Globale Räume für radikale Solidarität: Transnationale Bewegungen, soziale, kulturelle und humanitäre Ideen, Netzwerke und Medien des 20. Jahrhunderts. Erster Internationaler Willi-Münzenberg-Kongress

Globale Räume für radikale Solidarität: Transnationale Bewegungen, soziale, kulturelle und humanitäre Ideen, Netzwerke und Medien des 20. Jahrhunderts. Erster Internationaler Willi-Münzenberg-Kongress

Veranstalter
Bernhard H. Bayerlin (ISB Bochum), Uwe Sonnenberg (ZZF Potsdam), Kasper Braskén (Åbo Akademi University)
Veranstaltungsort
Franz-Mehring-Platz 1, 10249 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.09.2015 - 19.09.2015
Deadline
15.02.2015
Von
Uwe Sonnenberg

(english version below)

Causes célèbres: Münzenberg als Brücke zum 20. Jahrhundert
Eine Schlagwortsammlung zur Einstimmung:
„Dritte Front“; Jugendinternationale; Zimmerwalder Konferenz; Gründungskongress der Komintern; Hungerhilfe für Sowjetrussland; Internationale Arbeiterhilfe; Lebensmittelhilfe für Deutschland; Proviantkolonne des Proletariats; Arbeiter-Illustrierte Zeitung; KPD; Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit; Gegen die Greuel in Syrien!; Das Flammenzeichen vom Palais Egmont; L’Etoile Nord-Africaine; Der Rote Aufbau; The Arab National Congress; Die Liga zur Verteidigung der Negerrasse; Die rote Traumfabrik; Kuhle Wampe; Freiheit für Sacco und Vanzetti!; Neuer Deutscher Verlag; Hände weg von China!; Eulenspiegel; Liga Antiimperialista de las Américas; Indonesischer Aufstand; Der Weg der Frau; Artiste en révolution; Weltkomitee gegen Krieg und Faschismus; Nehru and the Nightingale of India; Berlin am Morgen; Welt am Abend; The Red Millionaire; ¡Viva Sandino!; Für die Freilassung von Dimitrov, Thälmann und aller Antifaschisten; Lutetia-Komitee; Das Pariser Tageblatt und seine Skandale; Prometheus Film; Volksfront im Exil; Panzerkreuzer Potemkin; Vereinigung der Arbeiterfotografen; Braunbuch gegen Reichstagsbrandprozess; Londoner Gegenprozess; Propaganda als Waffe; Weltkomitee zum Kampf gegen Krieg und Faschismus; Internationales Hilfskomitee für die Opfer des Hitlerfaschismus; Editions du Carrefour; Die Moskauer Schauprozesse; Kriegshilfskomitee für das republikanische Spanien; The Hollywood Anti-Nazi League for the Defense of American Democracy; Die Zukunft, Organ der Deutsch-Französischen Union; Ein neues Deutschland! Ein neues Europa!; Der Verräter, Stalin, bist Du!; Der Deutsche Freiheitskalender; Komitee Menschen in Not; Editions Sebastian Brant; Freunde der sozialistischen Einheit Deutschlands; Internierungslager in Frankreich; der Abschaum der Erde; der Traum von Hitlers Sturz.

Kooperationen/Partner
Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1 (FMP1), Berlin, Deutschland
Åbo Akademi University, Åbo (Turku), Finnland
Arbejdermuseet, Kopenhagen, Dänemark
Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
Linke Medienakademie (LIMA), Berlin, Deutschland
Maison des Sciences de l’homme, Université de Bourgogne, Dijon, Frankreich
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin, Deutschland
Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Schweiz
Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), Potsdam, Deutschland

Willi Münzenberg und die globalen Solidaritätsinitiativen
Es ist nicht einfach, alle Eckdaten zu Münzenbergs herausgehobener Rolle in den globalen Solidaritätsinitiativen der Zwischenkriegszeit zusammenzufassen. Er war der Inspirator der Jugend-Internationale, der größten Antikriegsorganisation gegen den Ersten Weltkrieg, und Organisator der internationalen Hungerhilfe für Sowjetrussland. Anfang der 1920er Jahre schuf er daraus die Internationale Arbeiterhilfe (IAH). Als Filmverleiher und Produzent brachte er den modernen russischen Film nach Deutschland und Europa. Als Publizist und Betreiber des einflußreichsten linken Medienimperiums der Weimarer Republik erwuchs der KPD-Politiker zum ernsthaftesten Gegenspieler von Goebbels und Hugenberg. Gleichzeitig initiierte er das weltweit größte antikolonialistische Netzwerk der Zwischenkriegszeit. Nach 1933 stand sein Name wie kein zweiter für eine Reihe charismatischer antifaschistischer Aktionen. Im französischen Exil arbeitete er an einer deutscher Volksfront, bevor er nach dem Stalin-Hitler-Pakt zu einem der exponiertesten Kritiker des Stalinismus wurde. Zuletzt vereinigte er große Teile der deutschen und europäischen Anti-Hitleropposition, um den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu verhindern. Im Sommer 1940 floh er aus einem südfranzösischen Internierungslager, Monate später wurde seine Leiche gefunden – doch keine der Forschungsthesen (Selbstmord, NS- oder stalinistischer Meuchelmord) konnte bisher endgültig verifziert werden.

Kongressziele
Ein Ergebnis der Ersten Europäischen Willi-Münzenberg-Arbeitstagung (2012) zu „Internationalismus, transnationalen Solidaritätsnetzwerken, Antifaschismus und Antistalinismus in den 1920er und 1930er Jahren“ war der Aufbau eines Internet-Portals, das einem lockeren Verbund aus wissenschaftlichen Projektgruppen, Einrichtungen politisch-kultureller Bildung und Medienunternehmungen eine Plattform für die weitere Aufarbeitung der Lebensleistung Münzenbergs wie auch der Erforschung internationaler Solidaritätsbewegungen bietet (siehe die Beta-Version http://www.münzenbergforum.de/). Der Erste Internationale Willi-Münzenberg-Kongress zielt nun auf die Darstellung und Analyse der transnationalen Solidaritätsnetzwerke, ihrer Träger, Akteure und Ideen vor dem Hintergrund der sozialen, kulturellen und humanitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts in globaler Perspektive ab.

- Münzenberg selbst wie auch seine Mitarbeiter und Kontaktpersonen aus Kultur und Politik können in (kollektiv-)biographischen Beiträgen beleuchtet sowie die konkrete Gestalt und sozialen Praktiken der von ihnen aufgebauten weltumspannenden Netzwerke in den Blick genommen werden. In den Fokus geraten nach einem kritischen Blick auf die internationale Forschung sowohl die Welt als Propagandaraum und Arena grenzüberschreitender Solidarität, von Lateinamerika bis Ostasien, Afrika und der vordere Orient, wie auch die Weimarer Republik und das Anti-Hitler-Exil als konkrete Orte, von denen ausgehend Netzwerke imaginiert und geknüpft wurden.

- Gefragt wird darüber hinaus nach verschiedenen zum Teil noch in der Arbeiterbewegung wurzelnden und zugleich über sie hinausweisenden Strömungen, die Münzenbergs Initiativen und ihre Rolle als transkulturelle Vermittlungsinstanzen prägten. Zu denken wäre hier an politische Skripts wie den Antikolonialismus, Antifaschismus, Antirassismus, revolutionären Internationalismus, linken Antistalinismus und die kulturelle Avantgarde. Ein spezielles Augenmerk liegt auf den Formen des politischen und kulturellen Transfers und der intellektuellen Geschichte der Moderne. Wer waren ihre Träger und welche ihre Medien? Wie verwob sich das Lokale und das Globale? Wie erfolgt die Mediatisierung? Welche Rolle spielte die kritische Theorie? Bildeten diese Netzwerke eine parteiübergreifend eigene internationalistische Welt? Waren sie nur Kulissen oder potemkinsche Dörfer – angesichts der Realität der Sowjetunion?

- In weiteren Beiträgen soll die Wirkungsgeschichte mit ihren Zäsuren und Kontinuitäten bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts in den Blick genommen werden. Welche Mechanismen führten zur Transformation, Zersetzung oder Liquidierung der internationalen Solidaritätsbewegungen und welche Rolle spielte hierbei der Stalinismus? Welche Konzepte sozialer Demokratie jenseits der europäischen Sozialdemokratie und des Stalinismus entwickelte Münzenberg aus den katastrophalen Niederlagen der Arbeiterbewegung?

- Ein Vierteljahrhundert nach Beginn der "Archivrevolution" ist es an der Zeit, das fragmentierte Erbe Münzenbergs neu zu beleuchten und die Historiographie in Ost und West zu bilanzieren.

Die Langfassung des Calls for Paper enthält eine erste ausführliche Sammlung an Ideen für die Themenbereiche des Kongresses. Sie wird auf dem Internetportal (http://www.münzenbergforum.de) ab Dezember 2014 online abrufbar sein.

Rückmeldungen
Die Deadline für die Rückmeldungen ist der 15. Februar 2015. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Dauer der Einzelvorträge beträgt 20 Minuten. Wir erbitten Vorschläge mit Titel, einem Kurzexposé (maximal 400-Wörter – knapp eine Seite), dazu eine Kurzvita mit Angabe der (maximal fünf) wichtigsten Veröffentlichungen.
Rückmeldungen sind erbeten an das Organisationskomitee des Kongresses muenzenbergcongress@muenzenbergforum.de

Die Mitglieder sind:
- Dr. habil. Bernhard H. Bayerlein, Institut für soziale Bewegungen (ISB), Ruhr-Universität Bochum
- Dr. des. Uwe Sonnenberg, Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), Potsdam
- Dr. Kasper Braskén, Åbo Akademi University, Åbo (Turku), Finnland
- Matthias Nehls, Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1 (FMP1), Berlin

Finanzierung
Bei Zusagen werden Aufenthalts- und Hotelkosten übernommen. Für Reisekosten bitten wir Eigenmittel in Anspruch zu nehmen. Nur wenn dies nicht möglich sein sollte, kann eine Übernahme der Reisekosten in Aussicht gestellt werden.

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Causes célèbres: Münzenberg as a bridge to the 20th century
A collection of keywords: The „Third Front“; Youth International; Zimmerwald Conference; Founding Congress of the Comintern; Famine Relief for Soviet Russia; Workers International Relief; Famine in Germany; Proviantkolonne des Proletariats; Arbeiter Illustrierte Zeitung; Communist Party of Germany; League against Imperialism and for National Independence; Against the Horrors in Syria!; the Flame Sign of Palais Egmont; L’Etoile Nord-Africaine; Der Rote Aufbau; The Arab National Congress; La Ligue pour la Défense de la Race Nègre; Mezhrabpom-Film; First International Trade Union Committee of Negro Workers; Kuhle Wampe; Free Sacco and Vanzetti!; Neuer Deutscher Verlag; Hands Off China!; Eulenspiegel; Liga Antiimperialista de las Américas; Indonesian Revolt; Der Weg der Frau; Artiste en révolution; World Committee Against War and Fascism; Nehru and the Nightingale of India; Berlin am Morgen; Welt am Abend; The Red Millionaire; ¡Viva Sandino!; For the Release of Dimitrov, Thälmann and all Antifascists; Lutetia Committee; The Pariser Tageblatt and it’s scandals; Prometheus Film; Writers in exile; Battleship Potemkin; Association of Worker Photographers; The Brown Book of the Reichstag Fire and Hitler Terror; World Committee for the Relief of the Victims of German Fascism; London Counter-Trial; Propaganda as weapon; Editions du Carrefour; The International Coordination and Information Committee of Aid for Republican Spain; The Moscow Show Trials; The Hollywood Anti-Nazi League for the Defense of American Democracy; Die Zukunft, Organ der Deutsch-Französischen Union; “The traitor, Stalin, are you!”; A New Germany! A New Europe!; Komitee Menschen in Not; Editions Sebastian Brant; Freunde der sozialistischen Einheit Deutschlands; French internment camps and the “Scum of the Earth”; The dream of Hitler’s overthrough.

Cooperation/ Partners
Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1 (FMP1), Berlin, Germany
Åbo Akademi University, Åbo (Turku), Finland
Arbejdermuseet, Kopenhagen, Denmark
Centre for Contemporary History (ZZF), Potsdam, Germany
Institute for Social Movements (ISB), Ruhr University Bochum, Germany
Linke Medienakademie (LIMA), Berlin, Germany
Maison des Sciences de l’homme, Université de Bourgogne, Dijon, France
Rosa Luxemburg Foundation, Berlin, Germany
Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, Switzerland

Willi Münzenberg and Global Solidarity Initiatives
It is not easy to summarize all aspects of Münzenberg’s outstanding role in the manifold global solidarity initiatives of the interwar period. He inspired the International Union of Socialist Youth, the largest anti-war organization against World War I, and was the organizer of international famine relief for Soviet Russia. In the early 1920s he formed those efforts into the Workers International Relief (WIR/IAH). As a film distributor and producer he introduced modern Russian cinema to a German and European audience. As a political writer and operator of the most influential left-wing media-empire of the Weimar Republic, the KPD politician grew to become a serious opponent to Goebbels and Hugenberg. At the same time he initiated the world’s largest anti-colonialist network of the interwar period. After 1933, his name stood for a series of charismatic, anti-fascist public efforts like no other. In French exile he partook in forging a German Popular Front within the left émigré community before becoming one of the most exposed critics of Stalinism after the Stalin-Hitler-Pact. Ousted by the Comintern, he united large parts of the German and European Anti-Hitler opposition in an attempt to prevent the outbreak of World War II.
In the summer of 1940 he fled a French internment camp. Months later his corpse was found, but none of the theses (either suicide or assassination by the Nazis or the Stalin regime) could ultimately be verified to this day.

Goals of the Congress
One of the results of the First European Willi-Münzenberg-Workshop (2012) on “Internationalism, Transnational Solidarity Networks, Anti-Fascism and Anti-Stalinism in the 1920s and 1930s” was the creation of a web-portal, offering a platform to a loose network of scholarly project groups, political and cultural institutions and media enterprises for further investigations of Münzenberg’s life-time achievements as well as the research of international solidarity movements (the beta-version can be accessed via http://www.münzenbergforum.de).The First International Willi-Münzenberg-Congress aims at the presentation and analysis of the transnational solidarity networks, their sponsors, key players and ideas in the light of the social, cultural and humanitarian movements of the 20th century in a global perspective.

- Münzenberg himself, his collaborators and his contact persons from the political and cultural sector are to be brought into focus by (collective-)biographical contributions, as well as the specific form and social practices of their world-spanning networks. Alongside with a critical overview of the international research, the focus will be on the world as a space for propaganda and the arena for transnational solidarity, from Latin America to Africa, from the Middle East to East Asia, but also the Weimar Republic and the Anti-Hitler-exile as concrete places, from which networks were created and global solidarity and propaganda were imagined and organized.

- Moreover, the focus will lie on the diverse movements, stemming from the labour movement and at the same time transcending its boundaries, which characterized Münzenberg’s initiatives and their role in facilitating transcultural exchange. Political scripts such as anti-colonialism, antifascism, anti-racism, revolutionary internationalism, left-wing anti-Stalinism and the cultural avant-garde will be paid attention to. A special focus lies upon the forms of political and cultural transfer. Who were its protagonists and which media did they employ? How did the local and the global intertwine? What role should be given to the intellectual history of modernity and critical theory? How did the mediatization ensue? Did these networks constitute a cross-party internationalist world of its own? Or were they merely façades or Potemkin villages to cover up the reality of the Soviet Union?

- In further contributions, the history of (dis-)continuities and influences of Münzenberg and his initiatives up to the beginning of the 21st century with its caesuras and continuities will be focused on. What mechanisms lead to the transformation, subversion and liquidation of the international solidarity movements and which role did Stalinism play in it? Which concepts about socialism beyond European social democracy and Stalinism did Münzenberg develop from the devastating defeats of the workers movement?

- A quarter of a century after the beginning of the “archive revolution”, it is time to evaluate the fragmented heritage and the historiography in the East and the West.

The full version of the Call for Paper contains a first, extensive collection of ideas for the subject areas of the Congress. It will be available on the web-portal (http://www.münzbergforum.de) starting December 2014.

Paper Proposals
The deadline for proposals is February 15th, 2015. The languages of the conference are German and English. The duration of the individual presentations is 20 minutes. We kindly ask for proposals including the presentation’s title, a short abstract (maximum 400 words - about one page), and a brief C.V. including the most important (maximum five) publications.
Please direct your proposals to the Organizing Committee of the Congress muenzenbergcongress@muenzenbergforum.de

The members are:
- Dr. habil. Bernhard H. Bayerlein, Institut für soziale Bewegungen (ISB), Ruhr-Universität Bochum, Germany
- Dr. des. Uwe Sonnenberg, Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), Potsdam, Germany
- Dr. Kasper Braskén, Åbo Akademi University, Åbo (Turku), Finland
- Matthias Nehls, Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1 (FMP1), Berlin, Germany

Financial Matters
In case of a proposal’s acception, the costs of the stay and the hotel will be covered. We kindly ask to use own funds for the travel costs. Only in case this should not be possible, coverage of the travel costs can be held in prospect.

Programm

Kontakt

Internationales Münzenbergforum

Franz-Mehring-Platz 1, 10249 Berlin

muenzenbergcongress@muenzenbergforum.de

http://www.muenzenbergforum.de