Deutscher und polnischer Katholizismus seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Bilanz und Perspektiven

Deutscher und polnischer Katholizismus seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Bilanz und Perspektiven

Veranstalter
Univ.-Prof. Dr. habil. Aleksandra Chylewska-Tölle, Deutsch-Polnisches Forschungsinstitut am Collegium Polonicum in Słubice; Dr. Urszula Pękala, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte
Veranstaltungsort
Deutsch-Polnisches Forschungsinstitut am Collegium Polonicum in Słubice
Ort
Słubice
Land
Poland
Vom - Bis
03.12.2015 - 05.12.2015
Von
Wiehl, Stefanie

Im Jahr 1965 wandten sich die polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder mit der Botschaft: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“. Dies war eine Geste, die einen Paradigmenwechsel in der Beziehung der Polen zu den Deutschen einleitete. Die christlich begriffene Versöhnung war eine Grundlage für viele Initiativen, die zur Erneuerung der Beziehungen zwischen den beiden Völkern führten. Dies war allerdings kein einfacher Weg. Die deutschen und polnischen Bischöfe fassten diesen Weg in einer gemeinsamen Erklärung aus Anlass des 70. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkrieges folgendermaßen zusammen: „Es braucht nicht verschwiegen zu werden: Der Weg der Verständigung und der Zusammenarbeit, den die Kirchen in unseren beiden Ländern seither gegangen ist, war manches Mal schwierig und nicht frei von Missverständnissen und Belastungen. Wir haben jedoch gelernt, dass Geduld, Behutsamkeit, Wahrhaftigkeit und guter Wille unverzichtbare Wegbegleiter beim Aufbau des Gemeinwohls sind.“

Im Jahre 2015 jährt sich der Briefwechsel der Bischöfe zum 50. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet das Deutsch-Polnische Forschungsinstitut am Collegium Polonicum, eine internationale und interdisziplinäre Tagung. Das Ziel der Tagung ist es, den zurückgelegten Weg zu betrachten und nach den Erfolgen, Schwierigkeiten und Zukunftsperspektiven der deutsch-polnischen Nachbarschaft im kirchlichen Bereich zu fragen. Bei dieser Fragestellung geht es nicht bloß um eine historische Rekonstruktion der Ereignisse vor 50 Jahren, sondern vor allem darum, den Briefwechsel und seine Wirkung in einem breiteren Kontext des deutsch-polnischen Kulturtransfers im religiösen Raum zu platzieren.

Die geplante Tagung soll drei thematischen Schwerpunkten gewidmet werden:

1) Der Briefwechsel und seine Wirkung im historischen Rückblick

In diesem einführenden Teil werden die Entstehungsgeschichte des Briefwechsels und sein breiter historischer Hintergrund nachgezeichnet. Dazu gehören auch die Betrachtung des deutsch-polnischen Verhältnisses aus der evangelischen und jüdischen Perspektive sowie dessen Verortung im europäischen Kontext.

2) Deutsch-polnischer Kulturtransfer im religiösen Raum

Im polnischen Brief wird auf den seit Jahrhunderten bestehenden Transfer im kulturellen und religiösen Bereich hingewiesen. An diese Thematik anknüpfend sollen die in diesem zentralen Teil der Tagung gesammelten Beiträge aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen den heutigen Stand dieses Transfers vertieft erörtern.

3) Berichte aus der Praxis der deutsch-polnischen Annäherung

Im Unterschied zu den zwei anderen Teilen, die eine wissenschaftliche Sicht auf den deutsch-polnischen Versöhnungsprozess präsentieren, soll dieser Teil Einblicke in die gegenwärtige Praxis der deutsch-polnischen Beziehungen bieten.

Ein öffentlicher Abend mit Podiumsdiskussion rundet die Tagung ab. Als Diskussionsteilnehmende sind Journalisten und Publizisten vorgesehen, die den Prozess der deutsch-polnischen Annäherung begleiten oder maßgeblich beeinflussen.

Programm

Donnerstag, 3. Dezember

16:30 – 17:00
Andrzej Jan Szwarc, Direktor des Deutsch-Polnischen Forschungsinstituts
Erzbischof Wiktor Skworc, Vorsitzender der Kontaktgruppe des deutschen und polnischen Episkopats
Begrüßung
Aleksandra Chylewska-Tölle (Słubice), Urszula Pękala (Mainz): Einführung in die Tagung

Der Briefwechsel und seine Wirkung im historischen Rückblick I

17:00 – 18:30
Jan Rydel (Kraków): Deutsch-polnische Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg
Severin Gawlitta (Essen): Geschichte der Korrespondenz der polnischen und deutschen Bischöfe aus der Perspektive neuester Forschungen
Lothar Quinkenstein (Poznań): Jerzy Ficowskis "Miriams Himmelfahrt von der Straße im Winter 1942" – Überlegungen zum Fokus des "deutsch-polnischen" Paradigmas aus jüdischer Perspektive

Freitag, 4. Dezember
Der Briefwechsel und seine Wirkung im historischen Rückblick II

9:30 – 10:30
Ulrike Link-Wieczorek (Oldenburg): Deutsch-polnische Versöhnung aus der protestantischen Perspektive
Urszula Pękala (Mainz): Deutsch-polnische und deutsch-französische Versöhnung im europäischen Kontext

Deutsch-polnischer Kulturtransfer im religiösen Raum

10:45 – 12:15
Anna Kochanowska-Nieborak (Poznań): Rolle der Stereotypen im Versöhnungsprozess zwischen Deutschen und Polen
Gregor Feindt (Mainz): »Vergeben, nicht Vergessen«: Erinnerung als Ressource der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen
Rafał Żytyniec (Ełk): Der Kulturtransfer im religiösen Bereich im spezifischen Kontext der „Wiedergewonnenen Gebiete”

13:30 – 14:30
Marek Jakubów (Lublin): Religiöse Schriftsteller in Deutschland und Polen
Szymon Bojdo (Słubice): Polnische und deutsche katholische Publizisten über die deutsch-polnische Versöhnung nach 1989

15:00 – 16:30
Aleksandra Chylewska-Tölle (Słubice): Ecclesia semper reformanda als Motiv der deutschen und polnischen Gegenwartsprosa
Christian Heidrich (Heidelberg): Niemand kommt unverändert zurück. Das Pilgermotiv in neuer deutscher und polnischer Literatur
Anna Szyndler (Częstochowa): Shoah als ein deutsch-polnisches Problem am Beispiel der Rezeption des Dramas „Der Stellvertreter” (1963) von Rolf Hochhuth im kirchlichen Kontext

17:00 – 18:30
Podiumsdiskussion: Deutsche und polnische Katholiken angesichts der Herausforderungen der Gegenwart
Bischof Matthias Heinrich (angefragt, Berlin), Wolfgang Iskraut (Cottbus/Frankfurt O.), Tomasz Kycia (Berlin), Georg Langosch (Frankfurt O.), Zbigniew Nosowski (Warszawa);
Moderation: Andrzej Draguła (Szczecin)

20:00 – 21:00 Spirituelle Impulse. Ein ökumenischer Abend (Katholisches Studentenzentrum „Parakletos“ in Słubice)

Samstag, 5. Dezember

Berichte aus der Praxis der deutsch-polnischen Annäherung im religiösen Bereich

9:30 – 11:00
Erzbischof Wiktor Skworc (Katowice): Rolle und Aufgaben der Kontaktgruppe des Deutschen und polnischen Episkopats im deutsch-polnischen Verhältnis
Jörg Lüer (Berlin): Die Maximilian-Kolbe-Stiftung im Prozess der deutsch-polnischen Versöhnung
Manfred Deselaers (Oświęcim): Zentrum für Dialog und Gebet im deutsch-polnischen und jüdisch-christlichen Dialog

11:30 – 13:00
Adam Kalbarczyk (Poznań): Seelsorge für polnische Katholiken in Deutschland
Andrzej Draguła (Szczecin): Deutsch-polnischer wissenschaftlicher Austausch im Bereich der Theologie
Tadeusz Kuźmicki (Słubice): Katholische Studierendengemeinde im deutsch-polnischen Grenzraum

13:00 Abschluss der Tagung

Kontakt

Dr. Urszula Pękala

Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte
Alte Universitätsstraße 19 55116 Mainz, Deutschland
+49 (0)6131-39 39359
+49 (0)6131-39 30153
pekala@ieg-mainz.de

http://www.ieg-mainz.de/institut/personal/pekala
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