Präsenz und UnSichtbarkeit - zeichentragende Artefakte im sakralen Raum

Präsenz und UnSichtbarkeit - zeichentragende Artefakte im sakralen Raum

Veranstalter
SFB 933 "Materiale Textkulturen"
Veranstaltungsort
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.02.2015 - 25.02.2015
Deadline
15.09.2014
Von
Laura Willer, Papyrologie, Universtität Heidelberg/SFB 933

Zeichentragende Artefakte sind in vielen Kulturen immanenter Bestandteil sakraler Räume, die sie durch ihre Präsenz erst konstituieren. Dies gilt gleichermaßen für konkrete Orte als auch für Kulturräume im weitesten Sinne. Dabei ist sakraler Raum nicht als architektonischer, sondern als sozialer Raum zu verstehen.

Die Tagung befasst sich mit dem Zusammenspiel von zeichentragenden Artefakten, die sowohl mobil als auch immobil sein können – von kleinsten Artefakten bis hin zu ganzen Gebäuden –, und Akteuren in sakralen Räumen im Vorderen Orient und Europa. Dies soll anhand materieller Hinterlassenschaften
aus der Zeit antiker Hochkulturen bis zum Mittelalter geschehen und sämtliche Religionen umfassen, die es innerhalb der vorgegebenen chronologischen und geographischen Grenzen gab, wozu hierbei auch Phänomene zählen, die allgemein als „magisch“ bezeichnet werden. Eine der zentralen Fragen ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis zwischen Präsenz und UnSichtbarkeit der Artefakte. Hierbei sind auch Kultur- und Religionswechsel und transkulturelle Beziehungen von Interesse.

Der Zeichenbegriff referiert auf solche Zeichen, die auf Artefakten in irgendeiner Weise eine Kommunikationsabsicht haben, also auf Schriftzeichen und nicht genau zu definierende Zeichen
sowie bildhafte Zeichen.

Fragen, die sich in diesem Zusammenhang im Hinblick auf die Präsenz und Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit der zeichentragenden Artefakte stellen, könnten wie folgt lauten: Richten sich alle zeichentragende Artefakte an einen bestimmten Personenkreis? Wie können die Botschaften auch von anderen rezipiert werden? Auf welche Art und in welcher Weise wird seitens der Autoren, Schreiber und Auftraggeber Aufwand betrieben, damit die Botschaft den intendierten Adressaten erreicht? Muss die Sichtbarkeit eines Artefakts oder der Zeichen gewährleistet sein, damit die Wirkung entfaltet und der Adressat erreicht werden kann? Sind eingeschränkt sichtbare Artefakte oder Zeichen wirklich im Sinne einer eingeschränkten Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit zu betrachten oder sind diese auf einen bestimmten Empfängerkreis zugeschnitten? Bestehen für Akteure Unterschiede in der Wirkung sichtbarer und unsichtbarer Artefakte oder Zeichen? Wie verhält es sich mit Artefakten oder Zeichen, die sichtbar, aber nicht ohne Mittler verständlich sind? Ist das Artefakt in allen Fällen nur Mittler oder kann dieses auch die Position der Nachricht selbst übernehmen? Welche sozialen Praktiken fanden in diesem Kontext an oder mit den Artefakten statt? Ist das Wissen um die Präsenz wichtiger als die Präsenz selbst? Oder entsteht Präsenz nur durch Sichtbarkeit? Wie wirkt sich die materielle Beschaffenheit eines Artefakts auf seine Präsenz, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit aus?

Die Konferenz soll sich den oben gebotenen Fragenkomplexen widmen und durch Vorträge nationaler wie internationaler Wissenschaftler versuchen, Lösungsstrategien aufzuzeigen. Beiträge aus sämtlichen Disziplinen sind willkommen. Erwünscht sind Vorträge mit einer Dauer von 30 Minuten. Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Eine Unterkunft in Heidelberg wird gestellt; die Reisekosten werden (vorbehaltlich der kompletten Finanzierung) erstattet. Die Veröffentlichung der Vorträge als Tagungsband ist beabsichtigt.

Die Tagung wird von Wilfried E. Keil (Kunstgeschichte), Sarah Kiyanrad (Islamwissenschaft), Christoffer Theis (Ägyptologie) und Laura Willer (Papyrologie) geleitet.

Vortragsvorschläge sind in Form eines etwa halbseitigen Exposés zusammen mit einem kurzen Curriculum Vitae und einer Publikationsliste als Anhang einer E-Mail bis zum 15. September 2014 an w.keil@zegk.uni-heidelberg.de einzusenden. Eine Auswahl der eingesandten Vorschläge erfolgt zeitnah durch die Tagungsleitung. Beiträge von NachwuchswissenschaftlerInnen sind ausdrücklich erwünscht.

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For many cultures sign-bearing artefacts are an immanent component of sacral spaces, which constitute themselves through their presence. This applies to actual specific places, as well as to
cultural space in its broadest sense. In the latter case, sacral space is to be understood as social instead of architectural.

The conference will focus on the interaction of mobile or immobile sign-bearing artefacts – ranging from smallest objects to entire buildings – and the protagonists of sacral spaces in Europe and the
Near East. By analysing material residues of advanced civilizations from antiquity to the middle ages, the entire spectrum of religions within this temporal and geographical margin shall be investigated,
including phenomena generally termed as “magical”. An important point of investigation within this context will be the correlation of presence and InVisibility of these artefacts, as well as cultural or
religious changes and transcultural relations.

The term “sign” includes all signs found on artefacts that aim to communicate in any way, may it be in characters, in pictographic signs or other undetermined forms.

Questions of interest in the context of presence and visibility/invisibility of sign-bearing artefacts could include: Are all these sign-bearing artefacts aimed at a specific group of people? Could their messages be received by others? Do authors, scribes, or commissioners put effort in reaching a specific circle of people, and if so, how? Is the visibility of such an artefact or a sign necessary to ensure the delivery of the intended message? Are artefacts or signs of restricted visibility actually to be seen as visually restricted or are they simply intended for a specific group of recipients? Do visible and invisible artefacts or signs differ in their effect on protagonists of sacral spaces? What about artefacts or signs that are visible but bear messages that cannot be understood without further means? Is an artefact always a
mere medium of a message or can it be a message itself?
What practices were performed in this context and with these artefacts? Could the knowledge of presence be more important than the actual presence? Is presence exclusively provided through
visibility? In what way could the material properties or conditions influence the visibility/invisibility or presence of an artefact?

The conference shall address these questions and attempt to answer them through lectures by national and international researchers. Contributions from all disciplines are welcome. The length of a lecture should not surpass 30 minutes and can be held in English or in German.

Accommodations in Heidelberg will be provided; travelling costs will be refunded (in case of complete financing of the conference). A publication of a conference transcript is intended.

The conference is conducted by Wilfried E. Keil (Art History), Sarah Kiyanrad (Islamic studies), Christoffer Theis (Egyptology), and Laura Willer (Papyrology).

Lecture proposals consisting of an abstract (1/2 page), a short curriculum vitae, and a list of previous publications can be sent as an email attachment to w.keil@zegk.uni-heidelberg.de up until
September 15th 2014. The conference committee will then choose from all proposals. Younger researchers are explicitly encouraged to contribute.

Programm

Kontakt

Wilfried Keil

Seminarstr. 4, 69117 Heidelberg

w.keil@zegk.uni-heidelberg.de

http://www.materiale-textkulturen.de