Perfektion und Perfektibilität in mehreren Perspektiven werden bei der Jahrestagung 2014 des Erlanger Zentralinstituts „Anthropologie der Religion(en)“ ausgeleuchtet. Wenngleich in geschichtlicher Dimension das Konzept der Perfektibilität erst im 17. und 18. Jahrhundert diskutiert wurde, so bestimmte die zugrunde liegende Idee das menschliche Denken bereits spätestens seit der Perserzeit.
In der Philosophiegeschichte ist „das Perfekte“ nicht wegzudenken: Bereits in den Anfängen begegnet es in Platons Ideen von idealem Staat oder dem nach vollkommenem Glück strebenden Menschen bei Aristoteles.
Religiöse Konzepte, wie sie in biblischen Vorstellungen des himmlischen Jerusalems münden, zeichnen eine Bewegung von Heils- und Zukunftserwartung in der Welt weg von der Geschichte hin zur ›Transzendenz‹.
Dem Menschen allein schrieb die Aufklärung die Fähigkeit zur Perfektion zu. Das war jedoch nicht der Endpunkt der Entwicklung: Vom Individuum weg wurde Perfektibilität auf übergeordnete Institutionen und Phänomene übertragen. Der Prozess im letzten Drittel des 18. Jh. führte zu einem Vervollkommnungsstreben der hinter Kolonialismus, Rassenhierarchisierung und schließlich den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts stehenden Ideologien.
Die historische und systematische Aufarbeitung des Perfektionsgedanken teilt sich auf deutlich verschiedene Schwerpunkte (z. B. ethisch, ästhetisch, politisch etc.) und Traditionen (z. B. Kompensation, Vervollständigung, Transzendenz) auf. Mit dem zweiten Weltkrieg und dem nationalsozialistischen Perfektionierungswahr kam es zum Bruch in der Debatte. Heute wird Perfektibilität auf pragmatischer Ebene oder in ethischer Dimension diskutiert.
Die Tagung will nun in historischer, theoretischer und Praxis-reflektierender Perspektive die Frage der Perfektion und Perfektibilität ausleuchten.
Um die Planung zu erleichtern, wird vorherige Anmeldung bei Dr. Lars Allolio-Näcke, lan@platform-anthropologie.de, gebeten.