Hamburger Vorträge zur Gewaltgeschichte

Hamburger Vorträge zur Gewaltgeschichte

Veranstalter
Hamburger Institut für Sozialforschung
Veranstaltungsort
Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS)
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.05.2014 - 27.05.2014
Von
HIS Presse- und öffentlichkeitsarbeit

Die Hamburger Vorträge zur Gewaltgeschichte finden im Mai 2014 im Hamburger Institut für Sozialforschung statt und werden von Prof. Dr. Bernd Greiner organisiert.

Programm

1. VORTRAG: Svenja Bethke: Tanz auf Messers Schneide. Kriminalität und Recht in nationalsozialistischen Ghettos

13. Mai 2014

In den nationalsozialistischen Ghettos hatten die Deutschen die
Einrichtung von sogenannten Judenräten erzwungen. Diese hatten den von den Deutschen aufgestellten Forderungen nach Wertgegenständen, Arbeitskräften und schließlich nach Menschenleben Folge zu leisten. Die Judenräte schufen eine eigene Rechtssphäre und hofften, so das Überleben der Ghettogemeinschaft – oder zumindest eines Teils – sichern zu können. Sie entwickelten neue Definitionen von Kriminalität und Recht, die sie mit Hilfe der jüdischen Polizei, Gerichten und Gefängnissen im Ghetto durchzusetzen versuchten. Stets ging es dabei um Handlungen, die als Gefahr für die Ghettogemeinschaft eingeordnet wurden.

Neben Schmuggel gab es Delikte wie "illegale Süßwarenproduktion", das Fälschen von Lebensmittelkarten, sexueller Missbrauch und ghettointerne Morde.

Am Beispiel der Ghettos Warschau, Litzmannstadt und Wilna wird diskutiert, welche Auswirkungen die veränderten Rechts-und Moralvorstellungen auf die Ghettogemeinschaften hatten.

Dr. des. Svenja Bethke, Historikerin; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg

Im Gespräch mit Prof. Dr. Bernd Greiner, Historiker und Politologe am Hamburger Institut für Sozialforschung

Ort: Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: frei

2. VORTRAG: Jan Claas Behrends: Afghanistan als Gewaltraum. Historische und aktuelle Dimensionen des sowjetischen Krieges am Hindukusch

20. Mai 2014

Bei ihrer Rückkehr in die UdSSR stellten die sowjetischen Soldaten, die von 1979-1989 in Afghanistan gekämpft hatten, fest, dass sie sich von der zivilen Welt des späten Sozialismus entfremdet hatten. Die Regellosigkeit und Brutalität des Partisanenkrieges hatte die Welt außerhalb der Hauptstadt Kabul in einen Gewaltraum verwandelt, einen Raum, in dem physische Gewalt sowohl die wichtigste Ressource war als auch ein Kommunikationsmittel zwischen der sowjetischen Armee und den Aufständischen darstellte. Vielen Soldaten fiel die Integration in ein Leben nach dem Krieg schwer. Neben dieser individuellen Dimension hat die Afghanistanerfahrung jedoch auch eine gesellschaftliche Komponente: Es entstand eine Kultur des irregulären Krieges, die an den Rändern des ehemaligen Imperiums – in Moldawien, im Kaukasus und in Georgien – bis in die Gegenwart fortlebt. Der Einmarsch in Tschetschenien bedeutete das Ende von Michail Gorbatschows Politik der "oktroyierten Zivilisierung" und ebnete den Weg für die Rückkehr der Gewalt in die russische Politik.

Dr. Jan C. Behrends, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam

Im Gespräch mit Dr. Klaas Voß, Historiker am Hamburger Institut für Sozialforschung

Ort: Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: frei

3. VORTRAG: Bernd Greiner: Angstunternehmer. Anmerkungen zu einem amerikanischen Rollenmodell im 20. Jahrhundert

27. Mai 2014

Sobald in den USA über "national security" diskutiert wird, gelten eigene Regeln. Auf diesem Terrain liefern sich alle Beteiligten einen Überbietungswettbewerb: Je mehr Geld investiert wird, je größer die Sicherheitsbehörden und je schärfer das Vokabular, desto besser. Politiker, die den Eindruck von Schwäche erwecken, haben gemeinhin verspielt.

Dass die Gewährleistung von Sicherheit zur raison d’être eines jeden Staates gehört, ist ein verständlicher, aber kraftloser Einwand. Denn im amerikanischen Fall steht "national security" für eine kollektive Obsession. Für ein Denken und Fühlen, das keinen Unterschied zwischen Innen und Außen macht, das äußere und innere Feinde wie Gleich und Gleich nebeneinanderstellt. Davon handelt die vorauseilende Legitimation einer Sicherheitspolitik, die den Schutz des Einzelnen vom Generalverdacht gegen Alle abhängig macht.

Wie diese Angstphantasien zustande kommen, welche Rolle sie bis heute spielen und warum zivilgesellschaftliche Akteure – "Angstunternehmer" – eine entscheidende Rolle spielen, ist Gegenstand des Vortrags.

Prof. Dr. Bernd Greiner, Historiker und Politologe am Hamburger Institut für Sozialforschung

Im Gespräch mit Dr. Claudia Kemper, Historikerin im Hamburger Institut für Sozialforschung

Ort: Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: frei

Kontakt

Regine Klose-Wolf

Hamburger Institut für Sozialforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
040-41 40 97 0
040-41 40 97 11
presse@his-online.de

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