Dienst nach Vorschrift? Vergleichende Studien zum "Gnomon des Idios Logos". 3. Wiener Kolloquium zur antiken Rechtsgeschichte

Dienst nach Vorschrift? Vergleichende Studien zum "Gnomon des Idios Logos". 3. Wiener Kolloquium zur antiken Rechtsgeschichte

Veranstalter
Documenta Antiqua, Rechtsgeschichte und Papyrologie, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Österreichische Akademie der Wissenschaften; Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik, Universität Wien
Veranstaltungsort
Theatersaal, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Herbert-Hunger-Haus, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
19.06.2014 - 20.06.2014
Website
Von
Thomas Kruse

Unter dem Namen „Gnomon des Idios Logos“ ist auf einer Berliner Papyrusrolle aus dem 2. Jh. n.Chr. (BGU V 1210) sowie einem Papyrusfragment in Oxford aus dem 1. Jh. n.Chr. (P.Oxy. XLII 3040) eine Sammlung von Fallentscheidungen überliefert, die als Richtschnur für die administrative Praxis der Prokuratur des Idios Logos dienen sollte, eines Amtes in der Verwaltung des römischen Ägypten, dessen Bezeichnung auf die Tatsache abhebt, daß es aus der Verwaltung eines „Sonderkontos“ (vielleicht sogar der „Privatschatulle“) der ptolemäischen Herrscher hervorgegangen war. Der Gnomon des Idios Logos geht auf die Regierungszeit des Augustus zurück, wobei die in BGU V 1210 überlieferte Fassung Ergänzungen aus der Zeit danach enthält, die bis in das Jahr 161 n.Chr. reichen. Die im Gnomon des Idios Logos gesammelten Präjudizien betreffen zu einem großen Teil solche des Erb- und Personenstandsrechts, wobei die beiden Komplexe insofern eng miteinander zusammenhängen, als die Nichterfüllung bestimmter personenstandsrechtlicher Voraussetzungen, die Erbfähigkeit einschränkte oder gar ganz ausschloß. Hier illustriert der Gnomon anschaulich die dem Idios Logos zugewachsenen Kompetenzen infolge der seitens der Römer strikt gehandhabten Überwachung der Statusgrenzen zwischen den einzelnen Gesellschaftgruppen in der Provinz Ägypten und den damit einhergehenden Maßnahmen gegen Statususurpation; aber auch in Zusammenhang mit der vermögens- bzw. erbrechtlichen Diskriminierung bestimmter Personengruppen infolge der augusteischen Ehe- u. Familiengesetzgebung, was beides zu einer großen Fülle neuer Konfiskationstatbestände führte, für die der Idios Logos zuständig war. Der Gnomon des Idios Logos ist daher sicherlich ein so außergewöhnliches Dokument der römischen Rechts- und Verwaltungspraxis, daß es gerechtfertigt erscheint, ihn in den Mittelpunkt des 3. Wiener Rechtshistorischen Kolloquiums zu stellen, welches vom 19. bis zum 20. Juni 2014 an der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet werden soll. Inbesondere auch deshalb, weil die in ihm verhandelten Rechtsmaterien zu einem großen Teil nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb Ägyptens von Relevanz waren.

Programm

Donnerstag, 19.06.2014

9.30-10.00 Begrüßung und Eröffnung
Andreas Pülz Direktor des Instituts für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

10.00-10.45 Thomas Kruse (Wien)
„Der Gnomon des Idios Logos“ im Lichte der Terminologie für Verwaltungsrichtlinien im Imperium Romanum

10.45-11.15 Kaffeepause

11.15-12.00 Michael Peachin (New York)
Further Thoughts about Frontinus’ Book on the Water Supply of Rome

12.00-12.45 Marius Gerhardt (Berlin)
The Ptolemaic Idios Logos and its development into the Roman period

12.45-14.30 Mittagspause

14.30-15.15 Franziska Beutler (Wien)
Der Idios Logos in römischer Zeit

15.15-16.00 Éva Jakab (Szeged)
Letztwillige Verfügungen im Gnomon. Theorie und Praxis

16.00-16.30 Kaffeepause

16.30-17.15 Marianna Thoma (Athen)
The testamentary capacity of women in Roman Egypt: Gnomon of Idios Logos 15, 33

17.15-18:00 Maria Nowak (Warschau)
Between the Fisc and the Bond of Blood: Hereditary Rights of Illegitimate Children in the Gnomon

Freitag, 20.06.2014

9.00-9.45 Jakub Urbanik (Warschau)
On Roosters and Wills (Gnomon § 112)

9.45-10.30 José Luis Alonso (San Sebastián)
Ἀκαταχρημάτιστος: the aporiai of Gnomon §2

10.30-11.00 Kaffeepause

11.00-11.45 Laurens Winkel (Rotterdam)
Gnomon Id. § 39 und § 46: neue oder althergebrachte Beurteilung des Rechtsirrtums in den römischen Provinzen?

11.45-12.30 Christelle Fischer-Bovet (Los Angeles)
From the Ptolemies to the Romans: a reevaluation of the categories used in the Gnomon of the Idios Logos

12.30-14.30 Mittagspause

14.30-15.15 Uri Yiftach-Firanko (Jerusalem)
Status Designations in Tax Reports from the Second and Third Century CE

15.15-16.00 Elizabeth A. Meyer (Charlottesville)
Freedmen in the Gnomon of the Idios Logos

16.00-16.30 Kaffeepause

16.30-17.15 Anna Dolganov (Princeton/Wien)
Imperialism and social engineering? Roman family law politics in the Gnomon of the Idios Logos

Kontakt

Thomas Kruse

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike

thomas.kruse@oeaw.ac.at


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Land Veranstaltung
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Englisch, Deutsch
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