Die Tagung „Kitt der Polis. Über den Zwang zum Miteinander“ ist als Forschungssymposion ausgerichtet. Es geht um die Frage, wie eine Gesellschaft, die aus vielen heterogenen und Eigeninteressen verfolgenden Gruppen besteht, als soziales Gebilde Konstanz erreichen kann. Unter „Gruppen“ werden hier sowohl durch Geschlecht (Mann – Frau), Geburt (Adel/Eliten – Unfreie etc.), Herkunft (Autochthone – Fremde atc.), Stand (Bürger – Metöke etc.), Alter (Knaben/Jünglinge/Männer – Mädchen/Frauen), Beruf (Bauer – Soldat etc.) und ähnliche Kategorien als zusammengehörig aufgefasste bzw. sich als zusammengehörig fühlende Teile der Bevölkerung (ungeachtet möglicher Überschneidungen und Mehrfachzordnungen) verstanden. Im Speziellen wird danach gefragt, welche Diskurse innerhalb der einzelnen – zum Teil miteinander konkurrierenden – Gruppen, im Umlauf sind und auf welche Diskurse Bezug genommen wird, wenn einerseits Interessen der Gruppe und deren Mitglieder zu bedienen sind, andererseits das Interesse des übergeordneten politischen Rahmens (im vorliegenden Fall ist dies v. a. die Polis Athen) zu berücksichtigen ist. Besonderes Augenmerk fällt auf die Frage, ab welchem Punkt und unter welchen Umständen Eigeninteressen gegenüber übergeordneten Interessen nachrangig werden, bzw. welche Institutionen eingerichtet – und von den verschiedenen Gruppen akzeptiert – werden, um diesen freien Streit der Kräfte zu regulieren und so den Bestand eines Gemeinwesens zu garantieren.