Macht-Räume in der DDR. Abschlusskonferenz des DFG-Projekts "DDR-Bezirke - Akteure zwischen Macht und Ohnmacht"

Macht-Räume in der DDR. Abschlusskonferenz des DFG-Projekts "DDR-Bezirke - Akteure zwischen Macht und Ohnmacht"

Veranstalter
Historische Forschungsstelle / Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Erkner
Veranstaltungsort
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Erkner
Ort
Erkner
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.09.2015 - 25.09.2015
Deadline
15.09.2015
Von
Oliver Werner

Neuere Arbeiten zur Geschichte der DDR haben besonders die Aushandlungsprozesse zwischen dem staatlichen Machtanspruch und dem alltagskulturell verankerten „eigensinnigen“ Handeln der Bevölkerung hervorgehoben. Sie zeigen, dass die DDR als ein überaus komplexes, keineswegs monolithisches oder strikt zentralistisch gesteuertes Herrschaftssystem zu verstehen ist, dessen Stabilität sich nicht allein mit Verweis auf den Partei- und Staatsapparat erklären lässt. Der Fokus auf gesellschafts- und alltagsgeschichtliche Fragen ermöglicht es, wichtige Legitimationsmechanismen des DDR-Herrschaftssystems herauszuarbeiten. Demgegenüber ist in der Forschung die Beschäftigung mit den top-down agierenden staatlichen Apparaten und der zentralistisch organisierten Parteiherrschaft der SED teilweise in den Hintergrund getreten.

Die Integration beider Forschungsstränge von eher alltagsgeschichtlich ausgerichteten und von primär auf die Staats- und Parteiapparate orientierten Untersuchungen ist vor diesem Hintergrund derzeit ein wichtiges Desiderat der DDR-Forschung. Der Blick auf die räumliche Dimension von Macht und Herrschaft in der DDR bietet vielversprechende Ansätze dafür, die verschiedenen Perspektiven miteinander zu verbinden. Zwar wurden auch bisher die räumlichen Dimensionen des DDR-Systems nicht durchweg ausgeblendet. Sozialräumliche Disparitäten und politische bzw. Macht-Asymmetrien, die eine wichtige Rolle bei der Erosion sozialistischer Legitimation und Ideologie spielten, rücken indes erst in jüngster Zeit verstärkt ins Blickfeld der Forschung.

Eine Perspektive, die die „räumliche Reichweite der Macht“ und deren Grenzen in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses stellt, kann die Mechanismen staatssozialistischer Herrschaft sowohl aus der Alltagsperspektive als auch aus der Sicht des zentralistischen Staates erfassen. Dabei geraten unter anderem Strategien der Delegierung von Macht im zentralistischen Staatsaufbau an nachgeordnete Akteure und die Durchsetzung des staatlichen Gestaltungsanspruchs von Lebensräumen in den Blick. In raumbezogenen, potenziell immer konflikthaften Interaktionen manifestierten sich auf spezifische Weise die Praktiken und Grenzen der Diktatur.

Interessentinnen und Interessenten können sich bis zum 15. September 2015 per E-Mail bei Petra Geral (petra.geral@irs-net.de) zur Teilnahme anmelden. Rückfragen können Sie auch gerne an Oliver Werner (oliver.werner@irs-net.de) richten.
Es wird eine Teilnahmegebühr von 10,00 Euro (für Studierende 6,00 Euro) erhoben, Mittagsimbiss an beiden Tagen ist inklusive.

Programm

Donnerstag, 24. September 2015
10:00 Uhr
Begrüßung und Einführung: Christoph Bernhardt, Erkner
10:30 Uhr
Keynote: Thomas Lindenberger, Potsdam: Das Land der begrenzten Möglichkeiten. Macht-Räume und Eigen-Sinn der DDR-Gesellschaft
11:15 Uhr
Panel 1: Planung – Ambivalenzen und Grenzen einer Steuerungsvision
Andreas Malycha, Berlin: Dezentralisierungstendenzen in der staatlichen Wirtschaftsverwaltung in den 1960er Jahren
Oliver Werner, Erkner: Planungsperspektiven der Bezirke in der DDR
13:45 Uhr
Panel 2: Produktion von Machträumen
Emmanuel Droit, Berlin: Wie Wände politisiert wurden. Strategien der DDR-Erziehungsdiktatur am Beispiel der Inneneinrichtung von Schulen
Philipp Springer, Berlin: Von Agenten, „Asylanten“ und ausländischen Touristen. Der Grenzbahnhof Berlin Friedrichstraße als transnationaler Macht-Raum der DDR
15:15 Uhr
Panel 3: Spielräume in Sport und Kultur
Thomas Schaarschmidt, Potsdam: Spielräume für Eigen-Sinn – Der Kulturbund der DDR
Jan Kleinmanns, Bonn: Sport-Räume. Das Verhältnis von Peripherie und Zentrum in der Sportpresse der DDR
Florian Lipp, Berlin/Hamburg: „Amateurtanzmusik“ – Punk und New Wave im letzten Jahrzehnt der DDR. Veranstaltungs- und Einstufungspraxis der DDR-Bezirke im Vergleich
17:15 Uhr
Panel 4: Zukunftsräume
Tiziana Urbano, Leipzig: Das Leben im Unfertigen. Die sozialistische Planstadt zwischen Projektionen und Usurpationen der Zukunft
Frank Hager, Hagen: Das sozialistische Beispieldorf Mestlin – neue Lebensformen zwischen Überlieferung und Utopie?

Freitag, 25. September 2015
9:15 Uhr
Keynote: Thomas Etzemüller, Oldenburg/Berlin: Wie Hase und Igel – Social Engineering, Kontingenz und Eigensinn
10:00 Uhr
Panel 5: Urbanisierung als Herrschaftsstrategie
Lena Kuhl, Erkner: „Eigentlich lag mir die ganze Stadt am Herzen …“. Städte und Regionen in den Händen der sozialistischen Staatsmacht
Eli Rubin, Kalamazoo (Michigan): Amnesiopolis: Macht, Raum und Alltag in Marzahn-Hellersdorf
11:30 Uhr
Panel 6: Wohnen zwischen staatlicher Kontrolle und Aneignung
Udo Grashoff, London: Schwarzwohnen in der DDR. Aushandlungsprozesse in den Abteilungen für Wohnungspolitik
Márkus Keller, Berlin: Grenzen der Macht. Das sozialistische Wohnen und der Eigensinn der Bewohner in Ungarn
14:00 Uhr
Panel 7: Kontraktionen der Macht in den 1980er Jahren
Christian Rau, Berlin: Kommunalpolitik als Streitpolitik. Ordnungsdebatten in der DDR in den 1970er und 1980er Jahren
Andrea Bahr, Potsdam: Die SED-Kreisleitung Brandenburg in den 1980er-Jahren – Herrschaftspraxis im Zeichen der gesellschaftlichen Krise
15:15 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Oliver Werner
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Erkner
Flakenstraße 28-31
15537 Erkner
oliver.werner@irs-net.de
03362/793-285

http://www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DDR-Bezirke/index.php
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
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Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung