Positionen der deutschen Justiz zu Überwachung und Geheimdiensten in Geschichte und Gegenwart

Positionen der deutschen Justiz zu Überwachung und Geheimdiensten in Geschichte und Gegenwart

Veranstalter
Forum Justizgeschichte
Veranstaltungsort
Wustrau/Brandenburg, Deutsche Richterakademie, 16818 Wustrau
Ort
Wustrau
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2014 - 28.09.2014
Deadline
15.08.2014
Von
Sebastian Felz

Die Funktion von Geheimdiensten und die von ihnen ausgehenden Gefahren für den Rechtsstaat werden in letzter Zeit erneut verstärkt diskutiert. Die immer noch ungeklärte Rolle der Verfassungsschutzbehörden bei der gescheiterten Aufklärung der Mordserie des „NSU“ beschäftigt seit dem Jahr 2011 die Bundesrepublik. Mit den Veröffentlichungen des ehemaligen externen Mitarbeiters der US-amerikanischen NSA und Whistleblowers Edward Snowden ist im letzten Jahr außerdem eine Intensität geheimdienstlicher Überwachungen der alltäglichen Kommunikation zur Kenntnis einer breiten Öffentlichkeit gelangt, die vielerorts Empörung auslöst.

Auf der 15. Jahrestagung des Forums Justizgeschichte sollen diese aktuellen Enthüllungen und Verschleierungen zum Anlass genommen werden, einen Blick auf das Verhältnis von Justiz und Geheimdiensten in der Geschichte der Bundesrepublik zu werfen. Als diejenige staatliche Gewalt, deren Anrufung den Bürger/innen Schutz vor exzessiven Maßnahmen und Willkürakten liefern soll, scheint die Justiz in einem „natürlichen“ Spannungsverhältnis zu einer Institution wie Geheimdiensten zu stehen, deren Interesse an einer wachsenden Masse von Informationen im Namen der Sicherheit schier unbegrenzt sein muss. Die Frage, wie dieser Konflikt in den verschiedenen Phasen der Geschichte der Bundesrepublik be- und verhandelt wurde, wird an diesem Wochenende in Wustrau diskutieren werden. Dabei sollen die verschiedenen als gefährlich eingestuften Strömungen und der jeweilige Umgang der Justiz mit ihnen beleuchtet werden. Gleichzeitig bedarf es der Erörterung, inwieweit das Bundesverfassungsgericht gegenüber den Geheimdiensten seiner Aufgabe als Hüter der Grundrechte gerecht geworden ist. Während des Wochenendes erhoffen wir uns auch Aufschluss darüber, ob und wenn ja warum die Entwicklungen der letzten Jahre tatsächlich eine neue Dimension der Grundrechtsgefährdung erreicht haben oder nicht einfach nur für ein Weiterverfolgen des ohnehin bestehenden und nicht hinterfragten Staatsschutzinteresses im 21. Jahrhundert stehen.

Programm

Freitag 26.9.2014
15.45 Uhr Begrüßung und Eröffnung

16.00 Uhr Das „NSU“-Verfahren: Quellenschutz statt Strafverfolgung im ersten Jahr nach dem Untersuchungsausschuss?, Heike Kleffner (Berlin)

17.00 Uhr Kaffeepause

17.15 Uhr Die „68er“ zwischen Polizei, Geheimdiensten und Justiz und ihre Bedeutung für die Rechtsstaatsentwicklung in der Bundesrepublik, Prof. Dr. Manfred Heinemann (Universität Hannover)

18.30 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Film: Dem Unrecht auf der Spur. Der Richter Helmut Kramer, 25 Minuten

Samstag 27.9.2014

09.00 Uhr Beurteilung nach Aktenlage? Die Einschätzung der Aktion „Frohe Ferien für alle Kinder“ durch den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz, Jens Niederhut (Landesarchiv NRW)

10.00 Uhr Das Verratsgesetz von 1934 und das 1. Strafrechtsänderungsgesetz von 1951 – Kontinuität und Veränderung sowie die Anwendung bei der Kriminalisierung der Aktion „Frohe Ferien für alle Kinder“, OStA Dr. Gerhard Pauli (Hagen)

10.45 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Werner Pätsch: Wie ein Verfassungsschützer den BGH 1965 zur Anerkennung des Whistleblowing brachte, RiBVerwG Dr. Dieter Deiseroth (Leipzig)

12.00 Uhr Mittagessen

13.30 Uhr Verfassungsschutz und „Extremistenbeschluss“ in der staatsrechtlichen Debatte der 1970er Jahre, Dr. John Philipp Thurn (Berlin)

14.30 Uhr Kaffeepause

15.00 Uhr Verleihung des Richard-Schmid-Preises 2014

15.45 Uhr Mitgliederversammlung und Vorstandswahlen

18.00 Uhr Abendessen

Sonntag 28.09.2014

09.00 Uhr Das Schmücker-Verfahren: Verfassungsschutz und Strafverfahren, RA Ulrich v. Klinggräf (Berlin)

10.00 Uhr Die Sicherheitsrechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts vor und nach dem 11. September 2001, Michael Plöse (Humboldt-Universität zu Berlin)

11.00 Uhr Kaffeepause

11.15 Uhr Die Sicherheitsrechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts vor und nach dem 11. September 2001, Michael Plöse (Humboldt-Universität zu Berlin)

12.15 Uhr Mittagessen

13.00 Uhr Abreise

Kontakt

Sebastian Felz

Forum Justizgeschichte e. V.

sfelz@web.de

http://www.forumjustizgeschichte.de
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