Alltäglich spielen Verbindlichkeiten, die das Leben selbstverständlich machen, keine besondere Rolle. Man trifft einen Kollegen morgens auf dem beinahe noch verschlafenen Universitätsflur und nickt ihm freundlich zu. Jemand geht zum Bäcker und bezahlt dort seine Brötchen. Und wenn ich in den Bus einsteige, der mich sonntags zum Badesee bringt, nehme ich an, dass der Busfahrer die entsprechende Fahrprüfung abgelegt hat. Die Verbindlichkeit dieser Alltäglichkeiten tritt hervor, sobald sie durchbrochen wird: wenn der Kollege an diesem Morgen nicht grüßt, der Kunde beim Bäcker ohne Umschweife die Tüte mit dem Gebäck von der Ladentheke nimmt und das Geschäft verlässt oder sich nach einem Busunglück herausstellt, dass der Fahrer keine Fahrerlaubnis hatte. Solche Zwischenfälle sind sowohl in der Philosophie als auch in den Kultur- und Sozialwissenschaften immer wieder diskutiert worden. Doch worauf beruht die implizite Verbindlichkeit, die in den angeführten Beispielen zu Tage kommt, sobald sie unterlaufen wird? Und wie lässt sie sich ohne den Umweg über die Abweichung von praktischer Verbindlichkeit beschreiben?
Diesen Fragen möchte die Autumn School „Praktiken kultureller Verbindlichkeit“ auf den Grund gehen und kulturelle Verbindlichkeit über die entsprechenden Praktiken – etwa des Grüßens, Kaufens oder der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel – erschließen. Denn so irritierend die geschilderten Zwischenfälle sind, so erstaunlich scheint es, dass kulturelle Praktiken tagtäglich gelingen und in ihrer Verbindlichkeit fortgeschrieben werden. Damit steht dieser Versuch, die Verbindlichkeit kultureller Praktiken aus den Handlungsweisen zu explizieren, vor dem Problem, ob und inwiefern Handeln als Methodenbegriff entwickelt und erprobt werden kann?
Ihre Antworten auf den Call for Papers mit bis zu 500 Wörtern senden Sie bitte bis zum 15.9.2015 an schauppam@uni-landau.de. Sie bekommen von den Veranstaltern der Autumn School noch im September eine Rückmeldung auf Ihre Einsendung.
Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.
Weitere Informationen zu den Veranstaltern und ihrer Zusammenarbeit finden Sie unter www.kulturelle-orientierung.de
Für Rückfragen können Sie sich jederzeit an Anna Magdalena Schaupp, Koordinatorin des Forschungsschwerpunktes am Campus Landau, wenden: schauppam@uni-landau.de, Telefon: 06341/28032282