Spätestens seit der Frühen Neuzeit gibt es ein Bestreben, hinter das Schweigen der materiellen Objekte zu kommen und den Dingen Auskunft und Wissen zu entlocken über Operationen ihrer Hervorbringung, über ihre ‚Wanderwege‘ von Hand zu Hand und ihre ‚Schicksale‘ als Produkte, Waren, Utensilien und Müll.
Literatur-, Medien-, Kultur-, und Wissenschaftsgeschichte registrieren zahlreiche Versuche, Artefakte in ihrer Zirkulation zur ‚Selbst‘-Beobachtung und ‚Selbst‘-Erzählung zu bringen sowie verschiedenste Bemühungen, die Flüsse und Transformationszyklen, in die die Dinge verstrickt sind und die sie verschweigen, zu ermitteln und zu vermitteln.
Die These ist, dass sich durch die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte hindurch eine Formation aus Verfahren, Methoden, Praxen, Techniken, Genres und Formaten jeweils historisch situiert, die der Zyklizität und Zirkularität des Dinglichen auf die Spur kommen will. Diese Formation wird dingzyklographische Formation bzw. Zyklographie der Dinge genannt. Im Rahmen des Workshops sollen historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen dingzyklographischen Verfahren – unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Medialität – herausgearbeitet werden.
Die zentralen Fragen des Workshops lauten: Wie wird das Ding dazu gebracht, dass es von dem, was ihm beim doing things ‒ etwa bei seiner Herstellung ‒ zustieß, und von ‚sich‘ in den Wertketten und soziokulturellen Zyklen ‚erzählt‘? Wie wird die Auskunftsverweigerung des Artefakts über seine eigene Zirkulation und Zeitlichkeit aufgebrochen? Welche technischen, wissenschaftlichen und ästhetischen Verfahren liegen vor? Wird mit der Digitalisierung einhergehend mit modernen Trackingtechnologien die Zyklographie der Dinge zu einer Eigenschaft der Dinge?
Die Veranstaltung antwortet auf das Desiderat einer interdisziplinären, historisch und wissenschaftstheoretisch informierten Erschließung der Methoden, Verfahren, Techniken und Technologien der Aufzeichnung, Erzählung, Beschreibung, Visualisierung, Arrangements der Ding-Zyklen und Objektzirkulationen, das trotz wiederkehrender Konjunkturen und dem aktuellen „Boom“ der Dingforschung nach wie vor existiert.
Dabei geraten unterschiedliche dingzyklographische Verfahren in den Blick: Ding-Tracking im Internet, wissenschaftliche Methode der Objektbiographie, literarische Verfahren des Erzählens und Zeigens von Dingzyklen und Zirkulationen, Gattung It Narratives/ Novels of Circulation sowie verschiedene Techniken des Erzählens, der Beschreibung, der Visualisierung und der Aufzeichnung der Wertketten und „Biographien der Dinge“ im Film, Fernsehen und in der Werbung.
Der Workshop steht allen Interessierten offen. Um Anmeldung wird gebeten an: Christian Köhler, koehlerc@msopb.de. Ein PDF des Workshop-Readers wird Ihnen dann umgehend zugeschickt.
Infos: https://kw.uni-paderborn.de/forschung/kulturelle-zyklographie-der-dinge/
Kontakt: Dr. Mirna Zeman, Projekt Kulturelle Zyklographie der Dinge, Universität Paderborn, Warburger Str. 100, Raum E3.310, 33098 Paderborn, Email: mzeman@mail.uni-paderborn.de