Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Blindheit aus interdisziplinärer Perspektive

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Blindheit aus interdisziplinärer Perspektive

Veranstalter
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: Historisches Seminar und Klinik für Ophthalmologie
Veranstaltungsort
Ort
Kiel
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.03.2016 - 19.03.2016
Deadline
01.10.2015
Website
Von
Professur für Geschichte der Neuzeit an der CAU Kiel, Prof. Dr. Gabriele Lingelbach

Die im März 2016 stattfindende Tagung widmet sich der Situation von blinden und erblindenden Menschen in Deutschland aus einer interdisziplinären Perspektive. Die Veranstaltung greift damit ein Problem von wachsender medizinischer und gesellschaftlicher Relevanz auf, da beispielsweise altersbedingter Visusverlust immer häufiger diagnostiziert wird. Zudem findet die Tagung vor dem Hintergrund statt, dass sich zurzeit in der Forschung zur Geschichte und zur gegenwärtigen Situation von Menschen mit Behinderungen verschiedene Modelle von ‚Behinderung‘ gegenüberstehen. Naturwissenschaftler und Mediziner sind meist dem medizinischen Modell verhaftet, welches davon ausgeht, dass Behinderung dem Körper der Betroffenen eingeschrieben ist und durch Expertenhandeln zu verhindern oder zu lindern sei. Vertreter der Sozial- und Geisteswissenschaften rekurrieren dagegen eher auf ein soziales oder auch kulturelles Modell von Behinderung, welches die Existenz körperlicher Beeinträchtigungen (‘impairments‘) anerkennt, aber insbesondere gesellschaftliche Strukturen dafür verantwortlich macht, dass Menschen mit Behinderungen im wortwörtlichen Sinne behindert werden, ihnen gegenüber Barrieren aufgebaut, sie exkludiert, mit negativen Stereotypen belegt werden usw. Die Dominanz dieser unterschiedlichen Modelle in den jeweiligen Fachkulturen erschwert die Verständigung auch zwischen jenen Disziplinen, die sich mit dem Phänomenen ‚Erblindung‘ und ‚Blindheit‘ befassen.
Angesichts dieser Konstellation will die Tagung einen interdisziplinären Dialog zwischen Medizinern und Naturwissenschaftlern sowie Sozial- und Geisteswissenschaftlern initiieren. Zudem werden Vertreter von Betroffenenverbänden und aus dem Bereich der Sozialpolitik eingeladen, um in einer Podiumsdiskussion über aktuelle und zukünftige Entwicklungen der gesellschaftlichen Situation von blinden oder erblindenden Menschen zu debattieren.
Auf der Tagung soll unter anderem die historische Tiefendimension und damit die Variabilität des Umgangs mit Erblindung und erblindeten Menschen aufgezeigt werden: In früheren Gesellschaften gab es nicht nur bisweilen andere Ursachen für Erblindung, vielmehr existierten auch andere Vorstellungen über blinde Menschen, spezifische Formen der sozialen Absicherung, aber auch anders gestaltete Handlungsspielräume für die Betroffenen selbst. Um dies zu erörtern, erbitten wir Vorschläge für Vorträge von Historikerinnen und Historikern, die sich mit der Geschichte von blinden und erblindenden Menschen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von und dem Umgang mit blinden Menschen auseinandersetzen. Unter anderem können neben sozial-, politik-, kultur- oder alltagsgeschichtlichen Perspektiven auch institutions- oder wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen erörtert werden. Des Weiteren erbitten wir Vorschläge für Vorträge von Vertreterinnen und Vertretern gegenwartsbezogener sozial- und geisteswissenschaftlicher Fächer (Soziologie, Politikwissenschaft, Ethnologie, Disability Studies usw.), die zum Thema ‚Blindheit‘ forschen. Erbeten werden Vortragsvorschläge beispielsweise zur gesellschaftlichen Wahrnehmung von blinden und erblindenden Menschen, zu sozialpolitischen Maßnahmen, zu Theorie und Praxis der Rehabilitation und zur Selbstorganisation von ‚Betroffenen‘.
Reise- und Unterkunftskosten werden für die Vortragenden übernommen. Die Veröffentlichung eines Sammelbandes mit ausgewählten Vorträgen der Tagung ist geplant. Vortragsproposals sollten höchstens 500 Wörter umfassen und zusammen mit einem kurzen Lebenslauf als pdf-Attachment bis zum 1.10.2015 an die folgenden beiden E-Mail-Adressen gesandt werden: aklettner@auge.uni-kiel.de sowie lingelbach@histosem.uni-kiel.de.

Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Alexa Klettner
Universität Kiel – Experimentelle Retinologie
Hegewischstraße 2
24105 Kiel
aklettner@auge.uni-kiel.de

und/oder

Prof. Dr. Gabriele Lingelbach
Universität Kiel – Historisches Seminar
Leibnizstraße 8
24118 Kiel
lingelbach@histosem.uni-kiel.de

Programm

Kontakt

Gabriele Lingelbach

Universität Kiel – Historisches Seminar
Leibnizstraße 8, 24118 Kiel

lingelbach@histosem.uni-kiel.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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