Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2017 "Russische Revolution"

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2017 "Russische Revolution"

Veranstalter
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.05.2015 -
Deadline
02.05.2015
Von
Bundesstiftung Aufarbeitung - Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2017

Die Russische Revolution: Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (JHK) wird mit seiner Ausgabe 2017 seine Aufmerksamkeit auf das Revolutionsjahr 1917 in Russland und dessen Folgen richten.

Einsendeschluss für Exposés (2000 Zeichen): 10. Februar 2015

Auf die bürgerliche Februarrevolution folgte die kommunistische Oktoberrevolution, die zu sowjetischer Zeit mit den Adjektiven »groß« und »sozialistisch« versehen wurde und von ihren Gegnern als bolschewistischer Putsch charakterisiert wird. Zweifellos handelte es sich um ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung. Es veränderte die territoriale, soziale, kulturelle, ethnische und mentale Landkarte Europas und der Welt. Seitdem konnte es keine Politik mehr geben, die nicht eine Antwort auf die Herausforderung dieser Revolution gewesen wäre. Die Revolution veränderte das zarische Vielvölkerreich. Sie trieb die alten Eliten aus dem Land, vermaß das Vielvölkerreich neu, indem es die Verwaltung auf den Grundsatz der nationalen Zugehörigkeit gründete und führte einen neuen Stil des Politischen in den Alltag der Herrschaft ein. Die Kommunistische Partei und ihre Ideologie waren der sichtbarste Ausdruck der neuen Herrschaftsform, die das Imperium verklammern sollte, dann aber in der ganzen Welt ihren Siegeszug antrat. Die Revolution wurde Sozialisten und Kommunisten überall auf der Welt zum Vorbild, weil sie suggerierte, das Probleme auch in »rückständigen« Ländern scheinbar endgültig gelöst werden konnten. Aber sie wurde auch zum Schreckgespenst der bürgerlichen Welt. Die Oktoberrevolution und das kommunistische Regime in Russland bzw. der Sowjetunion beförderten den Zulauf zur extremen Rechten, die sich im Faschismus bzw. Nationalsozialismus zur antagonistischen totalitären Bewegung des 20. Jahrhunderts formierten.

Aufgrund von neuen Archivfunden sowie den Erkenntnissen der benachbarten Kulturwissenschaften, lohnt es sich zu fragen, warum die Freude über den Sturz der Monarchie und den demokratischen Neuanfang, der von ganz Russland zuerst begeistert aufgenommen worden war, schon nach einigen wenigen Monaten Apathie und Gleichgültigkeit weichen musste, die die radikalen Kräfte von rechts (General Kornilov-Putsch) und links (Bolschewiken) dazu nutzten, um ihre eigenen parteipolitischen Interessen durchzusetzen. War die politische Kultur des Russischen Reiches nicht vereinbar mit den Werten der europäischen Demokratie? War der »Rückfall« in die Diktatur durch den fortdauernden Krieg vorprogrammiert und alternativlos?

Die Beiträge sollen das gesicherte Wissen neu ordnen und auch neue Forschungsergebnisse präsentieren. Gefragt sind Länderstudien, aber auch transnationale Perspektiven, Porträts von Schlüsselfiguren oder -gruppen. Die Herausgeber streben mit dem JHK 2017 kein Handbuch an, sondern setzen auf die bewährte Vielfalt von Themen und Perspektiven. Gefragt sind meinungsstarke Beiträge, die vom Forschungsstand und den Quellen gestützt werden und auch zur Debatte über die Geschichte und die Folgen der Oktoberrevolution einladen. Warum konnten sich die Bolschewiki an der Macht halten? Warum war ihre Revolution erfolgreich, obgleich sie sich im Krieg und im Angesicht von Hunger und Elend durchsetzen musste? Wie kam es, dass die Ausstrahlungskraft der Revolution nicht auf Russland beschränkt blieb, sondern sich auf Europa und die Welt erstreckte? Welchen Politikstil und welchen Habitus erzeugten die Bolschewiki, welche langfristigen Folgen hatte die Revolution für die europäische Diktaturgeschichte? Produzierte sie eine Alltagskultur, die es vorher nicht gegeben hatte?

Willkommen sind auch Beiträge zur Instrumentalisierung der Oktoberrevolution in der politischen Propaganda der kommunistischen Bewegung sowie zum Wandel, den das Bild der Oktoberrevolution jenseits dieser Bewegung in der Politik, Publizistik, in der Literatur und Kunst sowie in der Populärkultur durchlief. Auch Spezialbeiträge, etwa zum Bild der Oktoberrevolution im Schulbuch, insbesondere auch in vergleichender Perspektive sind willkommen.

Bitte richten Sie Ihr Beitragsangebot für das JHK 2017 bis zum 10. Februar 2015 in Form eines kurzen Exposés (2000 Zeichen) an die Redaktion, in dem Sie die Konturen Ihres Themas umreißen, Ihre Quellenlage und Methoden darlegen sowie Auskunft zu Ihren bisherigen Arbeitsschwerpunkten geben. Im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung können Abhandlungen, Miszellen, biografische Skizzen, Forumsbeiträge sowie Forschungs‐ und Archivüberblicke mit einem Umfang von in der Regel 25.000 bis maximal 50.000 Zeichen in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Übersetzungen aus anderen Sprachen können seitens der Herausgeber im Einzelfall veranlasst werden. Eine Honorierung der Beiträge ist leider nicht möglich. Die bei der Redaktion eingereichten Beiträge durchlaufen ein Peer-Review-Verfahren und werden im Falle ihrer Annahme lektoriert. Aus diesem Grund müssen die Beiträge für das JHK 2017 – soweit nichts anderes vereinbart – bis zum 4. Januar 2016 vorliegen.

Nähere Informationen zum Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung finden Sie un-ter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/jahrbuch

Programm

Kontakt

Birte Meyer

Kronenstr. 5
10117 Berlin

jhk@bundesstiftung-aufarbeitung.de

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