Negative Implikationen der Reformation?

Negative Implikationen der Reformation?

Veranstalter
"Thüringen im Jahrhundert der Reformation"; Prof. Dr. Werner Greiling / Prof. Dr. Uwe Schirmer, Friedrich-Schiller-Universität Jena; Prof. Dr. Armin Kohnle, Universität Leipzig
Veranstaltungsort
Stadtverwaltung Eisenach, Stadtratssaal (Saal 13), Markt 22, 99817 Eisenach
Ort
Eisenach
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.07.2014 - 05.07.2014
Von
Thüringen im Jahrhundert der Reformation

Der Ausgangspunkt, eine wissenschaftliche Konferenz mit dem durchaus provozierenden Titel „Negative Implikationen der Reformation?“ durchzuführen, war die 7. Tagung der I. Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland im November 2011 in Erfurt. Auf ihrer Zusammenkunft regten die Synodalen an, wissenschaftlich übergreifend der Frage nachzugehen, ob sich aus der Reformation „negative Implikationen“ für Kirchen und Gesellschaft ergeben haben. Dieses Generalthema soll auf unserer Konferenz in Eisenach vom 3. bis 5. Juli 2014 fächerübergreifend diskutiert werden.

Dazu einige Anmerkungen:
Jedem größeren Zeitabschnitt historischer Entwicklung kann man selbstverständlich Singularität und geschichtliche Relevanz zubilligen – so auch dem Zeitalter von Huma-nismus und Renaissance, Reform und Reformation, Staatsbildung und Konfessionalisierung. Unstrittig dürfte sein, dass sich während des 15. und 16. Jahrhunderts gesellschaftliche Prozesse entwickelt, entfaltet und ausgeprägt haben, welche in nachfolgender Zeit eine bemerkenswerte Wirkmacht erlangten und die scheinbar bzw. tatsächlich bis in die Gegenwart hineinreichen. Spätestens seit der Aufklärung entfaltete sich eine lebhafte Diskussion, die nach der Wirkmächtigkeit historischer Prozesse sowie nach deren Voraussetzungen, Ursachen und Folgen fragte – nicht zuletzt nach den Auswirkungen der Reformation, des Augsburger Religionsfriedens oder des Tridentinums. Allerdings scheinen zwischen den Verlautbarungen der 7. Tagung der I. Landessynode der EKM vom November 2011 sowie den „Perspektiven für das Reformationsjubiläum 2017“ (vgl. Anlage) einige nicht geringe Widersprüche zu bestehen. Einerseits die „negativen Implikationen“ mit Andeutungen auf Luthers Judenschriften, den zeitgenössischen Antijudaismus oder den aufkommenden Anstaltsstaat samt Sozialdisziplinierung und individueller Entmündigung – andererseits die Freiheit eines Christenmenschen, Dienst am Nächsten und soziale Verantwortung, ein Verständnis von Kirche als unhierarchische Gemeinschaft ihrer Glieder. Der scheinbare oder tatsächliche Widerspruch zwischen den reformatorischen Errungenschaften und den „negativen Implikationen der Reformation“ sind auf der Konferenz in Eisenach aus historischer Perspektive zu ergründen und zu diskutieren.

Programm

Donnerstag, 3. Juli
13:00 Uhr Grußworte
Katja Wolf, Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach
Dr. Thomas Seidel, Beauftragter der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums „Luther 2017“
Dr. Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

13:40 Uhr Tagungseröffnung
Prof. Dr. Uwe Schirmer, Professur für Thüringische Landesgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena

14:00 Uhr Sektion I (Minderheiten)
Moderation: Prof. Dr. Armin Kohnle (Leipzig)
Dr. Michael Beyer (Leipzig): Martin Luther und die Juden
Julia Mandry, M.A. (Jena): Integration und Ausgrenzung – Versorgung und Ablehnung. Ambivalenzen von Armut und Bettel zwischen Spätmittelalter und Reformation

Kaffeepause (15:30 Uhr)

16:00 Uhr Sektion II (Konfessionelle Gegensätze)
Moderation: Prof. Dr. Armin Kohnle (Leipzig)
Dr. Kai Lehmann (Schmalkalden): Der Hexenwahn als Folge der Reformation?
PD Dr. Stefan Gerber (Jena): „Die Mutter aller Revolutionen“. Katholische Reformationsrezeptionen im 19. und 20. Jahrhundert

Pause (17:30 Uhr)

18:30 Uhr Abendvortrag
Einführung: Prof. Dr. Werner Greiling, Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen

Vortrag: Prof. Dr. Andreas Tacke (Trier): Die Reformation und der Kunstmarkt: (K)ein Grund zu klagen?

19:30 Uhr Empfang

Freitag, 4. Juli
8:15 Uhr Sektion III (Staat und Gesellschaft)
Moderation: Dr. Johannes Mötsch (Meiningen)
Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig): Die Aufhebung der Klöster in Sachsen und Thüringen. Zukunftsperspektiven von Mönchen und Nonnen in der Reformation
Dr. Christoph Volkmar (Magdeburg): Verlust, Bedrohung, Chance? Der mitteldeutsche Landadel und die Reformation
Prof. Dr. Uwe Schirmer (Jena): Entmündigung der bäuerlichen Gemeinden als Folge der Reformation?

Kaffeepause (10:30 Uhr)

11:00 Uhr Sektion IV (Bildung)
Moderation: Dr. Johannes Mötsch (Meiningen)
PD Dr. Andreas Lindner (Erfurt): Reformation versus Bildung? Die Erfurter Universität in den Wirren der städtischen Reformation
PD Dr. Robert Gramsch (Jena): Zwischen „Überfüllungskrise“ und neuen Bildungsinhalten: Universitätsbesuch und universitärer Strukturwandel in Deutschland am Ende des Mittelalters (ca. 1470 bis 1530)

Mittagspause (12:30 Uhr)

14:00 Uhr Sektion V (Ordnung und Norm I)
Moderation: Dr. Reinhold Brunner (Eisenach)
Prof. Dr. Heiner Lück (Halle): Die Reformation als Wirkungsfaktor für einen Paradigmenwechsel in der Sühne- und Strafpraxis Kursachsens?
Prof. Dr. Josef Pilvousek (Erfurt): Das „Wunder“ von Trient und seine Rezeption. Römische Einheitsliturgie als Folge konfessioneller Abgrenzung?

Kaffeepause (15:30 Uhr)

16:00 Uhr Sektion VI (Ordnung und Norm II)
Moderation: Dr. Reinhold Brunner (Eisenach)
Prof. Dr. Georg Schmidt (Jena): Luthers verführerisches Angebot: Gehorsam und Kirchenregiment
Prof. Dr. Eike Wolgast (Heidelberg): Gewissenszwang bei Konfessionswechsel? Staatliches Kirchenregiment und Untertanengehorsam in der Kurpfalz

Pause (17:30 Uhr)

18:30 Uhr Orgelkonzert in der Eisenacher Nikolaikirche
(Kirchenmusikdirektor Christian Stötzner)

Sonnabend, 5. Juli
9:00 Uhr Sektion VII (Gender)
Moderation: Prof. Dr. Werner Greiling (Jena)
PD Dr. Ralf Frassek (Halle): Modifizierungen im Eherecht infolge der Reformation (1517-1580)
Dr. Julia A. Schmidt-Funke (Jena): Reformation und Geschlechterordnung. Neue Perspektiven auf eine alte Debatte

Kaffeepause (10:30 Uhr)

11:00 Uhr Sektion VIII (Sprache, Kultur, Zensur)
Moderation: Prof. Dr. Werner Greiling (Jena)
PD Dr. Hans-Peter Hasse (Dresden): Reformation und Bücherzensur
Dr. Haik Thomas Porada (Leipzig): Die Folgen der Reformation für die Entwicklung der niederdeutschen Schriftsprache

12:30 Uhr Abschlussdiskussion

14:00 Uhr Historische Stadtführung
(Dr. Reinhold Brunner)

Kontakt

Dr. Alexander Krünes

Friedrich-Schiller-Universität, Historisches Institut, Fürstengraben 13, 07743 Jena

03641/944441
03641/944412
alexander.kruenes@uni-jena.de

http://www.thüringen-reformation.de