Interdependenzen und Transformationen: Frauen und Kulte im Römischen Reich des 2.-4 Jahrhunderts

Interdependenzen und Transformationen: Frauen und Kulte im Römischen Reich des 2.-4 Jahrhunderts

Veranstalter
Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas, FernUniversität in Hagen
Veranstaltungsort
FernUniversität in Hagen
Ort
Hagen
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.05.2016 - 07.05.2016
Deadline
17.01.2016
Von
C. Urs Wohlthat

Betrachtet man die jüngste Forschung zur Geschichte der römischen Kaiserzeit, so fällt kaum ein Wort so häufig wie „Transformation“. Im Rahmen der Religionsgeschichte meint „Transformation“ dabei vor allem die Verwandlung der paganen Antike in die christliche Spätantike. Dass diese Transformation aber nicht die einzige Veränderung in der religiösen Kultur des Römischen Reiches war, demonstrieren pagane wie jüdisch-christliche Autoren gleichermaßen: Sowohl Paulus als auch Plutarch berichten von Frauen in zentralen kultischen Stellungen. Während aber Paulus die Frauen zumindest im ersten Korintherbrief Männern unterordnet (1 Kor 11-14), erkennt Plutarch die Leitungsfunktion seiner Schülerin Klea im Dionysos-Kult (Is. 364E) durchaus wohlwollend an. Andererseits galten Plutarch alte Frauen geradezu als Innbegriff abergläubischer Praktiken (superst. 166A-B)

In den letzten Jahren ist die Forschung daher vermehrt dazu übergegangen religiöse Praktiken und Handlungsspielräume von Frauen in kultischen Kontexten als interdependent mit anderen Kriterien zu sehen. Besonderes Augenmerk fanden dabei sowohl der sozioökonomische Status als auch der Zugang zu exklusivem Wissen. Weitere Möglichkeiten könnten sich aber auch in all denjenigen Kulten geboten haben, die bei den lokalen Eliten weniger begehrt waren, etwa den sogenannten orientalischen Kulten oder dem Kaiserkult. Beide Fälle lassen sich zumindest für männliche Akteure unterhalb der Eliten, etwa Freigelassene, in der Kaiserzeit erkennen.

Dass verschiedene soziale Kategorien (z. B. Weiblichkeit und Ethnie) Minderheiten nicht nur in Form von Intersektionalität marginalisieren, sondern diese Identitätsanteile interdependent sind und durchaus eigene Spielräume und Handlungsfelder eröffnen können, ist abseits der Altertumswissenschaften jüngst immer wieder diskutiert worden. In dem noch jungen Interdependenzdiskurs fallen bislang jedoch vor allem Studien zu Judentum und Christentum mit Beiträgen zur Antike auf. Untersuchungen zum „doing gender“ und gleichzeitigen „doing religion“ in den paganen Kulte stehen in dieser Hinsicht jedoch weitestgehend aus. Hier hoffen wir mit dem Workshop neue Impulse geben zu können.
Ziel des Workshops ist es für das Römische Reich des 2.-4. Jahrhunderts zu untersuchen, in wieweit:

- Frauen in etablierten, wie neuen Kulten zentrale Positionen besetzten,
- wie ihre dortigen Handlungsfelder und –spielräume aussahen oder gegebenenfalls von ihnen ausgestaltet werden konnten,
- ob es Frauen möglich war neue Handlungsfelder in Kultkontexten zu besetzen,
- wie und nach welchen Maßstäben die Handlungen von Frauen, insbesondere in den sogenannten orientalischen Kulten, in der zeitgenössischen Literatur bewertet wurden
- und welche sozialen und kulturellen Faktoren eine Partizipation von Frauen ermöglichten, förderten oder beschnitten.

Der Call for Papers richtet sich an Promovierende und Post-Docs der Altertumswissenschaften, Religionswissenschaften und affiner Fächer, die Interesse haben in einem etwa 30-minütigen Vortrag zu den oben ausgeführten oder verwandten Themenbereichen vorzutragen. Für anschließende Diskussionszeit soll ausreichend gesorgt sein.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, ein Abstract von nicht mehr als 500 Wörtern in englischer oder deutscher Sprache bis zum 17. Januar 2016 an C. Urs Wohlthat (Christian-Urs.Wohlthat@fernuni-hagen.de) zu senden. Wir werden uns bemühen zeitnah allen Interessenten eine Antwort zukommen zu lassen und ein Programm für den Workshop am 6.-7. Mai 2016 zu versenden.

Programm

Kontakt

Christian Urs Wohlthat

Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas
Universitätsstr. 33 B, 58084 Hagen
+49 2331 987-2111

Christian-Urs.Wohlthat@FernUni-Hagen.de

http://www.fernuni-hagen.de/geschichte/lg1/team/christian.wohlthat.shtml