Kaisernähe und Kreditgeschäft schienen den Fuggern von Anfang an nur eine Wahl zu lassen: Partei zu nehmen für die Alte Kirche – als Financiers antiprotestantischer Politik, als Hort der Katholiken in Augsburg, als entschieden gegenreformatorische Ortsherren. Auch als im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts die konfessionellen Grenzen immer schärfer gezogen wurden, gaben Mitglieder der Familie entscheidende Impulse für den Erhalt und den Ausbau der katholischen Position in der Reichsstadt selbst, im „Fuggerland” der Region und weit darüber hinaus. Aber nicht nur einzelne prominente Persönlichkeiten wie der Konstanzer Fürstbischof Jakob Fugger (1567–1626) waren herausragende Vertreter der katholischen Konfessionalisierung. Die Vielzahl und Intensität kreativer formeller wie informeller Methoden lässt die Fugger insgesamt geradezu als „Entrepreneure des Katholizismus” erscheinen: Eine frühe und nachhaltige Institutionalisierung stellten die verschiedenen konfessionell akzentuierten Stiftungen dar, rasch wurde die Bedeutung eines neuen, katholischen Bildungswesens erkannt, Musik und Kunst sollten der Propaganda Fidei dienen und „unkatholische” Herrschaften wurden, kaum aufgekauft, schon rekatholisiert.

Ein Ziel der Tagung ist es, die herausragende, in mancher Hinsicht sogar entscheidende Bedeutung der Familie für katholische Kirche und Konfessionalisierung in ihren wesentlichen Facetten und in ihrer ebenso weit gespannten wie räumlich konkreten Dimension bewusst zu machen. Ein zweites Ziel ist es aber zugleich, das gängige Geschichtsbild vom kompromisslosen Konfessionalismus der Fugger einer kritischen Überprüfung an den Quellen zu unterziehen. Denn nicht nur wenige „Schwarze Schafe” – eine Handvoll Konvertiten – trüben den Eindruck geschlossener und rigider Katholizität. Vielmehr legen neue Forschungen zu „Stiftungswesen und Bildung“, „Musik, Kunst und Architektur“ sowie „Herrschaftspraxis“ – so die Sektionen der Tagung – für einzelne Persönlichkeiten wie für die Familie insgesamt differenziertere Beschreibungen nahe.