkampfes in der späten Weimarer Republik
- Janosch Steuwer (Universität Bochum)
Wählen ohne Wahl. Wahlen und Wahlverhalten im politischen System des Nationalsozialismus
- - - Kommentar: Ralph Jessen (Universität Köln)

13.00 Uhr - 15.00 Uhr
Panel 3: Kultur und Praxis von Wahlen
Moderation und thematische Einführung: Thomas Weller (Institut für Europäische Geschichte Mainz)
- Arne Pilniok (Universität Hamburg)
Wahlverwaltung in historischer und vergleichender Perspektive
- Thomas Stockinger (Universität Eichstätt)
Voix perdues? Ungültige, verstreute und andere „sinnlose“ Stimmen bei Wahlen im Jahr 1848 (Frankreich und Österreich)
- Michel Dormal (Universität Trier)
Die Auseinandersetzung um den Ort der Wahl im Zuge der Nationalstaatsbildung. Luxemburg 1860-1919.
- - - Kommentar: Andreas Biefang (Kommission für Geschichte des Parlamentarismus Berlin)

Panel 4: Inklusion und Exklusion
Moderation und thematische Einführung: Benjamin Schröder (Humboldt Universität Berlin)
- Marcel Stepanek (Universität Jena)
Inszenierung von Wahlen und Volksabstimmungen im nationalsozialistischen Deutschland und faschistischen Italien
- Zoé Kergomard (Université de Fribourg)
An die Urnen, Schweizerinnen! Mobilisierung der neuen Bürgerinnen im Laufe des eidgenössischen Wahlkampfs 1971
- Dirk Jörke (Universität Greifswald)
Nichtwähler heute
- - - Kommentar: Daniel Siemens (University College London)

18.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
Paul Nolte (Freie Universität Berlin)
Unter anderem? Die Bedeutung der Wahlen in der post-klassischen Demokratie
- - - Kommentare: Peter Matuschek (Forsa) und N.N.

Kontakt

Siri Hummel
Krupp Kolleg Greifswald
Telefon +49 (0) 3834 86-19029
Telefax +49 (0) 3834 86-19005
siri.hummel(at)wiko-greifswald.de

Dr. Hedwig Richter
Historisches Institut
Universität Greifswald

http://www.wiko-greifswald.de/de/veranstaltung/article/kultur-und-praxis-der-wahlen-eine-geschichte-der-modernen-demokratie.html