„Von des christlichen Standes Besserung“. Protestantische Kirchenkritik bis Gottfried Arnold

„Von des christlichen Standes Besserung“. Protestantische Kirchenkritik bis Gottfried Arnold

Veranstalter
Evangelisch-Theologische Fakultät Mainz Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus
Veranstaltungsort
Ort
Annaberg (Sachsen)
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.04.2016 - 09.04.2016
Deadline
01.08.2015
Website
Von
Prof. Dr. Wolfgang Breul (Mainz)

Kirchenkritik stand an der Wiege des Protestantismus. „Von des christlichen Standes Besserung“ überschrieb Martin Luther 1520 seine erste große Programmschrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, mit der er aus der Kritik an der römischen Kirche – und unter Bezug auf die „Gravamina“ deutscher Nation – umfassende Vorschläge für eine Reform der Kirche entwickelte. Kritik begleitete aber auch die protestantischen Kirche seit ihrer Entstehung, zuerst in Gestalt der Täuferbewegung und der Spiritualisten. Solche Kritik verband sich nicht zwingend mit dem Bruch oder der Abspaltung von den protestantischen Kirchen. Diese sich aus unterschiedlichen Traditionen und Motiven speisende Kritik an der eigenen protestantischen Kirche riss auch im Zeitalter der Konfessionalisierung nicht ab. Auch in der katholischen Kirche gab es mit Jansenismus und Quietismus starke kirchenkritische Strömungen. Innerhalb des Protestantismus wurde die Kirchenkritik schließlich zu einem wesentlichen Movens der bedeutendsten nachreformatorischen Reformbewegung im mitteleuropäischen Protestantismus, des Pietismus.

1666 wurde in Annaberg im Erzgebirge Gottfried Arnold geboren, einer der profiliertesten und einflussreichsten Kirchenkritiker der protestantischen Kirchen der Frühneuzeit. Dies ist für die Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus Anlass, eine Tagung durchzuführen, die nach der Kirchenkritik im Protestantismus bis zu Gottfried Arnold fragt. Während seiner zweiten Quedlinburger Phase (1698-1701) war Arnold selbst in kirchliche Auseinandersetzungen involviert. Zugleich entstanden vor und während dieses Zeitraums kritische kirchengeschichtliche Darstellungen wie die „Erste Liebe“ (1696) und vor allem die „Unpartheiische Kirchen- und Ketzerhistorie“ (1699/1700), welche von einer spiritualistischen Position aus die bis dahin in der lutherischen Kirche gültige Deutung von Rechtgläubigkeit und Ketzerei einer umfassenden Revision unterzogen.

Es ist die Absicht der Tagung ein repräsentatives Spektrum protestantischer Kirchenkritik nach der Reformation in unterschiedlichen Perspektiven und in ihrer Bedeutung für die pietistische Reformbewegung zu untersuchen. Um eine thematische Verdichtung zu erreichen und eine Diskussion innerhalb der Tagung zu fördern, beschränkt sich die Tagung zeitlich auf das 17. und das frühe 18. Jahrhundert.

Thematische Facetten

- Traditionsgeschichtliche Hintergründe, theologische Ansatzpunkte und Divergenzen von der Main-Stream-Theologie, Reformanliegen und -programme.
- Biographische, soziale und kulturelle Einflüsse
- Austausch, Interaktion, Kommunikationsformen, Verbreitungswege, Gattungen
- Soziale und politische Unterstützung, Widersprüche, Spannungen und Bekämpfung von Kirchenkritik
- Kirchenkritik im Pietismus
- Kirchenkritik im katholischen Raum: Jansenismus und Quietismus

Figuren und Gruppen

- Johann Arndt und seine Schüler: Melchior Breler, Johann Valentin Andreae, Johann Permeier, Jochim Betke, Ludwig Friedrich Gifftheil, Christian Hoburg u.a.
- Jakob Böhme und seine Anhänger: Abraham von Franckenberg, Angelus Silesius, Johann Georg Gichtel u.a.
- Spiritualisten des 17. Jahrhunderts wie Valentin Weigel, Quirinius Kuhlmann
- Weitere kirchenkritische Figuren des 17. Jahrhundert: Rosenkreuzer, Paul Felgenhauer, Joachim Lütkemann, Theophil Großgebauer, Heinrich Müller, Friedrich Breckling, Jean de Labadie, Johann Amos Comenius, Ahasver Fritsch

Die genannten Stichworte sollen das Themenspektrum der Tagung umreißen. Es ist selbstverständlich möglich, weitere inhaltliche Aspekte, Figuren und Gruppen zum Gegenstand eines Vortrags zu machen.

Kurzexposés im Umfang von bis zu 3000 Zeichen sind bis zum 1. August 2015 zu richten an Prof. Dr. Wolfgang Breul, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Evangelisch-Theologische Fakultät, Saarstr. 21, 55099 Mainz, breul@uni-mainz.de.

Programm

Kontakt

Wolfgang Breul

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Evangelisch-Theologische Fakultät

06131/39-20735

breul@uni-mainz.de


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