Kosakische Aufstände und ihre Anführer im vormodernen Osteuropa: Heroisierung, Dämonisierung und Tabuisierung der Erinnerung

Kosakische Aufstände und ihre Anführer im vormodernen Osteuropa: Heroisierung, Dämonisierung und Tabuisierung der Erinnerung

Veranstalter
Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte / SFB 948 „Helden. Heroisierungen. Heroismen“/ Internationales Graduiertenkolleg 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“
Veranstaltungsort
Hebelstr. 25, Großer Sitzungsraum
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2015 - 16.10.2015
Website
Von
Gleb Kazakov

In der Geschichte des frühneuzeitlichen Osteuropas sind Kosaken vorwiegend als Rebellen und Anführer zahlreicher Aufstände bekannt. Kaum ein Aufruhr blieb in diesem Zeitalter ohne ihre Teilnahme, so dass die meisten aufständischen Bewegungen in der Geschichte Russlands und der Ukraine nach ihren Kosakenanführern benannt sind – die Aufstände von Chmelnyc‘kyj, Razin, Bulavin und Pugačev. Die Figuren dieser und anderer kosakischer Rebellen faszinierten sowohl die zeitgenössischen Beobachter als auch die Menschen späterer Epochen und wurden weit und breit in Politik, Historiographie, Literatur, Kunst und Volkskultur rezipiert. Dabei sind zwei unterschiedliche, wenn nicht gegensätzliche, Tendenzen auszumachen. Einerseits suchten die staatlichen Opponenten der Aufständischen die Erinnerung an Rebellionen und ihre Anführer einzudämmen und zu verleumden, oder gar auszuradieren. Andererseits neigte die Volkstradition zur Heroisierung der Erinnerung und produzierte neue Mythen über die besiegten Rebellen. Diese zweite Tendenz wurde in der sowjetischen Zeit von der staatlichen Propaganda aufgenommen und für die Bedürfnisse der Gegenwart adaptiert.
Der interdisziplinäre Workshop "Kosakische Aufstände und ihre Anführer im vormodernen Osteuropa: Heroisierung, Dämonisierung und Tabuisierung der Erinnerung" will verschiedene Aspekte der Rezeption kosakischer Bewegungen in der Geschichte Osteuropas zu Diskussion stellen. Dabei werden sich die Beiträge auf unterschiedliche Medienarten und Akteure der Rezeption konzentrieren: von Beschreibungen und Berichten der vormodernen Zeitzeugen bis zu Romanen und historischen Monografien des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt des Workshops stehen die Figuren der Aufstandsanführer und Erinnerungsprozesse ihrer (De-)Heroisierung.

Programm

Donnerstag, den 15. Oktober

09:00 – Dietmar Neutatz (Freiburg): Grußwort und Einleitung

09:15 – 10:00 – Ingrid Maier (Uppsala): Der Razin-Aufruhr (1670–71) in Berichten des „schwedischen Korrespondenten aus Moskau“ Christoff Koch

10:00 – 10:45 – Gleb Kazakov (Freiburg): Stenka Razin bei westeuro-päischen Beobachtern: ein Held, ein „edler Wilder“ oder ein Verbrecher?

10:45 – 11:15 – Kaffeepause

11:15 – 12:00 – Sergey Nekljudov (RGGU, Moskau): Angekettet und entschlafen – der dämonologische Aspekt Stenka Razins und seiner Heroisierung in der Volkstradition

12:00 – 12:45 – Dietmar Neutatz (Freiburg): Zur Frage der Heroisierung von Razin und Pugačev in der Sowjetunion unter Lenin und Stalin

12:45 – 14:15 – Mittagspause

14:15 – 15:00 – Malte Griesse (Konstanz): Erzählungen des Pugačev- Aufstands unter dem Einfluss der damnatio-memoriae-Politik Katharinas II.: Übersetzung, Anonymität, Fakt und Fiktion

15:00 – 15:45 – Reinhard Nachtigal (Freiburg): Pugačev und seine Rebellion bei russischen Autoren des 19. Jahrhunderts: Der Volksheld in der Rezeption der Intellektuellen

15:45 – 16:15 – Kaffeepause

16:15 – 17:00 – Iskra Schwarcz (Wien): Die umstrittene Heldenfigur des ukrainischen Kosakenhetmans Iwan Masepa

Freitag, den 16. Oktober

09:00 – 12:00 – Abschließende Diskussion und Abschiedswort

Kontakt

Gleb Kazakov

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Internationales Graduiertenkolleg 1956, Stadtstraße 5, Raum 013

+49 761 203 98 570

gleb.kazakov@mail.igk1956.uni-freiburg.de


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