Streben nach Emanzipation? Judentum und Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert

Streben nach Emanzipation? Judentum und Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert

Veranstalter
Ludwig Rosenberg Kolleg
Veranstaltungsort
31.1. Alwin-Brandes-Saal, IG Metall-Haus Alte Jakobstraße/ 1.-2.2. Akademie des Jüdischen Museums in der Lindenstraße
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.01.2016 - 02.02.2016
Deadline
17.01.2016
Von
Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien

Gesellschaftliche Emanzipation prägte als gemeinsames Anliegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Arbeiterbewegung und das europäische Judentum. Die emanzipatorischen Bestrebungen jüdischer Intellektueller und politischer Aktivistinnen und Aktivisten gegen gesellschaftliche Diskriminierung auf der einen und der Arbeiterbewegung für eine Veränderung der sozialen Verhältnisse auf der anderen Seite gerieten mitunter in Konflikt. Mit den Zäsuren des 20. Jahrhunderts – dem Ersten Weltkrieg, der Oktoberrevolution, dem Scheitern der Weimarer Republik, dem Volksfrontansatz sowie der antisemitischen Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands – musste nicht nur das Verhältnis von Judentum und Arbeiterbewegung zueinander, sondern damit einhergehend auch die Spannungs- sowie die gemeinsamen Aktionsfelder neu ausgehandelt werden. Das Streben nach Emanzipation unterlag dementsprechend einem permanenten historischen Wandel und benötigte jeweils neue Strategien.

Die internationale Tagung geht unter anderem folgenden Fragenkomplexen nach:

Wurde das Streben nach Emanzipation als ein gemeinsames Anliegen verstanden, das Juden und Jüdinnen mit der Arbeiterbewegung verband?

Dominierten Identitätskonstruktionen und Selbstbilder, die zu einer Entscheidung zwangen, sich selbst primär als Juden bzw. Jüdinnen oder als Angehörige der internationalen Arbeiterbewegung zu verstehen?

Welche Rolle spielte Yiddishkayt in der Arbeiterbewegung?

Wie reagierte die Arbeiterbewegung auf den erstarkenden Antisemitismus?

Die Tagung wird am Sonntag, 31. Januar 2016, mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Jack Jacobs (New York) im Alwin-Brandes-Saal, IG Metall-Haus Alte Jakobstraße, eröffnet. Für die musikalische Umrahmung sorgt Karsten Troyke.

Tagungsort am 1. und 2. Februar 2016 ist die Akademie des Jüdischen Museums in der Lindenstraße.

Um Anmeldung bis zum 17. Januar 2016 wird gebeten: E-Mail: moses@mmz.uni-potsdam.de

Programm

Sonntag, 31. Januar 2016

Öffentliche Vortragsveranstaltung zum Auftakt der Tagung

17:00
Begrüßung: JULIUS H. SCHOEPS (Potsdam), JENS BECKER (Düsseldorf), ANJA JUNGFER und SHMUEL VARDI (Potsdam)

18:00
Eröffnungsvortrag: JACK JACOBS (New York): Jews and the Left Reconsidered

Anschl. Empfang

Musikalische Umrahmung: KARSTEN TROYKE (Berlin)

Montag, 1. Februar 2016

9:00
Begrüßung: CLAUDIA KOCH (Hamburg)

9.30
Panel I Emanzipation und demokratischer Sozialismus

SHMUEL VARDI (Potsdam): Ada (Fischmann) Maimon. Die arbeitende Frau als eine neue Lebensform der emanzipierten Gesellschaft

HELGA GREBING (Berlin): Fritz Sternberg, ein unorthodoxer Marxist jüdischer Herkunft, über die Chancen des demokratischen Sozialismus in Europa nach 1945

Moderation ANIA SZYBA (Potsdam/Berlin)

11.30 Panel II Intellektuelle und Arbeiterbewegung

STEPHAN BRAESE (Aachen): Zwischen Theorie und Praxis. Zum Ort von Georg Lukács und Walter Benjamin in der europäischen Arbeiterbewegung

FRANK VOIGT (Osnabrück): Die Debatte um Karl Mannheims „Ideologie und Utopie“ 1929/30 in den Zeitschriften „Die Gesellschaft“ und „Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung“

Moderation: MARKUS BÖRNER (Potsdam/Berlin)

13:00 Mittagspause

14.30 Panel III Judentum und „Rotes Prag“

MARCUS PATKA (Wien): Egon Erwin Kisch und das späte Erbe der Väter

ANJA JUNGFER (Potsdam): Kurskorrekturen. Volksfront und „Judenfrage“ im „Gegen-Angriff“ 1933-1936

Moderation: KONSTANTIN BAEHRENS (Potsdam)

16.30 Panel IV Yiddishkayt und Arbeiterbewegung

GENNADY ESTRAIKH (New York): American Yiddish-speaking socialists and the Comintern, 1919–1943

GABRIELE KOHLBAUER-FRITZ (Wien): Die jiddische Subkultur in Wien und die jüdische Arbeiterbewegung

Moderation: JAKOB STÜRMANN (Potsdam/Berlin)

Dienstag, 2. Februar 2016

9.00 Panel V Reaktionen auf den Antisemitismus

RALF HOFFROGGE (Bochum): Werner Scholem als Redner in der „Ostjudendebatte“ 1922 im Preußischen Landtag

KONSTANTIN BAEHRENS (Potsdam): Haltungen zum Antisemitismus in Monographien aus der deutschsprachigen Arbeiterbewegung um 1933

Moderation: FRANK VOIGT (Osnabrück)

11:00 Panel VI Nation und Staatenlosigkeit

MARKUS BÖRNER (Potsdam/Berlin): „Die Überflüssigen“. Zu einer Denkfigur Hannah Arendts

MIRIAM RÜRUP (Hamburg): Das Recht der Rechtlosen. Perspektiven auf Staatenlosigkeit nach 1945

Moderation: DORIS MAJA KRÜGER (Berlin)

Ende der Tagung gegen 13:30 Uhr

Kontakt

Moses Mendelssohn Zentrum

http://www.mmz-potsdam.de/