Ideen und Praktiken für die räumliche Entgrenzung von Tier–Mensch Verhältnissen – Transdisziplinärer Workshop

Ideen und Praktiken für die räumliche Entgrenzung von Tier–Mensch Verhältnissen – Transdisziplinärer Workshop

Veranstalter
Dr. Thomas Hauck, Prof. Dr. Stefanie Hennecke, Dr. André Krebber, Wiebke Reinert, M.A., Prof. Dr. Mieke Roscher
Veranstaltungsort
Universität Kassel, Gießhaus, Mönchebergstr. 5
Ort
Kassel
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2015 - 01.10.2015
Deadline
09.09.2015
Von
Roscher, Mieke

Grenzziehungen zwischen Mensch und Tier, Kultur und Natur, Wildnis und Zivilisation sind ein klassisches Thema, das gegenwärtig in verschiedenen Disziplinen insbesondere mit Fokus auf die moderne Stadt eine Neubetrachtung erfährt. Auch in Konzepten der räumlichen Planung geraten diese Grenzen in Bewegung: Bücher über Wildtiere in der Stadt werden zu Bestsellern, in den zoologischen Gärten werden Gehege zu begehbaren Erlebniswelten, in denen Mensch und Tier sich begegnen sollen und es lässt sich kaum eine Visualisierung zukünftiger urbaner Archi-tekturen oder Landschaftsarchitekturen finden, in denen nicht ein Mauersegler über dem Häusermeer schwebt oder ein Silberreiher in urbanen Gewässern fischt. Urbane Gesellschaften der westlichen Welt scheinen von der Vorstellung gemeinsam mit Tieren bewohnter und gestalteter Räume wieder fasziniert zu sein. Diese eigentlich romantischen Vorstellungen des frühen 19. Jahrhunderts finden nach den industriellen Fortschrittseuphorien und der postmodernen Ästhe-tik der Umweltbewegungen der 1980er Jahre erneut Anklang. Doch bei aller Begeisterung sind diese „Begegnungen“ nicht nur positiv geprägt, sondern auch von Ablehnung, Nutzungskonflikten oder Ängsten, denen mit verschiedenen neuen Grenzziehungen begegnet wird. Kann man also von einer Tendenz zur Reduktion oder Überwindung der Grenzen zwischen menschlichen und tierlichen Räumen sprechen oder werden den Grenzen nur neue Begründungen und Formen gegeben?

In diesem Kontext wollen wir Planung von Stadt und Landschaft als Instrument der Regulierung, der Kontrolle oder des Managements von Tiervorkommen im Raum betrachten sowie nach eine Dialektik der Deregulierung fragen. Verändert die Aufhebung räumlicher Grenzziehungen etwas an unserem Blick auf das Tier? Welche Rolle wird Tieren im Zoo, im Stadtpark, im Wohnumfeld und in der Stadtlandschaft zugewiesen, wenn sie sich nun scheinbar unbegrenzt ihre eigenen Räume suchen und gestalten können? Halten sich Tiere an die ihnen zugewiesenen Rollen, Räume und Funktionen? Im Zentrum des Workshops stehen das Nebeneinander- oder Miteinanderleben von Menschen und Tieren und die Herausforderungen, die dies für die Stadtplanung und Landschaftsarchitektur darstellt.

Mithilfe einer historischen Perspektive, die den Blick auf den Gegenstand und die Praktiken der Planungsdisziplinen verändert und in Bewegung bringt, lässt sich sowohl für die Planungswis-senschaften als auch für den Anwendungsbereich der Human-Animal Studies herausarbeiten, ob und gegebenenfalls wie das Miteinander von Mensch und Tier konkret verändert wird. Gerade mit Blick auf letzteres geht es uns um Fragen nach den gezogenen oder aufgehobenen Trennlinien.

Workshop

Um Grenzbereiche der Planung und Planbarkeit im Verhältnis zum Tier kritisch abzuschreiten, möchten wir eine wechselseitige Perspektivierung von Planungs- und Gesellschaftswissenschaften bemühen, die in drei Feldern Situationen räumlicher Entgrenzung von Tier-Mensch Verhältnissen thematisieren soll. Planerische Beiträge in diesen Themenbereichen und reflektierende gesellschaftswissenschaftliche Sichtweisen sollen sich thematisch gegenseitig ergänzen, um sie im Anschluss gemeinsam zu diskutieren.

Dazu haben wir Vertreter_innen aus der theoretischen und der angewandten Forschung bzw. Praxis zu Vortrag und Diskussion eingeladen mit dem Ziel, Anwendung und Reflexion der jeweiligen Entgrenzungsidee in einen vertiefenden Dialog zu bringen. Der Workshop verfolgt dabei das Ziel der transdisziplinären Vernetzung sowohl innerhalb der Universität Kassel als auch mit Forschenden anderer Institutionen. Der Austausch zwischen dem Fachbereich Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung, den Fachgebieten Sozial- und Kulturgeschichte (Human-Animal Studies) sowie Neuere und Neueste Geschichte und dem LOEWE-Forschungsschwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft“ an der Universität Kassel bildet dabei den organisatorischen und inhaltlichen Ausgangspunkt des Workshops.

Die Teilnahme am Workshop ist frei. Um eine Anmeldung per Email an André Krebber, krebber@uni-kassel.de, bis zum 9. September 2015 wird gebeten. Aufbauend auf den Vorträgen und den Diskussionen soll eine Publikation erfolgen. Die Vorträge und Diskussionen werden zu diesem Zweck aufgezeichnet.

Programm

9.30-9.50 Einführung: Stefanie Hennecke, Mieke Roscher, Universität Kassel

9.50-10.40 Keynote: Clemens Wischermann, Universität Konstanz

"Liminale Leben(s)Räume. Grenzverlegungen zwischen urbanen menschlichen Gesellschaften und anderen Tieren im 19. und 20. Jahrhundert."

10.40-11.00 Pause

11.00-12.30 Sektion 1: Urbanes Wildtiermanagement – Möglichkeiten der Konfliktlösung und Gestaltung von Tier-Mensch-Verhältnissen in Großstädten

Referenten:
Dieter Rink, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Derk Ehlert, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin

Moderation:
Stefanie Hennecke, Universität Kassel

12.30-13.30 Mittagessen im Gießhaus

13.30-15.00 Sektion 2: Der zoologische Garten als „anderer Raum“ – Ideen und Konzepte von Inklusion, Exklusion und Grenzsicherungen zwischen Tier und Mensch in zoologischen Gärten

Referentinnen:
Wiebke Reinert, Universität Kassel
Mieke Roscher, Universität Kassel
Ariane Röntz, Universität Kassel

Moderation:
André Krebber, Universität Kassel

15.00-15.20 Pause

15.20-16.50 Sektion 3: Habitat Großstadt – Ideen, Planungsmethoden und Gestaltungansätze für von Tieren und Menschen gemeinsam bewohnte urbane Räume

Referenten:
Siegfried Becker, Universität Marburg
Thomas E. Hauck, Universität Kassel
Wolfgang W. Weisser, Technische Universität München

Moderation:
Wiebke Reinert

16.50-17.00 Pause

17.00-17.30 Abschlussplenum

Kontakt

André Krebber

Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Nora-Platiel-Str.1, 34127 Kassel

0561 804-7988

krebber@uni-kassel.de

https://www.uni-kassel.de/fb05/fachgruppen/geschichte/human-animal-studies/konferenzen.html
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Deutsch
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