Opfer und Orte von ‚Vergeltungsaktionen‘ in den besetzten Gebieten Europas

Opfer und Orte von ‚Vergeltungsaktionen‘ in den besetzten Gebieten Europas

Veranstalter
KZ-Gedenkstätte Neuengamme; in Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Veranstaltungsort
Universität Hamburg und KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.04.2015 - 30.04.2015
Deadline
31.01.2015
Von
Oliver von Wrochem

Vom 15. Januar bis zum 8. Februar 2015 zeigt die KZ-Gedenkstätte Neuengamme anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus im Hamburger Rathaus die Ausstellung „Deportiert ins KZ Neuengamme. Opfer von Vergeltungsmaßnahmen der Wehrmacht und der SS im besetzten Europa“. Auf einer internationalen Konferenz sollen anschließend in vergleichender Perspektive die Hintergründe und Folgen von „Vergeltungsaktionen“ in den während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland besetzten Ländern thematisiert und über den gesellschaftlichen Umgang mit den Verbrechen sowie die jeweilige Erinnerungskultur am Beispiel konkreter Orte und dortiger Gedenkstätten gesprochen werden. Einbezogen werden sollen auch Formen des Widerstands, der Kollaboration und der Besatzungspolitik sowie die jeweilige Erinnerungskultur bezogen auf Orte von „Vergeltungsaktionen“ in den entsprechenden Ländern, aber auch in den Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager, in die die Deportierten während des Nationalsozialismus verschleppt wurden.

Verglichen werden sollen Orte und Ereignisse, an denen „Vergeltungsaktionen“ deutscher Besatzer aus Wehrmacht, SS und Polizei sowie einheimischer Helfer in Form von Massakern oder Massendeportationen von BewohnerInnen stattgefunden haben. Angedacht sind Orte von „Vergeltungsaktionen“ in Frankreich (Murat, Oradour, Tulle), Tschechien (Lidice), Belgien (Meensel-Kiezegem), den Niederlanden (Putten), Norwegen (Telavåg), Polen (Piasnica, Warschau), Griechenland (Distomo, Kalavrita), Italien (Marzabotto, Sant'Anna di Stazzema), Jugoslawien (Kraljevo, Kragujevac, Pancevo) und der Sowjetunion (Chatyn, Jadliwka, Korjukiwka).

Besonderes Augenmerk gilt dem Schicksal jener Personengruppen, die infolge von „Vergeltungsaktionen“ in Konzentrationslager eingewiesen wurden. WissenschaftlerInnen, die zu Opfern von Vergeltungsaktionen in den Konzentrationslager forschen, können hier ihre Forschungen vorstellen und die Hintergründe beleuchten. So wurden die Einwohner aus Murat, Meensel-Kiezegem und Putten in das KZ Neuengamme und seine Außenlager deportiert, die Einwohnerinnen aus Murat und Lidice nach Ravensbrück. Die Kinder aus Lidice brachte man in das Ghetto Litzmannstadt und später in das Vernichtungslager Kulmhof. Die Frauen und Kinder aus Telavåg kamen in norwegische Lager, die Männer in das KZ Sachsenhausen. In Folge des Warschauer Aufstands wurden 60.000 Menschen in die KZ Auschwitz, Mauthausen, Ravensbrück, Neuengamme u.a. überführt. Auch wurden bis August 1944 rund 7000 „Nacht- und Nebel“-Häftlinge nach Deutschland deportiert. Die männlichen NN-Gefangenen kamen in das Sonderlager Hinzert, das KZ Natzweiler, die Strafgefangenenlager Esterwegen und später Börgermoor sowie in die KZ Sachsenhausen, Dachau, Mauthausen/Gusen und Groß-Rosen, von dort unter anderem auch in die Konzentrationslager Buchenwald, Flossenbürg, Neuengamme, Mittelbau-Dora und das Zuchthaus Groß-Strehlitz. Die weiblichen NN-Häftlinge wurden u.a. in das KZ Ravensbrück und später nach Mauthausen gebracht. Diese und andere Gruppen von Vergeltungsaktionen können auf der Tagung vorgestellt werden.

Es sind Beiträge zu den genannten Häftlingsgruppen und Ländern erwünscht, die folgende Aspekte (oder Teile davon) einbeziehen können:

- Welche Akte des Widerstands gingen den „Vergeltungsaktionen“ voraus?
- Welche Maßnahmen ergriffen die Besatzungstruppen und die mit ihnen kollaborierenden Gruppen in den Ländern?
- Wer waren jeweils die Opfer der „Vergeltungsaktionen“?
- Wer war an der Durchführung der „Vergeltung“ jeweils beteiligt und welche Ziele wurden damit verfolgt?
- Wie sah die „Vergeltung“ konkret aus und was folgte auf sie?
- Wie gestaltete sich das Schicksal der deportierten Opfer von Vergeltungsaktionen in den Konzentrationslagern?
- Wie gestaltet sich das Schicksal der deportierten NN-Häftlinge im Strafvollzug?
- Wie werden die Maßnahmen in den jeweiligen Ländern und im internationalen Kontext heute diskutiert und erinnert?
- Welche Formen der Erinnerung an diese Verfolgtengruppen gibt es in den Gedenkstätten?

Es ist geplant, einzelne Vorträge des Workshops in Heft 18 der Zeitschrift "Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland" zu veröffentlichen, dessen Erscheinen für 2016 vorgesehen ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf der Tagung zu einem der oben umrissenen Themenbereiche einen Beitrag leisten möchten, sind herzlich zur Teilnahme und Mitwirkung eingeladen.
Die Vorträge sollen den Charakter von Impulsreferaten haben, an die sich jeweils eine Diskussion anschließt. Wir bitten alle Interessierten, uns bis spätestens 31. Januar 2015 ein einseitiges Abstract ihres geplanten Vortrages (max. 600 Wörter) sowie eine Kurzbiographie an folgende E-Mail-Adresse zu senden: studienzentrum@kb.hamburg.de.

Die Benachrichtigung der ausgewählten Referentinnen und Referenten erfolgt bis zum 9. Februar 2015. Für Referentinnen und Referenten werden die Reise- und Übernachtungskosten übernommen. Zusätzlich ist eine Honorierung in Höhe von 200,- Euro vorgesehen.

Programm

Kontakt

Kontakt und Informationen:
Dr. Oliver von Wrochem

KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Leitung Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75
D 21039 Hamburg
Tel. + 49 40 428 131 515
Fax + 49 40 428 131 525
E-Mail: Oliver.vonWrochem@kb.hamburg.de

http://www.KZ-Gedenkstaette-Neuengamme.de
Redaktion
Veröffentlicht am