Bruchlinien. Deutsch-israelische Wissenschaftsbeziehungen nach 1959

Bruchlinien. Deutsch-israelische Wissenschaftsbeziehungen nach 1959

Veranstalter
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig
Veranstaltungsort
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur, Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.04.2015 - 02.07.2015
Von
Jörg Deventer

Das Forschungskolloquium des Simon-Dubnow-Instituts widmet sich im Sommersemester 2015 der deutsch-israelischen Wissenschaftsgeschichte. Das Augenmerk liegt auf den Widersprüchen und Ungleichzeitigkeiten, die diese Zusammenarbeit seit ihren Anfängen geprägt haben. Während in der Bundesrepublik die Einladung einer Delegation der Max-Planck-Gesellschaft durch das Weizmann-Institut 1959 den Anstoß für den wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Staaten gab, bemühte sich die DDR zwar um die Reintegration jüdischer Wissenschaftler, verfolgte außenpolitisch aber eine spätestens seit 1967 offen antizionistische Politik, die erst in den Achtzigerjahren zurückgenommen wurde.

Eine weitere Bruchlinie deutsch-israelischer Wissenschaftsbeziehungen verläuft an der Grenze von Natur- und Geisteswissenschaften. Für Kooperationen auf dem Gebiet der Natur- und Technikwissenschaften war der Minerva-Vertrag von 1964 wegweisend. Der Austausch auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften zwischen Israel und der Bundesrepublik setzte dagegen erst in den Siebzigerjahren ein. Diese Tatsache steht im Kontrast zu den weit vor die Zeit der Staatsgründungen Israels und der Bundesrepublik zurückreichenden Traditionen deutsch-jüdischen Geisteslebens und ist in den Erfahrungen der Wissenschaftler beider Länder bis heute, zuweilen in widersprüchlicher Weise, präsent. Inwiefern an diese Traditionen nach 1959 angeknüpft wurde und wie sich der Zivilisationsbruch des Holocaust in ihnen nachbildet, zeigen die deutsch-jüdische Literaturgeschichte und andere Disziplinen, die jenen Bruch zum Gegenstand machen.
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In the Summer Semester 2015, the Research Colloquium of the Simon Dubnow Institute will explore the German-Israeli history of knowledge. The primary focus will be on the contradictions and non-simultaneities marking this cooperation since its inception. While in the Federal Republic, the invitation extended to a delegation of the Max Planck Society by the Weizmann Institute in 1959 provided the stimulus for scientific/scholarly exchange between the two states, the German Democratic Republic did seek to reintegrate Jewish scientists, but in its foreign policy the GDR pursued an openly anti-Zionist policy, from 1967 on if not earlier, and that was not revoked until the 1980s.

A further fault line in German-Israeli scientific relations runs along the fracture line between the natural sciences and the humanities. The Minerva Agreement of 1964 proved path-breaking for cooperative endeavors in the area of the natural sciences and technological disciplines. By contrast, exchange in the sphere of the humanities between Israel and the FRG did not begin until the 1970s. This fact clashes with the traditions of German-Jewish intellectual life extending back into a time long before the establishment of Israel and the Federal Republic. Those traditions are present up to today in the history of experience of Israeli and German scientists and scholars, at times in contradiction-ridden ways. To what extent connections were forged with these traditions after 1959 and how the rupture in civilization of the Holocaust is reflected in those traditions is revealed by disciplines like German-Jewish literary history and other fields, which explore that rupture as a thematic focus.

Programm

Donnerstag, 16. April 2015, 17-19 Uhr

Martin Treml (Berlin)
Eine Anti-Festschrift für Gershom Scholem.
Jakob Taubes und Jerusalem

Donnerstag, 30. April 2015, 17-19 Uhr

Irene Aue-Ben-David (Jerusalem)
Transformationen eines Fachs.
Deutsche Literaturwissenschaft in Israel

Donnerstag, 7. Mai 2015, 17-19 Uhr

Dan Michman (Jerusalem)
Changing Interaction.
Israeli and German Research on the Shoah: 1948 to the Present

Donnerstag, 25. Juni 2015, 17-19 Uhr

Joachim Trezib (Braunschweig)
Annäherung über die Academia.
Technologietransfer und Entwicklungspolitik

Donnerstag, 2. Juli 2015, 17-19 Uhr

Jenny Hestermann (Frankfurt a. M.)
Vor der Diplomatie.
Wissenschaftsbeziehungen und zwischenstaatliche Annäherung

Kontakt

Magnus Klaue

Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig

klaue@dubnow.de

http://www.dubnow.de
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