Das Kriegsende 1945 gilt vor allem in Deutschland seit Richard von Weizsäckers berühmter Rede vom 8. Mai 1985 als ein Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Im östlichen Europa wird das Kriegsende aufgrund erneuter Besatzungserfahrung und Sowjetisierung hingegen selten insgesamt als Befreiung gedeutet; zudem bedeutete 1945 dort kein Ende von Gewalt. Verschiedene Ordnungsvorstellungen prallten aufeinander und die gewalttätigen Kriegserfahrungen lebten in den Köpfen und Handlungen der Menschen fort. In vergleichender Perspektive soll der Blick auf das östliche Europa und seine spezifische Ausgangssituation im Jahr 1945 gerichtet werden. Das heißt zum Beispiel, die Gewalt gegen die dortige deutsche Bevölkerung in ihren jeweils spezifischen kulturellen Handlungskontexten zu betrachten und eine Antwort auf die Frage zu versuchen, wie die Zäsur von 1945 europaweit eingeordnet werden kann. Dazu soll in vergleichenden Fallstudien aus verschiedenen Ländern und Regionen der Frage nachgegangen werden, wie, wo und vor allem warum Gewalt fortbestand, wie sie sich dynamisieren konnte, wo historische Konflikte weiterbestanden und wie die Erfahrungen von Gewalt bestimmte Ordnungsvorstellungen generierten oder auch unterliefen. Es soll ebenso die Frage danach gestellt werden, unter welchen Bedingungen sich Gewalträume in Friedensräume verwandeln konnten, wo und warum die Normalität von Gewalt aufhörte, wie Misstrauen durch Vertrauen ersetzt werden konnte und wie die Gewalt ihr Dynamisierungspotential verlor.
Mögliche Themenblöcke sind:
-Gewalt zur Durchsetzung von nationalen Ordnungsvorstellungen;
-Gewalt als Durchsetzung von politischen und sozialen Ordnungsvorstellungen;
-Alltagsgewalt;
-Diskurse über Gewalt.
Wir erbitten Vorschläge zu den genannten Themenkomplexen. Weitere Themenvorschläge sind willkommen. Für die Einzelvorträge ist eine Dauer von 20 Minuten vorgesehen. Die Beiträge werden thematisch in Panels zusammengefasst und kommentiert.
Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch.
Die Themenvorschläge sind in einem Umfang von bis zu 300 Wörtern in einer der Konferenzsprachen zusammen mit kurzen biografischen Angaben zu Person und Forschungsinteressen bis zum 31.5.2015 an untenstehenden Kontakt zu richten.
Reise- und Übernachtungskosten für die Referenten und Referentinnen werden übernommen.
Since Richard von Weizsäcker’s renowned speech on 8th May 1985, the end of the war in 1945 has been viewed, particularly in Germany, as a day of liberation from National Socialism. In Eastern Europe, however, the end of the war has rarely been seen as an all-embracing liberation since it was followed anew by occupation and Sovietisation, and did not represent the end of violence. There was a clash of ideas of political order, and the violent experience of war continued to live on in the minds and actions of the people. The conference aims to compare perspectives by analysing the specific situation in Eastern Europe in 1945. This involves, for example, looking at the violence towards the German population in these areas in its respective cultural context and attempting to understand the turning-point 1945 in a European-wide context. Comparative case studies from various countries and regions are called for to investigate how, where and, above all, why, violence persisted, how it gained in dynamics, where historical conflicts continued to exist and how people’s experience of violence generated, or undermined specific ideas of order. Further questions for discussion are the conditions under which realms of violence were able to become realms of peace; where and why violence ceased to be a normality; how mistrust came to be replaced by trust; and how violence lost its dynamic potential.
Possible topics are:
-Violence as a means of enforcing ideas of national order;
-Violence as a means of enforcing ideas of political and social order;
-Everyday violence;
-Discourses on violence.
We call for suggestions on the above range of topics. Further suggestions for topics are welcome. Individual contributions should not exceed 20 minutes. The contributions will be summarised and commented in panels organised by topic.
The conference languages are English and German.
Please send suggestions for papers to the contact address given below by 1.04.2015. These should be in one of the conference languages and should not exceed 300 words; a brief personal biography and a list of research interests should also be given.
Speakers’ travel and accommodation expenses will be covered.